"Wir können unsere Ungeduld nicht zum Maß aller Dinge machen und den Menschen in ärmeren Weltregionen den Impfstoff wegschnappen", sagt Wolfgang Schäuble.Bild: www.imago-images.de / Political-Moments
Deutschland
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hat Vorwürfe
zurückgewiesen, die Bundesregierung habe für Deutschland nicht genug
Corona-Impfstoffdosen gesichert. "Ich kann die Kritik zwar
nachvollziehen, aber ich halte sie dennoch für falsch", sagte
Schäuble der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
"Wir können
unsere Ungeduld nicht zum Maß aller Dinge machen und den Menschen in
ärmeren Weltregionen den Impfstoff wegschnappen."
Allerdings hatte die Hilfsorganisation Caritas international bereits
am Montag darauf hingewiesen, dass die entwickelten Länder den
Großteil der weltweiten Impfproduktion bereits reserviert hätten.
Dabei lebten in diesen Ländern nur 14 Prozent der Weltbevölkerung.
Die Organisation rechne damit, dass im kommenden Jahr in 70 ärmeren
Ländern nur zehn Prozent der Bevölkerung geimpft werden könnten.
Schäuble verteidigt Spahn-Vorgehen
Kritiker hatten der EU und auch Deutschland vorgehalten, zu wenig
Impfstoff bestellt zu haben, weshalb es in anderen Staaten weltweit
schneller vorangehe mit den Impfungen. Auch Bayerns Ministerpräsident
Markus Söder hatte vor negativen Folgen durch Lieferengpässe gewarnt
und gesagt, leider sei noch nicht genügend Impfstoff vorhanden.
Schäuble sagte der Zeitung: "Es war richtig, dass Gesundheitsminister
Jens Spahn den europäischen Weg gewählt hat und wir in Europa
gemeinsam vorgehen." In der Krise wachse die EU zusammen, das sei
"enorm ermutigend", sagte der CDU-Politiker. "Die Krise überwinden
wir nur mit Solidarität, in Europa und auch darüber hinaus", mahnte
Schäuble mit Blick auf Warnungen, es bleibe nicht genug Impfstoff für
ärmere Regionen.
(hau/dpa)