Die Biergärten könnten in vielen Bundesländern schon in wenigen Tagen öffnenBild: dpa / Tom Weller
Deutschland
Die sinkenden Corona-Infektionszahlen lassen
den Ruf nach weiteren Öffnungsschritten lauter werden – und nach
einem koordinierten Vorgehen. Nicht nur der Städte- und Gemeindebund
fordert dafür von der Politik ein Konzept. "Im Hinblick auf die
rasante Zunahme der Impfungen und den bevorstehenden Sommer mit
vielen möglichen Aktivitäten im Freien sollten sich Bund und Länder
bereits jetzt auf einen klaren Öffnungskatalog verständigen und
festlegen, unter welchen Voraussetzungen welche Bereiche wieder
öffnen dürfen", sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den
Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier warnt vor einem
Flickenteppich unterschiedlicher Lockerungen. Der CDU-Politiker
plädiert für abgestimmte Maßnahmen, auch wenn diese dann je nach
regionaler Infektionslage unterschiedlich schnell greifen. "Ich würde
es für richtig halten, dass wir uns mit Bund und Ländern gemeinsam
darauf verständigen. Und dass wir Schritt für Schritt die Öffnungen
machen, und zwar so, dass im Sommer auch Urlaub in Deutschland
möglich ist", sagte er am Sonntag im ARD-"Bericht aus Berlin". "Wir
reden mit den Ländern und versuchen, ein einheitliches Vorgehen zu
erreichen."
Drosten: Sommer mit Außengastronomie und Urlaub
Der Berliner Virologe Christian Drosten ist für die Zeit ab Juni
zuversichtlich, denn zu dem Monat würden sich erstmals die Impfungen
spürbar auswirken, sagte der Direktor der Virologie am
Universitätsklinikum Charité im ZDF-"Heute Journal". "Der Sommer kann
ganz gut werden in Deutschland." Gerade im Außenbereich werde wieder
vieles zugelassen werden können, erklärte er mit Blick auf Urlaub,
Außengastronomie und Grillen mit Freunden.
Die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner
lag laut Robert Koch-Institut (RKI) am Montagmorgen bundesweit bei
119.1 – am Vortag hatte sie noch 118.6 betragen, am Montag der
Vorwoche 146.9. Der abermals gesunkene Wert ist zwar immer noch hoch – der erste Lockdown wurde bei Werten um 50 ausgelöst –, aber
zugleich wächst die Zahl der Impfungen. Bis Sonntag waren knapp zehn
Prozent der Bevölkerung vollständig durchgeimpft, mehr als 30 Prozent
haben immerhin eine von zwei Impfungen erhalten. Und auch die Zahl
der Covid-Patienten auf Intensivstationen geht zurück.
Wegen des zunächst rasanten Anstiegs bei den Fallzahlen seit
Weihnachten waren die Kontaktbeschränkungen in den Regionen über der
Inzidenz 100 – also quasi in allen – einheitlich verschärft und der
Handel wieder in den Lockdown geschickt worden. Spätestens die
Einführung der Bundes-Notbremse machte dies flächendeckend nötig.
Inzwischen lockern die Länder aber wieder, allerdings auf eigene
Faust.
Bundesländer wollen für Touristen öffnen
Mehrere haben eine Öffnung auch für Touristen angekündigt. In
Schleswig-Holstein ist das in Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz
unter 100 bereits der Fall, am 17. Mai landesweit geplant.
Niedersachsen öffnet an diesem Montag regional für Urlauber aus dem
eigenen Land. In Bayern sollen Hotels, Ferienwohnungen und
Campingplätze in Kreisen unter der Inzidenz 100 ab 21. Mai öffnen
dürfen. Einige Länder haben dabei offensichtlich auch das
Pfingstgeschäft von Hotels und Gaststätten über das lange Wochenende
am 22. bis 24. Mai im Auge.
Um den Erfolg der bisherigen Bemühungen nicht zu gefährden,
fordern Mediziner aber besondere Vorsicht vor der Einschleppung von
Virusvarianten aus anderen Ländern. Flugreisende sollten an den
Flughäfen einen PCR- und einen Schnelltest machen müssen, empfahl der
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische
Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN), Christian Karagiannidis,
in der "Rheinischen Post". "Ist der Schnelltest negativ,
könnten sie zunächst nach Hause fahren und wären bei einem positiven
PCR-Test schnell zu erreichen. Das brauchen wir, um die Ausbreitung
möglicherweise gefährlicher Mutationen in Deutschland einzudämmen."
Mit Blick auf die Situation von Schülern plädierte Bayerns
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) für Impfaktionen in den Schulen.
Die Europäische Arzneimittelagentur EMA prüft derzeit die Zulassung
des Impfstoffs von Biontech/Pfizer für Kinder und
Jugendliche ab zwölf Jahren, in Kanada ist die Zulassung bereits
erteilt. Es müsse dann "massenhaft schon vor Schulbeginn
Schul-Impfaktionen mit geschlossenen Gruppenimpfungen" geben, sagte
Söder im "Bild"-Talk "Die richtigen Fragen". Dann könne das nächste
Schuljahr ein ganz anderes werden als das laufende.
(nb/dpa-afxp)