"Der Prozess braucht jahrlange Expertise": Ugur Sahin, Mitgründer und Vorstandsvorsitzender des Unternehmens Biontec.Bild: dpa / Andreas Arnold
Deutschland
01.01.2021, 09:1801.01.2021, 18:55
Biontech-Chef Ugur Sahin geht davon aus, dass das
Unternehmen Ende Januar Klarheit über die weiteren Produktionsmengen
für den Corona-Impfstoff haben wird. "Wir versuchen, neue
Kooperationspartner zu gewinnen, die für uns produzieren. Aber es ist
ja nicht so, als stünden überall in der Welt spezialisierte Fabriken
ungenutzt herum, die von heute auf morgen Impfstoff in der nötigen
Qualität herstellen könnten", sagte Sahin (55) dem "Spiegel". "Ende
Januar haben wir Klarheit, ob und wie viel wir mehr produzieren
können."
Derzeit sehe es hinsichtlich der insgesamt verfügbaren Impfstoffe
gegen Covid-19 "nicht rosig" aus, "weil weitere zugelassene
Impfstoffe fehlen und wir mit unserem Impfstoff diese Lücke füllen
müssen", meinte Sahin. Daher sei man mit dem US-Partner Pfizer daran,
die Möglichkeit für eine erhöhte Produktion des eigenen Präparats
auszuloten.
"Da kann man nicht einfach umschalten, so dass statt Aspirin oder Hustensaft plötzlich Impfstoff hergestellt wird"
Der Impfstoff von Biontech und Pfizer wurde kurz vor Weihnachten in
der EU zugelassen und wird seit einigen Tagen auch verabreicht.
Weitere Zulassungen für Corona-Impfstoffe gibt es in der EU bisher
nicht. Die Staatengemeinschaft hat aber bereits bei mehreren
Herstellern Impfstoffdosen geordert, die sich noch in der Entwicklung
befinden. "Es gab die Annahme, dass noch viele andere Firmen mit
Impfstoffen kommen. Offenbar herrschte der Eindruck: Wir kriegen
genug, es wird alles nicht so schlimm, und wir haben das unter
Kontrolle. Mich hat das gewundert", sagte Sahin dazu.
Zu der Frage, ob Biontech andere Hersteller zur Produktion des neuen
Impfstoffes lizenzieren könne, betonte Sahin die Komplexität bei der
Herstellung von mRNA-Impfstoffen. "Da kann man nicht einfach
umschalten, so dass statt Aspirin oder Hustensaft plötzlich Impfstoff
hergestellt wird. Der Prozess braucht jahrelange Expertise und eine
entsprechende bauliche und technologische Ausstattung."
(andi/dpa)