
Urlauber sitzen bei Sonnenschein am Strand von Cuxhaven.Bild: dpa / Sina Schuldt
Deutschland
10.08.2020, 06:2210.08.2020, 08:59
Volle Strände an Nord- und Ostsee, Hochbetrieb
in den Voralpen: Trotz des Sommerreisebooms in vielen Urlaubsregionen
kann der Deutschland-Tourismus die Einbrüche durch die Corona-Krise
nach Einschätzung der Branche nicht aufholen. "Von einem Boom im
Deutschland-Tourismus wird man in diesem Jahr unter dem Strich kaum
sprechen können. Dazu waren die Verluste während des Lockdowns zu
groß", sagte Norbert Kunz, Geschäftsführer des Deutschen
Tourismusverbandes (DTV). Aktuell müssen Urlauber in besonders
beliebten Regionen für Übernachtungen tiefer in die Tasche greifen.
Kunz spricht von Preiserhöhungen von bis zu maximal 10 Prozent.
Besonders gefragt sind nach seinen Angaben aktuell die Nord- und
Ostsee sowie die Voralpen. An der Küste in Mecklenburg-Vorpommern
seien etwa 80 Prozent der Unterkünfte im Juli und August ausgebucht.
"Aber selbst Boomregionen werden es in diesem Jahr nicht schaffen, an
das Ergebnis des Jahres 2019 anzuknüpfen", sagte Kunz der Deutschen
Presse-Agentur. Das liegt auch daran, dass Hotels, Pensionen oder
Campingplätze, vor allem aber die Gastronomie, wegen der
coronabedingten Abstandsregeln ihre Kapazitäten nicht voll auslasten
können.
Zudem fehlen in vielen Regionen fast völlig ausländische Gäste.
Dies werde nicht durch Urlauber aus dem Inland kompensiert, sagte
Kunz. Einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK)
zufolge planen immerhin 29 Prozent der Menschen in Deutschland in
diesem Jahr keinen Urlaub mehr. Die Urlaubswilligen zieht es
mehrheitlich zu deutschen Zielen mit Bayern und
Mecklenburg-Vorpommern an der Spitze. Ins europäische Ausland wollten
17 Prozent aller Befragten noch aufbrechen.
Von dem Trend zum Urlaub in Deutschland profitieren Kunz zufolge
auch Regionen wie der Thüringer Wald, das Sauerland, die Eifel, der
Taunus, die Brandenburger Seenplatte oder der Harz. So berichten
beispielsweise Unterkünfte im Harz von einem starken Anstieg der
Buchungszahlen im Juni und Juli. "Es gibt einen starken Trend zur
Natur", beschrieb Kunz die Entwicklung.
Keine Entspannung in Sicht
Von Entspannung für die von der Corona-Krise hart getroffene
Branche kann aus Sicht des Verbandes insgesamt aber keine Rede sein.
"Ein Fünftel aller touristischen Betriebe kämpft ums Überleben, sie
sind weiter auf staatliche Hilfe angewiesen", berichtete der
Geschäftsführer des Tourismusverbandes. Das Kurzarbeitergeld müsse
verlängert werden. Derzeit ist der Bezug bis zu 12 Monate möglich.
Zudem solle die Insolvenzantragspflicht über Ende September hinaus
vorerst ausgesetzt bleiben.
(lin/dpa)