Der Run auf die Tickets für die diesjährige EM war für viele ein besonders emotionaler Moment. Stundenlang bewegte sich ein Balken im Schneckentempo über den Bildschirm, um die vermeintliche Warteposition zu zeigen, dann stürzte der Server bei vielen ab und aus war der Traum vom einzigartigen Stadion-Erlebnis zur Heim-EM 2024.
Noch immer klickt sich so manche:r hoffnungsvoll auf die Website der Uefa, um vielleicht eines der letzten Finaltickets zu ergattern. Mit einem Preis von bis zu 500 Euro ist das für die meisten aber ebenfalls nur noch ein weit entfernter Traum.
Verschiedenste Politiker:innen hingegen sitzen zumindest bei den Deutschlandspielen immer gesichert im Stadion. Wer kümmert sich da eigentlich um den Ticketkauf – und vor allem um die Bezahlung?
Als besondere Gäste sind hochrangige Politiker:innen wie etwa Annalena Baerbock und Olaf Scholz zu den großen EM-Spielen zunächst einmal tatsächlich geladen. Die europäische Fußballunion (Uefa) versorgt die Bundesregierung dafür mit sogenannten Ehrenkarten. Diese speziellen VIP-Tickets sind für die Empfänger:innen kostenlos.
Konkret verantwortlich für das großzügige Fußballgeschenk ist Aleksander Čeferin, Fußballfunktionär und seit 2016 Chef der Uefa. Reserviert werden die Sondertickets für Personen "mit besonderer politischer oder repräsentativer Bedeutung".
Beim vergangenen Deutschlandspiel gegen Dänemark waren unter anderem Bundesinnenministerin Nancy Faeser und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst vor Ort. Dass politische Vertreter:innen des Gastgebers derlei Karten geschenkt bekommen, sei "üblich und normal", erklärt ein Regierungssprecher im "Business Insider".
Wie viel Geld für das entsprechende "VIP-Programm" veranschlagt werden, ist nicht bekannt. Auch zur Anzahl der reservierten Karten will weder die Uefa noch die Bundesregierung konkrete Angaben machen.
Aus eigener Tasche – beziehungsweise aus der von deutschen Steuerzahler:innen – muss indes "nur" die Anreise gezahlt werden. Zumindest diese Summe bleibt in diesem Jahr allerdings verhältnismäßig gering.
Anders als jene für den "gewöhnlichen Bürger" werden die Karten allerdings ohnehin nicht normal verkauft. Stattdessen bekommt die Regierung das Kontingent an Karten geschenkt. In Deutschland wird dieses unter Bundesregierung und Mitgliedern des Bundestags aufgeteilt.
Je nach Spiel werden Politiker:innen verschiedener Ebenen dann ins Stadion geschickt. Als Gastgeberland sind Vertreter:innen der Bundesrepublik auch bei den Matches anderer Nationen vor Ort. Damit würde die Politik ihre "Wertschätzung für den Fußball und die Sportler" zeigen, erklärt die Bundesregierung.
Wer sich dabei das begehrte Deutschlandspiel, am kommenden Freitag aussuchen durfte, ist nicht öffentlich. "Über die Teilnahme entscheiden die Bundesministerinnen und -minister beziehungsweise Vertreterinnen und Vertreter der Ressorts in eigener Verantwortung", heißt es vonseiten des Regierungssprechers.
Ähnlich wie in den vergangenen Jahren dürfte aber zumindest der Bundeskanzler Olaf Scholz für das Viertelfinalspiel am Freitag gesetzt sein.