Mit einer provokanten These geht Maybrit Illner in die gleichnamige ZDF-Talkshow am Donnerstagabend: Gelten die Corona-Regeln nur noch für die Dummen? Menschen feiern wieder Partys und bei den weltweiten Demonstrationen gegen Rassismus nach dem Tod von George Floyd gehen derzeit Zehntausende auf die Straßen.
Die Autorin und Bloggerin Katharina Nocun steigt darauf Bezug nehmend auch direkt mit einem energischen Statement zu den Protesten ein. Sie stellt die Frage in den Raum, warum es bislang keine systematische Untersuchung rassistisch motivierter Polizeigewalt in Deutschland gibt. Eine Antwort darauf gibt es nicht mehr, auch, weil Moderatorin Illner im Anschluss wieder auf das Thema der Sendung zurückleitet: Die Corona-Lockerungen.
Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) ist aus Mainz per Video zugeschaltet. Für ihn sind die Maskenpflicht im ÖPNV und im Einzelhandel sehr wichtige Maßnahmen, die auch helfen würden. Er appelliert aber auch nochmal an jeden, nicht nur auf sich selbst, sondern auch auf andere zu achten.
Sebastian Pufpaff ist ebenfalls zugeschaltet. Der Kabarettist, bekannt aus der "Heute-Show", hält ein eindrucksvolles Plädoyer zur Situation der deutschen Künstlerbranche, die in großen Teilen von der Corona-Krise hart getroffen worden sei. Finanzielle Hilfen seien bei vielen nicht angekommen, Auftritte nicht in Sicht. Helge Braun hat dazu allerdings eine gut klingende Nachricht mitgebracht.
Am Freitagmorgen soll im Kabinett ein neues Konzept auf den Weg gebracht werden, dass Künstlern mit einer Soforthilfe von bis zu 9.000 Euro sofort helfen soll. Und diese Hilfe soll am Umsatzausfall orientiert sein. Auch ein größeres Kulturprogramm sei geplant. Sebastian Pufpaff wirkt daraufhin ein wenig optimistischer gestimmt. "Wir treffen uns wieder", sagt er zu Kanzleramtschef Braun.
Thematisch springt die Sendung von einer Ecke in die andere. Von der Künstlerbranche geht es ruckzuck rüber zu den Schulen. Schulleiterin Miriam Pech aus Berlin hält eine Rückkehr zu normalem Schulbetrieb ab August oder September für gewagt. Und Virologe Hendrik Streeck? Der ist sehr, sehr vorsichtig:
Weil man unter anderem häufig verkürzt dargestellt werden würde. Er traut sich dann aber doch, sehr, sehr vorsichtig zumindest. So zum Beispiel zur Infektionsgefahr von Kindern: "Immer mehr Daten tendieren dazu, dass Kinder weniger infektiös sind als Erwachsene."
Passenderweise gerät Streeck wegen einer seiner (nicht-getätigten) Aussagen in den Mittelpunkt. Als Illner CDU-Politiker Braun fragt, ob ein Streeck-Vorschlag, den Schul-Normalbetrieb in den letzten zwei Wochen vor den Sommerferien schon mal auszutesten, realistisch sei, greift dieser sofort ein:
Illner dreht sich erstaunt zu ihm: "Nicht vorgeschlagen? Stand in der Frankfurter Rundschau." Und Streeck betont: "Ja, da hat die Frankfurter Rundschau aber auch eine Korrektur geschrieben. Das wurde mir in den Mund gelegt." "Schon wieder in den Mund gelegt", schmunzelt Illner daraufhin. Korrigiert aber auch ihre Aussage. Alles wieder gut.
Und Streeck bringt Illner nochmal dazu zu schmunzeln. Der Virologe ist nämlich "großer Impf-Fan" und lässt sich seit 15 Jahren jedes Jahr gegen die Grippe impfen. Ansonsten plätschert die Runde so ein wenig vor sich hin – und endet mit einem weiteren energischen Appell. Dieses Mal von Helge Braun, der noch einmal appelliert, nicht zu vergessen, dass das Virus noch existiert. Ein wichtiger und offenbar in dieser Zeit auch notwendiger Appell.