Eine Mutter kümmert sich während ihrer Arbeit um ihr Kind.Bild: www.imago-images.de / Maskot
Exklusiv
Noch immer verdienen Frauen im Schnitt weniger als Männer. Und zwar 18,4 Prozent weniger, wie eine Statistik der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung aufzeigt. Noch gravierender sieht es bei der Rente aus: Hier bekommen laut der Erhebung Frauen im Schnitt halb so viel wie Männer. Die Statistik belegt darüber hinaus, was viele Menschen im eigenen Umfeld beobachten: Weiterhin arbeiten mehr Frauen in Teilzeit arbeiten und tragen gleichzeitig die Hauptlast der Kinderbetreuung.
Die Jugendorganisationen von SPD, Grünen und Linken, sowie die Jugend des Deutschen Gewerkschaftsbundes haben jetzt zum Weltfrauentag unter dem Titel "Who Cares? We (Still) Do!" einen Katalog an Forderungen vorgelegt, die an diesem Umstand etwas ändern sollen.
watson liegt der Forderungskatalog exklusiv vorab vor. Was genau die Jugendorganisationen fordern und wie sie das begründen, fassen wir zusammen.
Faire Löhne
In Ihrem Forderungskatalog sprechen sich die Jusos, die Grüne Jugend, die Linksjugend Solid, sowie die DGB-Jugend dafür aus, dass Menschen, die in der Pflege oder in der Kinderbetreuung arbeiten, besser bezahlt werden sollen.
Die Begründung: Würde es niemanden geben, der diese Berufe übernehmen möchte, müsste jeder einzelne mit anpacken. Statt sich selbst zu verwirklichen.
Gerade der Pflegekräftemangel wird in der gesellschaftlichen Debatte häufig thematisiert. Während der Corona-Pandemie hat sich aus Sicht von Isabella Wollbart, der Bundessprecherin der Linksjugend, besonders gezeigt, dass das System ohne die Arbeit der Frauen zum Erliegen gekommen wäre. Denn häufig seien es Frauen, die Berufe, die mit Fürsorgearbeit zusammenhingen, übernähmen: Beispielsweise in der Pflege oder der Kinderbetreuung.
Wollbart sagt:
"Doch mehr als einen zynischen Applaus zu Beginn der Pandemie hatte die Gesellschaft für Frauen nicht übrig. Deswegen müssen Menschen, die in den Kitas, im Hort, in den Wohngruppen oder den Tagespflegeeinrichtungen arbeiten, grundsätzlich besser entlohnt werden."
Gleicher Lohn und gleiche Rente
Die Jugendorganisationen fordern im Zusammenhang mit dem "Gender-Pay-Gap" – also der oben erwähnten Ungleichheit zwischen den Gehältern von Männern und Frauen und damit verbundenen Ungleichheiten bei der Rente – ein Entgeltgleichheitsgesetz und ein gerechtes Rentensystem. Gerecht soll letzteres dadurch werden, dass sogenannte Care-Arbeit eingepreist wird. Also beispielsweise die Pflege von Kindern oder Eltern.
Bereits heute gibt es ein Entgelttransparenzgesetz. Das soll dafür sorgen, dass bei gleicher Arbeit gleich bezahlt wird. Es verpflichtet Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitenden zur Auskunft, nach welchen Kriterien sie bezahlen.
Die Bundessprecherin der Grünen Jugend, Sarah-Lee Heinrich.Bild: www.imago-images.de / teutopress GmbH
Die Bundessprecherin der Grünen Jugend, Sarah-Lee Heinrich sagt zu der Forderung:
"Egal ob an der Supermarktkasse, im Krankenhaus oder in der Kinderbetreuung: Wir müssen diese Ungerechtigkeit beenden! Dafür braucht es ein Entgeltgleichheitsgesetz und einen gerechten Arbeitsmarkt, damit gleicher Lohn für gleiche Arbeit und gute Arbeitsbedingungen für alle endlich Realität werden. Darüber hinaus ist es Zeit für ein gerechteres Rentensystem, das die unbezahlte, systemrelevante Fürsorge-Arbeit, die Tag für Tag geleistet wird, endlich anerkennt."
Abschaffung von Minijobs
Minijobs, das sind sogenannte geringfügige Beschäftigungen, die in zwei Arten unterteilt werden: Auf der einen Seite der 450-Euro-Job, auf der anderen Seite eine kurzfristige Anstellung für einen bestimmten Zeitrahmen.
Minijobber erwerben durch ihre Tätigkeit Ansprüche in der Rentenversicherung – um allerdings genauso abgesichert zu sein wie Vollzeitkräfte, müssen sie draufzahlen. In den anderen Zweigen der Sozialversicherung sind Minijobber nicht abgesichert. Minijobber bis 450 Euro Monatsgehalt müssen sich also zusätzlich krankenversichern.
Die Jugendorganisationen fordern nun, die Minijobs komplett abzuschaffen. Der Minijob stelle nach längerer Erwerbsunterbrechung keine Brücke in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung dar. Sie verweisen darauf, dass die meisten Minijobs von Frauen ausgeübt werden.
Auch wenn der Minijob auf den ersten Blick, gerade für jüngere Menschen attraktiv erscheine, gehört er aus Sicht des DGB-Bundesjungendsekretärs Kristof Becker abgeschafft.
Becker sagt:
"Ein Minijob bedeutet nämlich zugleich null soziale Sicherung. Und gerade für viele Frauen heißt es oft 'einmal Minijob, immer Minijob.' Die Quittung gibt’s dann bei den meisten am Ende ihres Arbeitslebens, wenn der Rentenbescheid kommt. Minijobs gehören abgeschafft. Wer arbeitet, muss dafür später eine ausreichende Rente beziehen können und ein gutes Auskommen haben."
30-Stunden-Woche
Weil die Produktivität in den vergangenen Jahren immer weiter gesteigert wurde, sprechen sich die Jugendorganisationen für eine Möglichkeit einer Arbeitszeitverkürzung auf 30 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich aus.
So hätten die Menschen neben einer vollen Tätigkeit Zeit, sich für ein Ehrenamt zu engagieren oder Hobbys nachzugehen. Vor allem aber würde die sogenannte unbezahlte Care-Arbeit – also die Versorgung pflegebedürftiger Angehöriger oder die Kindererziehung – nicht zur Mehrbelastung werden.
Besonders Frauen seien es, die sich neben dem Beruf noch um die Pflege ihrer Angehörigen kümmerten, sagt Manon Luther, stellvertretende Bundesvorsitzende der Jusos.
Manon Luther ist stellvertretende Vorsitzende der Jusos. bild: jusos
Luther führt aus:
"Wir müssen verhindern, dass Menschen, die diese Care-Arbeit übernehmen, unter den Mehrfach-Belastungen zusammenbrechen. Deshalb braucht es staatliche Rahmenbedingungen, die eine Arbeitszeitverkürzung auf maximal 30 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich ermöglichen. Damit kommen endlich auch die Produktivitätssteigerungen der vergangenen Jahre in der Wirtschaft bei den Arbeitnehmer*innen an."
Neue Modelle für die Elternzeit
Eine weitere Forderung der Jugendorganisationen ist eine Reform der Elternzeitmodelle. Ziel solle sein, finanzielle Anreize für das Alleinverdiener-Modell abzuschaffen – ebenso die "Teilzeitfallen". Die Jugendorganisationen schreiben in Ihrem Katalog:
"Für eine echte gerechte Verteilung braucht es auch endlich ein Rückkehrrecht in die Vollzeit für alle Personen, die in Teilzeit reduziert haben, egal wie groß der Betrieb ist und egal wie lange die Teilzeit angedauert hat."
Außerdem fordern sie, dass beide Elternteile vor und nach der Geburt ihres Kindes freigestellt werden sollten – die Jugendorganisationen sprechen sich für einen Elternschutz aus, der sechs Wochen vor der Geburt beginnt und bis zu acht Wochen nach der Geburt anhält.
Um diesen Forderungen mehr Gehör zu verschaffen, haben die Jugendorganisationen eine Fotoaktion für den Frauenkampftag am 8. März geplant.
Unter dem Hashtag Frauenkampftag2022 sollen Fotos mit Schildern, auf denen unter anderem "Ich will deine 19 Prozent" steht, auf den sozialen Medien geteilt werden. Der Slogan ist ein Hinweis auf die durchschnittlichen 18,4 Prozent Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen.
Nach bald drei Jahren hat die Ukraine kaum noch Optionen, um den Krieg gegen Aggressor Russland militärisch zu gewinnen. Besiegt ist das geschundene Land deswegen aber nicht.
Am Dienstag ist es 1000 Tage her, seit der russische Autokrat Wladimir Putin den Befehl zur Invasion der Ukraine gab. Nun beginnt der dritte Kriegswinter. Er droht in der Ukraine "besonders kalt und dunkel zu werden", so der österreichische "Standard". Denn russische Luftschläge haben die Energieversorgung hart getroffen, zuletzt am Wochenende.