
Reiserückkehrer stehen Schlange an einem Test- und Abstrichzentrum von Centogene im Flughafen Frankfurt, um sich nach der Urlaubsreise kostenpflichtig auf Corona testen zu lassen.Bild: www.imago-images.de / Ralph Peters
Deutschland
Im Kampf gegen eine Ausbreitung des
Coronavirus über die Sommerreisezeit laufen auf breiter Front
freiwillige Tests bei Urlaubsrückkehrern an. Von Teststationen wird
wachsender Andrang gemeldet. An bayerischen Stationen etwa haben sich
bisher rund 18.000 Urlauber auf das Coronavirus testen lassen, wie es
in München hieß. Am Flughafen Hannover hat die Nachfrage nach
freiwilligen Tests für Reisende, die nicht in einem Risikogebiet
waren, nach Angaben der Betreiber zugenommen. Am Frankfurter
Flughafen haben sich an dem schon länger geöffneten Testzentrum
bisher mehr als 40.000 Menschen testen lassen, wie es von
Deutschlands größtem Airport hieß.
Seit Samstag können sich alle Einreisenden innerhalb von 72
Stunden nach der Ankunft in Deutschland auch ohne Krankheitsanzeichen
kostenlos testen lassen. Das legt eine Verordnung von
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) fest. Diese soll zum
Beispiel in Teststellen an Flughäfen, in Gesundheitsämtern und
Arztpraxen möglich sein. Die Kosten trägt letztlich der Staat. Spahn
rief dazu auf, die neuen Testmöglichkeiten zu nutzen. "Wer von einer
Reise zurückkommt, sollte sich testen lassen - freiwillig und
kostenlos." Die steigenden Infektionszahlen seien ein Warnsignal.
Auf dem Frankfurter Flughafen liegt die Zahl der täglichen
Testungen nach Angaben der Betreiber inzwischen bei knapp 2000: "Wir
verzeichnen kontinuierlich steigende Zahlen." Ende Juni wurde dort
das kommerzielle Zentrum eröffnet - es soll nicht das einzige
bleiben. An dem Flughafen ist zudem ein Zentrum für kostenlose Tests
im Aufbau. Am Flughafen Hannover sei die Zahl der Nutzer alleine am
Samstag bereits um etwa 30 Prozent im Vergleich zu den Vortagen
gestiegen, wie die Betreiber mitteilten. Aufgrund der aktualisierten
Corona-Verordnung häufe sich die Nachfrage nach Tests auch von
Menschen, die gar nicht mit dem Flugzeug gereist seien.
An den Flughäfen Sachsens sind am Wochenende die ersten
Corona-Tests für Reiserückkehrer gestartet. Wie viele Urlauber sich
untersuchen ließen, könne sie noch nicht sagen, aber die Angebote
seien definitiv angenommen worden, hieß es im Sozialministerium in
Dresden.
Ergebnis kommt nach 24 bis 48 Stunden
Kostenfreie Tests können innerhalb von 72 Stunden nach
der Einreise gemacht werden - die Zeitspanne entspricht drei Tagen.
Möglich sein sollen sie etwa an Flughäfen, Bahnhöfen und anderen
Reiseknotenpunkten, in Gesundheitsämtern oder Arztpraxen. Teststellen
soll man zudem unter der ärztlichen Servicenummer 116 117 erfragen
können.
Übernommen werden auch die Kosten für einen Wiederholungstest pro
Person. Dass man ein Reiserückkehrer ist, kann man zum Beispiel durch
einen Boarding-Pass, ein Ticket, eine Hotelrechnung oder andere
Nachweise eines Auslandsaufenthalts belegen. Je nach Auslastung der
Testzentren sollte das Ergebnis nach etwa 24 bis 48 Stunden
vorliegen, erläuterte das Gesundheitsministerium.
Kosten werden übernommen
Bezahlt werden die Tests zunächst von den
gesetzlichen Krankenversicherungen - das Gesundheitsministerium hat
aber bereits signalisiert, dass der Bund die Finanzierung am Ende
über einen schon beschlossenen höheren Milliardenzuschuss an die
Kassen übernimmt. Pro Test setzt die Verordnung vorerst 50,50 Euro
für Laborleistungen an, für Ärzte ist eine pauschale Vergütung von 15
Euro vorgesehen.
An der Finanzierung der Tests auf Steuerzahlerkosten
gibt es Kritik. Spahn argumentiert dagegen, dass niemand aus
finanziellen Gründen darauf verzichten sollte. Unentdeckte
Infektionen könnten teurer werden.
15 Euro, großer Aufwand: Ärzteverband spricht von "schlechtem Scherz"
Der Deutsche Hausärzteverband warnte vor erheblichem Aufwand bei
der Umsetzung, wenn nun viele Reiserückkehrer mit einer
72-Stunden-Frist für Tests in die Praxen kommen. Im günstigsten Falle
kriege ein Arzt Patienten noch irgendwo unter, sagte der Vorsitzende
Ulrich Weigeldt. "Dann heißt es Schutzausrüstung anziehen, Abstrich
nehmen und Aufklärungsgespräch über Hygienemaßnahmen, Validität der
Tests und deren Konsequenz führen." Da wirkten die 15 Euro, die
Hausärzte für einen Abstrich bekommen sollen, "wie ein schlechter
Scherz".
Strengere Regeln gelten schon für jene Reiserückkehrer, die in
Risikogebieten mit hohen Infektionszahlen waren. Welche Länder das
sind, steht auf einer Liste des Robert-Koch-Instituts (RKI), auf die
am Freitag auch die drei spanischen Regionen Aragón, Katalonien und
Navarra kamen. Aus der EU steht zudem Luxemburg darauf. Wer aus
solchen Risikogebieten kommt, muss sich schon direkt für 14 Tage in
häusliche Quarantäne begeben und beim Gesundheitsamt melden. Möglich
ist auch, ein negatives Testergebnis vorzulegen, das höchstens 48
Stunden alt ist.
Bald soll für Rückkehrer aus Risikogebieten auch eine Testpflicht
greifen - eine von Spahn angekündigte Anordnung soll im Lauf der
kommenden Woche in Kraft treten. Dann soll gelten: Wer aus einem
Risikogebiet kommt, muss sich entweder innerhalb von 48 Stunden vor
der Einreise testen lassen oder binnen 72 Stunden nach der Einreise.
Bis ein negatives Ergebnis da ist, muss man in Deutschland in
häusliche Quarantäne. Nachgewiesen werden muss das Ergebnis binnen 72
Stunden beim Gesundheitsamt mit einer Testbescheinigung in deutscher
oder englischer Sprache.
(hau/dpa)