Es soll der "größte Onlineprotest jemals" werden: Die Klimabewegung Fridays for Future will mitten in der Corona-Krise in vielen Ländern für mehr Klimaschutz demonstrieren. Wegen der weltweiten Pandemie finden die Aktionen überwiegend im Internet statt. "Bekämpft jede Krise", schrieben in den vergangenen Tagen schon viele junge Menschen auf Schilder – bekämpft jede Krise.
Die deutsche Aktivistin Luisa Neubauer kündigte auf Twitter den "größten Onlineprotest jemals" an. Man werde "zeigen, wie groß der gesellschaftliche Rückhalt hinter gerechtem Klimaschutz ist."
Unter anderem sollte es ab den frühen Morgenstunden einen 24-Stunden-Livestream auf Youtube geben, in dem Klimaaktivisten und -forscher aus aller Welt zu Wort kommen sollen. Wie in den Vorwochen wollen die Schwedin Greta Thunberg und ihre Mitstreiter Fotos von sich und ihren Protestschildern in den sozialen Netzwerken posten, um die Regierungen in aller Welt zu mehr Klimaschutz zu bewegen.
Eigentlich wollte Fridays for Future am Freitag wie bereits einige Male 2019 einen weltweit koordinierten Klima-Großprotest abhalten. An solchen Protesttagen hatten sich im vergangenen Jahr jeweils mehrere Hunderttausend Menschen allein in Deutschland beteiligt. Wegen der anhaltenden Corona-Krise und damit verbundenen Versammlungsverboten und -beschränkungen sind große Demos auf den Straßen jedoch nicht möglich, weshalb die Bewegung nun ins Internet ausweicht.
Das Netz wird allerdings nicht der einzige Schauplatz der Proteste sein: Die Klimabewegung will unter anderem vor dem Bundestag in Berlin (ab 10.30 Uhr) die Plakate und Schilder Dutzender Ortsgruppen für eine Kunstaktion zusammenstellen. Nur 20 Menschen dürfen die Aktion vor Ort aktiv begleiten. In anderen Städten sind ähnliche Aktionen geplant. "Es fühlt sich an wie am Anfang bei Fridays for Future. Wir müssen uns jetzt neue Protestformen ausdenken", sagte die Mitgründerin der Bewegung in Deutschland, Carla Reemtsma, der Deutschen Presse-Agentur.
Der Kampf gegen die Corona-Krise hat das Thema Klimaschutz zuletzt in den Schatten gestellt. Umweltverbände, aber auch viele Unternehmen fordern, Konjunkturprogramme für die Wirtschaft zu nutzen, um sie klimafreundlicher und weniger abhängig von Kohle, Öl und Gas zu machen.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) glaubt sogar, die Debatte bekomme nun "neuen Schub", wie sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Freitag) sagte. Die Coronakrise habe "ein Verständnis für unser aller Vernetzung" befördert, sie sei zuversichtlich, dass sich diese Erkenntnis auch beim Klimaschutz durchsetze.
Grünen-Chef Robert Habeck sagte der dpa, es sei gut, dass Fridays for Future und die Umweltbewegung den Klimaschutz "zurück auf die Agenda hieven". Kanzlerin Angela Merkel (CDU) habe sich in der Corona-Krise an den Empfehlungen der Wissenschaft orientiert. "Wir erwarten auch beim Klimaschutz, dass sie dem Kompass der Wissenschaft folgt."
(lin/dpa)