389 Tote durch das Coronavirus hat das Robert-Koch-Institut bis Sonntagmorgen in Deutschland gezählt. Die Zahl liegt damit immer noch deutlich unter Opferzahlen anderer europäischer Länder.
Zum Vergleich: Frankreich zählt rund 38.000 bekannte Corona-Fälle und hat 2300 Tote zu beklagen.
Am Donnerstag lieferte Virologe Christian Drosten eine Erklärung für die niedrigen Todeszahlen in Deutschland. "Der Grund, warum wir in Deutschland im Moment so wenige Todesfälle haben gegenüber der Zahl der Infizierten, ist hinreichend damit zu erklären, dass wir extrem viel Labordiagnostik in Deutschland machen", sagte der Chefvirologe der Berliner Charité.
Schätzungsweise gebe es eine halbe Million Tests in der Woche, erklärte Drosten. Charité-Vorstandschef Heyo Kroemer ergänzte, Deutschland habe auch früher als andere von der Pandemie betroffene Länder angefangen, zu testen.
Bereits Anfang März – als es in Deutschland noch keinen Todesfall gab, der auf das Coronavirus zurückzuführen war – hatte Drosten im NDR-Podcast "Coronavirus-Update" die schnelle, flächendeckende Versorgung mit Tests als Grund angeführt für die niedrige Fallsterblichkeit.
Die Logik dahinter: Weil Deutschland früh auf Infektionen getestet habe, liegt die Zahl der bestätigten Infektionen näher an der Realität als in anderen europäischen Ländern. Hier befindet sich die Sterblichkeitsrate daher im Bericht von vier bis fünf Prozent, weil die Zahl der tatsächlich Infizierten in diesen Ländern viel größer ist.
Derzeit liegt die Sterblichkeitsrate in Deutschland bei etwa 0,5 Prozent.
Drosten hofft, dass die Beschränkungen des öffentlichen Lebens sich bald auch in den Zahlen der infizierten Fälle bemerkbar machen. Es sei zu hoffen, dass der jüngste Trend mit immer mehr neuen Fällen jeden Tag langsam abgemildert werden könne. Das könne womöglich in den nächsten Tagen an den Zahlen ablesbar sein.
Der Virologe plädierte am Donnerstag dafür, die Einschränkungen des öffentlichen Lebens in naher Zukunft stufenweise aufzuheben. "Natürlich muss man da raus", sagte Drosten, ohne einen konkreten Zeitpunkt zu nennen. Es müsse geklärt werden, wo und für wen dies zuerst gelten solle.
Hier sei die Wissenschaft gefragt, es brauche Modellvorhersagen. Risikogruppen wie ältere Menschen einfach zu isolieren, funktioniere aber nicht.
(ll/dpa)