Die Ausschreitungen in Leipzig haben eine bundesweite Debatte über Demonstrationen in Zeiten von Corona losgetreten.Bild: imago images / Christian Grube
Deutschland
09.11.2020, 16:0209.11.2020, 16:23
Die Bundesregierung hat die Missachtung von
Auflagen und die Gewalt bei einer Demonstration gegen die
Corona-Regeln in Leipzig scharf verurteilt. Nach der Auflösung der
Versammlung hätten "Extremisten, Chaoten, gewaltbereite Menschen"
sich ihren Weg durch Leipzig bereitet, sagte Regierungssprecher
Steffen Seibert am Montag in Berlin. "Das ist in dieser äußerst
kritischen Phase der Pandemie, in der wir als Land alle
zusammenstecken, ein fatales Signal."
Seibert appellierte: "Auch wenn es wahrscheinlich nicht bei jedem
verfängt, möchte man eigentlich allen Teilnehmern einer solchen
Demonstration zurufen: Hört auf die überwiegende Mehrheit der
Wissenschaft! Dieses Virus kann für jeden, Corona-Skeptiker oder
nicht, gefährlich und auch lebensgefährlich sein."
Seibert: "Wer Journalisten angreift, vergeht sich an unserer Verfassung"
Ein weiterer Punkt auf Seiberts Agenda waren Berichte über Angriffe auf Journalisten und
Sicherheitskräfte. "Gewalttätige Auseinandersetzungen und der
Missbrauch des Demonstrationsrechts sind nicht zulässig." Für
"extremistisches Gedankengut oder für Verschwörungsmythen" gebe es
keinen Platz. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums betonte, die
freie Presse sei ein Grundpfeiler der Demokratie. "Wer Journalisten
angreift, in der Absicht, sie von ihrer Arbeit abzuhalten oder
einzuschüchtern, der vergeht sich an unserer Verfassung."
Regierungssprecher Steffen Seibert.Bild: imago images / Christian Thiel
Die Teilnehmer, die in Leipzig freiwillig zusammengekommen seien,
nähmen die gesamte Gesellschaft "in Mithaftung", sagte der Sprecher
des Bundesinnenministeriums. "Denn wenn es zu einem dadurch
gesteigerten Infektionsgeschehen kommt, hat das Auswirkungen auf die
medizinische Kapazität in Deutschland."
Der Sprecher sagte weiter, Extremisten träten bei Veranstaltungen
von Gegnern der Corona-Maßnahmen zwar zunehmend offener und mehr in
Erscheinung. Es sei ihnen aber nicht gelungen, die Proteste
vollständig zu instrumentalisieren. Deren Zusammensetzung sei sehr
vielfältig. Die Polizei vor Ort habe entschieden, nicht mit Gewalt
gegen eine Gruppe vorzugehen, aus der heraus es Gewalt gegeben habe,
die aber überwiegend friedlich gewesen sei. Es sei aus Sicht von
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) richtig gewesen, dass die
Polizei nicht "mit Wasserwerfern und Tränengas gegen Rentner, Kinder
und Familien" vorgegangen sei.
(vdv/dpa)