Joe Biden, die Urlaubsrückkehrer und der Karneval in Zeiten von Corona und die Klimakrise. Sandra Maischberger kümmert sich um die Themen der Woche.
Die Nominierung von Joe Biden zum demokratischen Präsidentschaftskandidaten handeln Sandra Maischberger und ihre Gäste relativ schnell ab. Nikolaus Blohme sagt zu den Erfolgsaussichten süffisant: "Biden wird bestenfalls dafür gewählt, dass er nicht Donald Trump ist." Es war ja auch keine Überraschung mehr. Interessanter wird es beim Blick nach Belarus. Mit 80 Prozent will der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko seine Wiederwahl gewonnen haben.
Die ehemalige ARD-Moskau-Korrespondentin Golineh Atai schließt aus, dass Lukaschenko in einer Blase lebt, in der er das selbst glaubt. "Er weiß ziemlich genau, wie das ausgezählt wurde", sagt sie. Die Stimmenverhältnisse seien nach ihren Informationen eigentlich eher genau umgekehrt zugunsten der Opposition gewesen. Nach einer Woche der friedlichen Demonstrationen und ohnehin schon gewalttätigen Reaktionen des Staatsapparates hat Lukaschenko ankündigt, nun hart durchzugreifen.
"Mit Beginn heute habe ich ein ungutes Gefühl", sagt Atai. Lukaschenko wisse, "dass er angezählt ist. Er kann nur noch mit dem Sicherheitsapparat reagieren." Hilfe für den Diktator aus Moskau will sie nicht ausschließen, findet aber "massive militärische Gewalt von Moskau wäre politischer Selbstmord". Auch der Journalist Nikolaus Blohme sieht ein "System Lukaschenko, das derzeit wirklich dabei ist zu stürzen, weil er einmal zu viel gefälscht hat."
TV-Moderatorin und Amelie Fried ist vor kurzem zum ersten Mal seit der Corona-Krise wieder geflogen. Zusammen mit ihrem Mann besuchte sie ihren Sohn in Brüssel, den sie seit sechs Monaten nicht mehr gesehen hatten. Im Flugzeug saß eine junge Frau neben ihr, die ihre Maske nicht richtig aufgesetzt hatte. Fried wies sie darauf hin. Und die junge Frau antwortete nur, sie könne die Maske nicht tragen. Auf Bitten von Fried setzte die Stewardess die Frau um. Allerdings kam sie kurz danach wieder und hustete Frieds Mann mit voller Absicht an. "Das ist gefährliche Körperverletzung oder mehr", ärgert sich Fried beim Gedanken daran. Sie alarmierte wieder die Stewardess und die sorgte dafür, dass bei der Landung in Brüssel schon die belgische Polizei wartete und die junge Frau in Empfang nahm. "Begreift sich so jemand als Widerstandskämpferin, als Rebellin?", fragt sich die Moderatorin noch immer fassungslos.
Ein trotziges Verhalten beobachtet auch der Virologe Alexander Kekulé bei vielen Menschen. "Jetzt steigen die Infektionszahlen an durch Menschen, die es relativ bewusst in Kauf nehmen – ich weiß nicht, ob man die mit Strafen dazu bringt, sich besser zu verhalten." Er setzt auf Überzeugen und Selbstverantwortung. So gebe es in den USA bereits Geräte, mit denen man sich in 20 Minuten in der Apotheke auf Corona testen lassen könne – in Taiwan gebe es einen Schnelltest, den jeder in wenigen Minuten zu Hause durchführen kann. Seine Überzeugung: Sogar Corona-Leugner sind mit einem Testergebnis zu bekehren: "Wenn er schwarz auf weiß ein Testergebnis in der Hand hat, besucht er seine Oma nicht mehr."
Man müsse unbedingt mehr testen und Testmöglichkeiten schaffen. Die Tests für Urlaubsrückkehrer findet er "richtig, nur nicht gut vorbereitet". Wir befänden uns ja nun schon am Ende der Urlaubszeit. Er geht davon aus, dass "viel mehr Erkrankungen eingeschleppt wurden, als gemeldet wurden. Ich gehe davon aus, dass die Dunkelziffer sehr hoch ist."
Damit die Zahlen nicht irgendwann exponentiell steigen, hat Gesundheitsminister Jens Spahn nun laut überlegt, dass der Karneval 2021 vielleicht besser ausfallen muss. Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans kann sich mit diesem Gedanken nicht anfreunden. "Man kann Karneval gar nicht absagen", ist seine Auffassung. "Das ist eine kulturelle Veranstaltung", dafür werde das ganze Jahr über organisiert und geprobt. "Karneval ist nicht nur drei Kappensitzungen."
Aber nach einer kurzen Denkpause lenkt Hans dann ein: "Karneval wie wir ihn im letzten Jahr gesehen haben, wird es nicht geben, das unterschreibe ich." Im Freien, als hybride Veranstaltung mit Abstand und Onlineübertragung – so kann sich Hans den Karneval vorstellen. "Irgendwie wird er schon stattfinden". Verboten steht er generell eher skeptisch gegenüber.
Ganz im Gegensatz zu Richard David Precht. Die Akzeptanz der Einschränkungen im Lockdown hat den Philosophen nicht überrascht.
Das zeige ihnen: "Der Staat kümmert sich um mich." Aber eigentlich ist Precht zum Thema Klimawandel geladen. Precht würde spritschluckende Autos unattraktiv machen, indem man damit nicht in die Innenstädte fahren darf, Billigkreuzfahrten und Flüge unter 500 Kilometern verbieten. Den Ernst der Lage hätten zwar alle im Kopf, würden ihn aber im Alltag verdrängen. Precht fabuliert dann noch von Zwangsarbeitseinsätzen zum Deichbau in 10, 20 oder 30 Jahren, wenn der Meeresspiegel steigt – und es vielleicht gar nichts mehr nützt. Für ihn wäre jetzt zu handeln wahre Realpolitik. Aber ihm ist auch klar, warum die Politik nicht umweltfreundlicher regiert: "Nachhaltigkeit ist ein völlig untergeordnetes Argument gegenüber Arbeitslosigkeit."