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Kekulé legt gegen Drosten nach: "Kann man so nicht stehen lassen"

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Virologe Alexander Kekulé streitet sich mit seinem Kollegen Christian Drosten. Bild: getty/ iStockphoto / sbayram/ imago images / Müller-Stauffenberg / Reiner Zensen / watson-montage
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"Kann man so nicht stehen lassen": Kekulé legt gegen Drosten nach

29.05.2020, 17:4929.05.2020, 19:55
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Nächste Runde im Virologen-Streit:

Seit Anfang dieser Woche vergeht kein Tag ohne eine neue Meldung über die Kinder-Studie des Virologen Christian Drosten von der Charité Berlin. Auch Virologen-Kollege Alexander Kekulé kritisierte die Ergebnisse von Drosten und legt nun in einem Interview mit dem Deutschlandfunk am Freitag nach.

"Warum Drosten die Studie nicht einfach zurückzieht, ist schwer nachvollziehbar", hatte Kekulé in einem Gastbeitrag für den "Tagesspiegel" befunden.

Drosten wehrte sich auf Twitter und warf Kekulé vor, die Daten der Studie nicht zu kennen und ihn falsch zu zitieren. Aber um die Datengrundlage der Studie geht es Kekulé, wie er am Freitag deutlich macht.

Kekulé über Drosten-Studie: "Kann man nicht retten"

Im Deutschlandfunk erklärt der Leiter des Instituts für Medizinische Mikrobiologie des Universitätsklinikums in Halle: Die Kernaussage der Drosten-Studie sei, dass mit dem Coronavirus infizierte Kinder wahrscheinlich genauso ansteckend wie Erwachsene seien. Aber "da wissen wir durch diese Studie weder mehr, noch weniger", bemängelt Kekulé, "weil die Daten nicht geeignet waren und weil die epidemiologische Auswertung nicht dazu geführt hat, dass man irgendein Ergebnis daraus machen kann".

Er stellt der Studie ein verheerendes Zeugnis aus. Ob denn die Arbeit noch zu retten sei, immerhin hatte Drosten angekündigt, nachbessern zu wollen, wird er gefragt. Kekulé dazu: "Nee! So wie sie so dasteht, kann man sie nicht retten."

Er bekräftigt, dass Drosten die Studie zurücknehmen müssen.

Was bemängelt Kekulé genau an den Drosten-Daten?

Darum ging's in der Drosten-Studie: Die Forscher verglichen zusammen mit dem Mathematiker Terry Jones die vorhandene Virusmenge von 3712 Corona-Infizierten anhand von PCR-Tests. Diese wurden allesamt an der Berliner Charité durchgeführt. Unter den Probanden waren 127 Kinder, davon 37 im Kindesalter, 16 Grundschüler und 74 Jugendliche, die auf weiterführende Schulen gehen. Das erscheint zwar wenig, aber laut Drosten waren zum Zeitpunkt der Studie weltweit lediglich 1065 Kinder positiv getestet.

Das Ergebnis: Auch Kinder wiesen eine hohe Virusmenge im Rachen auf. Daher sei wahrscheinlich, dass Kinder genauso ansteckend wie Erwachsene sein könnten.

In seinem "Tagesspiegel"-Gastbeitrag hatte Kekulé über die Daten der Drosten-Studie gesagt: Die mit Tupfern abgenommenen Probenmengen seien nicht vergleichbar. "Der Arzt erwischt einmal mehr, einmal weniger Schleim und damit unterschiedliche Virusmengen. Bei Kindern, die bei solchen Prozeduren weniger kooperativ sind, ist es eher weniger Material."

Und: "Zweitens wurden die Proben zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Krankheitsverlauf abgenommen. Weil die Viruskonzentration bereits einige Tage nach Symptombeginn deutlich abnimmt, sind die Proben auch aus diesem Grund nicht vergleichbar."

Das sind die Kritikpunkte von Kekulé. Allerdings betont er im Gespräch mit dem Deutschlandfunk auch, der gleichen Ansicht wie Drosten zu sein: Kinder sind wohl genauso infektiös wie Erwachsene.

Auch die Daten von Drosten zeigten, dass Kinder eine hohe Virenlast im Rachen hätten. "Ich bin auch der Meinung, dass die Drosten-Daten, jetzt nicht die Studie, aber die Daten das noch mal bestätigen. Wir wissen jetzt noch einmal, dass es Kinder gibt mit hohen Viruskonzentrationen", sagt Kekulé.

Dann folgt das Aber:

"Das Problem ist nur erstens: Wir wissen nicht, wie häufig das ist. Sind es Ausnahmen oder ist es die Regel? Ist es häufiger oder seltener als bei Erwachsenen? Wir wissen zweitens nicht: Sind diese Kinder so im wirklichen Leben dann auch stärker ansteckend, und zwar deshalb, weil in den allermeisten Studien, die gemacht wurden, die Kinder schon in Quarantäne waren?"
quelle: deutschlandfunk

Daher sei die Vermutung, dass Kinder genauso ansteckend wie Erwachsene seien, noch nicht bewiesen. Darum habe er gesagt, "das muss man noch mal besprechen, das kann man nicht so stehen lassen".

Im Interview mit dem "Spiegel" kündigte Christian Drosten unterdessen am Freitag an: "Inzwischen haben wir die Studie überarbeitet und wollen sie zur Veröffentlichung einreichen. Einen der Kritiker konnten wir sogar als Co-Autor gewinnen. Am Ergebnis der Studie hat sich durch die Überarbeitung nichts geändert."

(ll)