Lehrkräfte und Kitas sollen früher geimpft werden als zuvor geplant. Bild: dpa / Sebastian Gollnow
Deutschland
21.02.2021, 09:1321.02.2021, 11:02
Beschäftigte an Grundschulen und Kitas können damit
rechnen, bei der Corona-Impfung schneller an die Reihe zu kommen als
bisher geplant. Ebenso wie Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und
mehrere Bundesländer unterstützt auch Bundesbildungsministerin Anja
Karliczek entsprechende Pläne. "Beide Berufsgruppen nehmen Aufgaben
wahr, die für unsere ganze Gesellschaft von ganz großer Bedeutung
sind, was sich auch in der Impfpriorisierung zeigen sollte", sagte
die CDU-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. Eine
Grundsatzentscheidung wird bereits Anfang der Woche erwartet.
Kurz vor dem Start des Schulbetriebs in zehn Bundesländern an diesem
Montag mehren sich die Hinweise, dass in Deutschland eine dritte
Corona-Welle bevorstehen könnte. Trotz des strengen Lockdowns ist die
Zahl der täglichen Neuinfektionen zuletzt kaum noch oder gar nicht
mehr gesunken. Experten führen dies auf die Ausbreitung deutlich
ansteckenderer Virusvarianten zurück. Vor diesem Hintergrund hat die
Debatte über eine raschere Corona-Impfung für Lehrkräfte und Erzieher
deutlich neue Fahrt aufgenommen.
Einordnung in höhere Impfgruppe erwartet
Bei der Impfreihenfolge in Deutschland wurden drei große Gruppen
festgelegt: Gruppe eins mit "Höchster Priorität", Gruppe zwei: "Hohe
Priorität", und Gruppe drei: "Erhöhte Priorität". Kita- und
Grundschulbeschäftigte stehen nach der aktuellen Impfverordnung in
Gruppe drei und wären damit voraussichtlich erst im Sommer dran.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Regierungschefs der
Länder hatten das Gesundheitsministerium bei ihrer jüngsten Beratung
aber gebeten, zu prüfen, ob diese Beschäftigten vorgezogen werden
könnten. Dafür müsste die geltende Impfverordnung geändert werden.
Nach Angaben von Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha
ist diese Änderung bereits in Arbeit. Eine Grundsatzentscheidung
solle voraussichtlich auch in der Gesundheitsministerkonferenz an
diesem Montag fallen, sagte der Grünen-Politiker am Samstag in
Stuttgart. Spahn hatte ebenfalls angekündigt, man wolle die
Beschäftigten an Kitas und Grundschulen zügig in die nächsthöhere
Impfgruppe nehmen und früher ein Impfangebot machen.
VBE: "Kein Wettbewerb der Lockerungen"
"Sollte eine große Zahl von Lehrkräften und der Beschäftigten in den
Kitas durch eine Impfung geschützt sein, wäre dies ein Beitrag, um
eher Schüler und Schülerinnen in den Schulen selbst unterrichten zu
können oder eher Kinder in den Kitas betreuen zu können", sagte
Karliczek. Das wäre auch eine Anerkennung der Leistungen der
Lehrkräfte und der Beschäftigten in den Kitas, die wie kaum andere
Berufsgruppen Kontakte zu anderen hätten, fügte sie hinzu.
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) warnte vor einem
Öffnungswettbewerb zwischen den Ländern. "Die Öffnungen sind kein
Wettbewerb, bei dem das Bundesland gewinnt, das die weitgehendsten
Lockerungen umsetzt und die Gesundheit aller Beteiligten maximal
riskiert", sagte VBE-Chef Udo Beckmann dem Redaktionsnetzwerk
Deutschland. Wer öffnen wolle, müsse Impfangebote
machen. Dass eine Priorisierung von Lehrkräften beim Impfen geprüft
werde, sei gut. "Die Frage ist nur, wann eine Entscheidung getroffen
wird – und warum die Schulöffnungen davor stattfinden sollen."
Zehn weitere Länder öffnen am Montag Grundschulen
An diesem Montag öffnen in zehn weiteren Ländern wieder Grundschulen.
Es findet entweder sogenannter Wechselbetrieb mit halben Klassen
statt, die abwechselnd zur Schule kommen, oder auch Vollbetrieb mit
festen Gruppen.
Bei den Kitas dürfen mehr Kinder oder auch alle wieder in die
Betreuung zurück. Auch das unterscheidet sich in den Ländern. Für
ältere Schüler und Jugendliche geht es erst einmal mit sogenanntem
Fernunterricht weiter. Ausgenommen davon bleiben Abschlussklassen.
In Niedersachsen sind Grundschüler bereits seit Januar wieder in den
Schulen, in Sachsen seit Beginn dieser Woche. Auch die Kitas sind im
Freistaat seit Montag wieder geöffnet.
(andi/dpa)