Die Pflegekräfte in den Krankenhäusern stehen an vorderster Front im Kampf gegen das Coronavirus. Menschen im ganzen Land danken es ihnen mit Applaus-Aktionen auf den Balkonen – doch einer Berliner Krankenschwester reicht das nicht. Ihr emotionaler Appell auf Facebook ging viral.
"Euer Klatschen könnt ihr euch sonst wohin stecken, ehrlich gesagt", schrieb die 28-jährige Krankenpflegerin Nina Magdalena Böhmer am Montag. "Tut mir leid, es so zu sagen, aber wenn ihr helfen wollt oder zeigen wollt, wie viel wir Wert sind, dann helft uns, für bessere Bedingungen zu kämpfen!"
In einem Gastbeitrag für den "Tagesspiegel" erklärte die 28-Jährige am Samstag, sie wisse, dass die Geste auf dem Balkon nett gemeint sei. "Aber glaubt mir: Es verändert absolut nichts."
Seit sie 16 Jahre alt sei, arbeite sie in der Pflege, seit zwei Jahren auf einer peripheren Station in einer Berliner Klinik.
In ihrem Facebook-Post kritisiert sie die schlechte Ausstattung in den Krankenhäusern, die miese Bezahlungen und auch das Robert-Koch-Institut.
Im "Tagesspiegel" erklärt sie weiter: "Ich habe eigentlich so einen schönen Beruf. Oft gehe ich glücklich nach Hause, weil ich daran mitwirken konnte, dass es Menschen besser geht." Oft habe sie aber auch ein schlechtes Gewissen, weil sie dem nachfolgenden Dienst Arbeit übrig lassen musste.
Und weiter: "Rückenschmerzen habe ich fast immer und schlaflose Nächte oft genug. Manchmal mache ich mir Sorgen um einzelne Patienten, manchmal ist es nur der Schichtdienst, der mich wachliegen lässt."
Auch ihren Beitrag im "Tagesspiegel" schließt sie mit einem Appell: "Wenn ihr uns helfen wollt, dann klatscht nicht, singt nicht, unterschreibt lieber eine Online-Petition und wählt Parteien, die sich für uns einsetzen. Ich verrate nur so viel: Jens Spahn ist es nicht."
(ll)