Im Zusammenhang mit Demonstrationen sind am Samstag in Berlin 45 Polizisten verletzt worden. Eine Zuordnung zu den einzelnen Demonstrationen sei aktuell nicht möglich, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. Nach Angaben vom Samstag waren im Stadtteil Neukölln bei einer Demonstration gegen geplante Räumungen bei Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei Einsatzkräfte verletzt worden.
Insgesamt waren nach Polizeiangaben 1100 Beamte bei den Demonstrationen am Samstag im Einsatz. Darunter waren auch Demonstration und Kundgebung gegen die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Die Kundgebung war von der Polizei beendet worden. Bei der Auflösung musste die Polizei auch einzelne Teilnehmer wegtragen. Ob auch bei diesen Einsätzen Polizisten verletzt wurden, konnte der Polizeisprecher am Sonntag nicht sagen.
Entgegen vorherigen Berichten der Nachrichtenagentur dpa, die auch auf watson zu lesen waren, wurden die Beamten nicht bzw. zumindest nicht ausschließlich bei der Auflösung der Kundgebung auf der Straße des 17. Juni verletzt.
Trotz steigender Infektionszahlen hatten Tausende Menschen gegen die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie protestiert. Nach Schätzungen der Polizei schlossen sich bis zu 17.000 Menschen einem Demonstrationszug an, rund 20.000 beteiligten sich anschließend an der Kundgebung. Weil dort viele Demonstranten weder die Abstandsregeln einhielten noch Masken trugen, begann die Polizei am frühen Abend, die Versammlung aufzulösen. Insgesamt waren laut Polizeiangaben 1100 Beamte im Einsatz.
Mehrere Vertreter der Veranstalter wurden unter Protestrufen von Kundgebungsteilnehmern von der Bühne geholt. Als sich eine Person dagegen wehrte, gingen die Beamten mit Körpereinsatz vor.
Nach anfänglichen Bitten und mehreren Aufrufen wies ein Polizeisprecher darauf hin, dass die Demonstranten nun Ordnungswidrigkeiten begingen. Das wurde stets von Buh- und Protestrufen begleitet.
Viele Teilnehmer wanderten dennoch ab oder verteilten sich auf den Wiesen des angrenzenden Tiergartens. Etwa 3000 versammelten zwischenzeitlich sich vor dem nahen Reichstag. Vor der Bühne der Kundgebung hielt sich zunächst noch ein harter Kern der Teilnehmer.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) unterstrich am Samstag das Demonstrationsrecht, übte zugleich aber harsche Kritik am Berliner Protestzug gegen staatliche Corona-Beschränkungen. "Ja, Demonstrationen müssen auch in Corona-Zeiten möglich sein. Aber nicht so", schrieb der CDU-Politiker am späten Samstagnachmittag auf Twitter.
Abstand, Hygieneregeln und Alltagsmasken dienten dem Schutz aller. Die Pandemie sei nur "mit Vernunft, Ausdauer und Teamgeist" zu meistern. "Je verantwortlicher wir alle im Alltag miteinander umgehen, desto mehr Normalität ist trotz Corona möglich", betonte Spahn.
Der erste Aufzug in der Hauptstadt war bereits am Samstagvormittag gestartet und nach drei Stunden vom Veranstalter beendet worden. Wegen Nichteinhaltung der Hygieneregeln wurde gegen den Versammlungsleiter Strafanzeige gestellt. Teilnehmer dieses Aufzugs schlossen sich dann der Kundgebung am Nachmittag an.
Die Polizei informierte die Menschen nach dem Ende der ersten Kundgebung unter anderem auf Twitter, dass es ehemaligen Teilnehmern gestattet sei, zu einer weiteren Kundgebung zu ziehen – unter der Voraussetzung, dass sie Masken trügen und sich an andere Vorgaben hielten.
(hau/pcl/mit Material von dpa)