SPD-Gesundheitspolitiker und Epidemiologe Karl Lauterbach im Bundestag. Bild: www.imago-images.de / Frederic Kern
Exklusiv
Karl Lauterbach: "Es ist bis zum Schluss zu wenig für junge Menschen gemacht worden. Das war sehr bitter für sie"
Der SPD-Politiker ist eines der Gesichter der Corona-Krise in Deutschland. Ein Gespräch über Ungerechtigkeit gegenüber jungen Menschen, die Frage, ob wir im Herbst in Clubs tanzen können – und über den Niedergang der SPD.
Karl Lauterbach ist in Deutschland eines der Gesichter der Pandemie-Zeit. Seit März 2020 ist der SPD-Bundestagsabgeordnete, Gesundheitspolitiker und Epidemiologe Dauergast in Fernsehtalkshows. Er hat vor der zweiten und der dritten Infektionswelle gewarnt – lange, bevor sie über das Land schwappten. Auch sonst lag er mit seinen Prognosen oft richtig: Lauterbach hat schon mitten im kaugummihaft zähen Dauerlockdown gegenüber watson gesagt, dass wir einen guten Sommer erleben können.
Manche Menschen in Deutschland verehren Lauterbach inzwischen: Im März forderten Twitter-User unter Hashtags wie #WirWollenKarl, er solle Gesundheitsminister werden. Andererseits werfen ihm manche Politiker von FDP und Union regelmäßig Panikmache vor – und die "Bild" hält ihm regelmäßig angebliche Fehleinschätzungen vor. Für Demokratiefeinde und Verschwörungsgläubige ist Lauterbach schon seit Monaten eine Hassfigur. Regelmäßig erreichen ihn Morddrohungen, er steht nach eigenen Angaben unter Personenschutz.
Watson hat Karl Lauterbach zum Video-Interview getroffen. Wir haben ihn nach Ratschlägen zum gemeinsamen Jubeln bei EM-Toren gefragt, mit ihm darüber gesprochen, warum junge Menschen in der Corona-Krise zu kurz gekommen sind. Wir wollten von Lauterbach wissen, was seine Dauerpräsenz in der Corona-Krise eigentlich mit ihm gemacht hat – und warum er neuerdings auch über Liebesbriefe an ihn spricht.
"Die Kombination, dass jetzt viele geimpft werden, dass das Wetter besser ist, dass man sich draußen aufhalten kann, das wird dazu führen, dass die Fallzahlen weiter sinken, trotz Lockerungen."
watson: Herr Lauterbach, in weiten Teilen Deutschlands ist es warm. Die Leute strömen nach draußen. Parks und Schwimmbäder sind voll. Welche Gefühle löst das bei Ihnen aus?
Karl Lauterbach: Ich freue mich über das gute Gefühl. Ich habe ja schon im Januar von einem super Sommer gesprochen. Die Kombination, dass jetzt viele geimpft werden, dass das Wetter besser ist, dass man sich draußen aufhalten kann, das wird dazu führen, dass die Fallzahlen weiter sinken, trotz Lockerungen.
Am 15. Juni hat Deutschland das erste Spiel der Fußball-EM gegen Frankreich. Sie haben sich vor dem Turnier für das Rudelgucken in Lokalen ausgesprochen. Worauf sollte achten, wer sich zum gemeinsamen Fußballschauen trifft?
Entscheidend ist, dass man sich draußen aufhält. Und zwar wirklich draußen, ohne Überdachung, ohne Enge. Die Luft muss zirkulieren können. Wenn man draußen ist, kann man auch andere infizieren, aber eben nur den Nachbarn. Es kommt aber nicht mehr zu Superspreading.
Wenn sich jemand wahnsinnig freut, weil Deutschland das 1:0 gegen Frankreich geschossen hat, kann der dann auch einen fremden Menschen umarmen – oder sollte man das noch lassen?
Das kann man schon machen. Man riskiert aber, sich zu infizieren und zu erkranken – und das vielleicht kurz vor der Impfung. Also, ich würde das bei dieser EM vielleicht noch nicht tun, egal, welches Tor fällt.
Und wenn die beiden Jubelnden geimpft sind?
Ja, nach zwei Impfungen und dem nötigen Zeitabstand nach der letzten Impfung geht das natürlich.
"Digitaler Unterricht hat ja zum Teil nur bedeutet, dass Lehrer das Schulbuch eingescannt und es dann den Kindern per E-Mail geschickt haben. Das habe ich über meine 14-jährige Tochter hautnah erlebt."
Ende Mai gab es große Aufregung in mehreren deutschen Städten, weil junge Menschen im Freien gefeiert und sich dabei nicht immer an die geltenden Corona-Auflagen gehalten haben. Haben Sie Verständnis für dieses Bedürfnis?
Ja, draußen treffen ist ja auch ohne Wenn und Aber möglich. Aber große Menschenmengen bleiben eben noch gefährlich, dann müssen Masken getragen werden. Ich würde in manchen Regionen vielleicht noch zwei Wochen warten, bis ich richtig feiere, bis die Fallzahlen noch stärker heruntergehen. In Mecklenburg-Vorpommern, wo die Regeln etwas länger streng gewesen sind, haben wir jetzt Inzidenzen rund um sechs. Das sind fantastische Zahlen.
Sie haben in einem Interview mit der ARD-Sendung "World Wide Wohnzimmer" gesagt, dass bei jungen Menschen in der Pandemie zu Recht der Eindruck entstanden sei, dass sie zu kurz gekommen sind. Wann ist Ihnen das klar geworden?
Eigentlich schon zu Beginn der Pandemie. Ich habe sehr früh dafür gekämpft, dass wir in den Sommerferien 2020 Luftfilteranlagen besorgen – um dann im Herbst weniger Schulausfälle zu haben. Ich habe mich immer stark dafür eingesetzt, dass die digitale Infrastruktur für Schüler verbessert wird. Digitaler Unterricht hat ja zum Teil nur bedeutet, dass Lehrer das Schulbuch eingescannt und es dann den Kindern per E-Mail geschickt haben. Das habe ich über meine 14-jährige Tochter hautnah erlebt.
Viel ist aber nicht passiert. An den meisten Unis, das haben auch Recherchen von watson ergeben, gab es lange keine wirkliche Teststrategie, die zumindest zum Teil Präsenzseminare erlaubt hätte. Warum ist es nicht gelungen, mehr für junge Menschen durchzusetzen?
Ich habe mich, wie auch andere Wissenschaftler, schon früh intensiv für zwei Tests pro Woche an Schulen, Universitäten und in Betrieben eingesetzt. Es war klar: Wenn man zweimal pro Woche testet und Wechselunterricht macht, muss man die Schulen nicht schließen.
"Es ist bis zum Schluss zu wenig für junge Menschen gemacht worden. Das war sehr bitter für sie."
Aber warum ist das denn nicht passiert?
Da geht es um Manöverkritik, an dem, was bestimmte Personen besser hätten machen können. Daran beteilige ich mich nicht. Ich will keinen Wahlkampf machen, indem ich Kolleginnen und Kollegen attackiere.
watson-Politikredakteur Sebastian Heinrich während des Interviews mit Karl Lauterbach. bild: screenshot skype
Warum? In diesem Fall geht es ja darum, Schuldige zu benennen.
Mir ist nur wichtig, dass ich selbst nicht für ein dauerhaftes Schließen der Schulen war. Die "Bild"-Zeitung schrieb kürzlich über mich, ich sei schuld, dass die Schulen so lange zu gewesen sind. Das ist nicht richtig und daher habe ich widersprochen. Aber ich greife nicht diejenigen an, die aus meiner Sicht mehr Verantwortung dafür tragen. Es ist bis zum Schluss zu wenig für junge Menschen gemacht worden. Das war sehr bitter für sie.
Haben junge Menschen einfach eine zu schwache Lobby und sind deshalb zu wenig vorgekommen?
Das glaube ich nicht. Ich glaube, junge Menschen haben derzeit eine starke politische Lobby – zu Recht. Ich selbst arbeite sehr eng mit Fridays for Future zusammen. Bei umweltpolitischen Fragen wird gerade zu Recht sehr stark auf junge Menschen gehört. Aber in der Corona-Politik war ihre Stimme tatsächlich weniger zu hören.
"Wir haben das BAföG erhöht, aber das ist wenig im Vergleich zu dem, was notwendig wäre, um Chancengleichheit zu erreichen."
Was müsste denn jetzt konkret passieren, um die Folgen der Corona-Krise für junge Menschen abzufedern?
Es muss auf jeden Fall Pakete geben, um den Abgehängten in der Schule zu helfen. Die zwei Milliarden aus dem Aufholpaket von Franziska Giffey sind da noch viel zu wenig, aber immerhin ein wichtiger erster Schritt. Wir müssen dafür sorgen, dass die Schüler alle ihre Abschlüsse machen können – und dass gerade die begabten Schüler aus sozial benachteiligten Gruppen stärker gefördert werden. Es ist die große Schwäche unseres Bildungssystems, dass Erfolg noch immer so stark vom Geldbeutel der Eltern abhängt.
Was hat diese Bundesregierung dafür getan, um das zu ändern?
Wir haben dafür viel zu wenig erreicht. Wir haben das BAföG erhöht, aber das ist wenig im Vergleich zu dem, was notwendig wäre, um Chancengleichheit zu erreichen.
Sie haben Familienministerin Franziska Giffey erwähnt – die ja seit Mai nicht mehr im Amt ist. Die SPD hat ihr Ministerium nicht nachbesetzt. Das ist doch ein fatales Signal in Richtung junger Menschen.
Die Gesetze verabschiedet der Bundestag, und der steht jetzt kurz vor der letzten Sitzungswoche. So eine Nachbesetzung wäre jetzt, kurz vor Ende der Legislaturperiode, nur Symbolpolitik gewesen. Und bei Symbolpolitik gehe ich nicht mit. Justizministerin Christine Lambrecht ist kompetent und in der Lage, die Aufgaben mitzuübernehmen.
Karl Lauterbach im Bundestag, im Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesinnenminister Horst Seehofer. bild: imago images / future image
Sie haben in den vergangenen Wochen mehrfach gesagt: Entweder die Menschen lassen sich in den kommenden Monaten impfen – oder sie werden an Covid erkranken. Konkret gefragt: Wie schnell müssen jetzt gerade junge, gesunde Menschen sich impfen lassen, um dem Risiko zu entgehen?
Bis zum Herbst, weil sich dann wieder mehr Menschen im Innenraum aufhalten – und die indische Variante dann auch in Deutschland ankommen wird. Und ich bin auch dafür, dass sich Kinder und Jugendliche ab 12 impfen lassen.
"Ich gehe fest davon aus, dass Anfang September jeder, der will, schon die erste Impfung bekommen hat."
Warum?
Weil selbst auf Grundlage neuerer Auswertungen aus Großbritannien ein Prozent der an Covid erkrankten Kinder im Krankenhaus landet – und weil Kindern Langzeitschäden durch Long Covid drohen.
Sind die nötigen Impfungen bis zum Herbst zu schaffen? Der Druck auf die Arztpraxen wächst gerade weiter, nachdem die Priorisierungen gefallen sind.
Wir bekommen im Juni, Juli und August insgesamt noch einmal 50 Millionen Dosen von Biontech-Pfizer, das entspricht 25 Millionen geimpften Menschen. Es kommt weiterer Impfstoff von Moderna, Astrazeneca und von Johnson&Johnson – und Biontech und Moderna liefern auch zuverlässig. Ich gehe fest davon aus, dass Anfang September jeder, der will, schon die erste Impfung bekommen hat.
"Ich glaube, dass im Herbst die Clubs öffnen können – aber eben nur für Geimpfte, Geteste und Genesene."
Szene aus einem Berliner Club im August 2020. bild: imago images/seeliger
Ihre Prognose für den guten Sommer scheint sich zu bewahrheiten. Wie werden denn Herbst und Winter aussehen? Wird es dann wieder möglich sein, in Lokale und Clubs zu gehen?
Ich glaube, dass im Herbst die Clubs öffnen können – aber eben nur für Geimpfte, Geteste und Genesene. Wenn ich alle teste, erwische ich zumindest die Superspreader. So können wir Ausbrüche wie im März 2020 in der "Trompete" in Berlin vermeiden. Die Tests werden wir deshalb weiter brauchen.
Aber für Getestete, Genesene und Geimpfte wird das Nachtleben dann wie vor der Pandemie sein?
Im Großen und Ganzen ja. Wir werden hier und da Ausbrüche haben, aber ich bin da zuversichtlich. Probleme wird es eher noch bei den Kindern geben, wenn wir sie nicht impfen können – und dann wieder 30 Kinder in einer Klasse ohne Maske sitzen.
"Ich lebe ungesund, das muss man schon sagen, mehr noch als am Anfang der Pandemie. Ich habe in den vergangenen Monaten zu viel gemacht und habe mich weniger um mich selbst kümmern können. Ich bin da also kein Vorbild."
Sie sind seit Beginn der Corona-Krise dauernd in den Medien. Es gibt ja diese scherzhafte Behauptung, dass Sie eine Art Zweitwohnung im Studio von Markus Lanz hätten. Wie kommen Sie eigentlich mit Lanz zurecht?
Unverändert gut. Ich schätze Markus Lanz, wie auch andere Talkshow-Moderatoren. Ich gehe dort gerne hin, wenn ich glaube, dass ich etwas Neues zu sagen habe. So mache ich das allgemein: Ich suche nur die Öffentlichkeit, wenn ich den Eindruck habe, dass man etwas von mir wissen will oder ich etwas erklären kann. Markus Lanz macht das gut, es ist immer ein inhaltlich guter Austausch.
Wie sieht momentan ein Arbeitstag für Sie aus?
Ich arbeite nach wie vor zu viel, ich bin fast immer ausgebucht. Ich lebe ungesund, das muss man schon sagen, mehr noch als am Anfang der Pandemie. Ich habe in den vergangenen Monaten zu viel gemacht und habe mich weniger um mich selbst kümmern können. Ich bin da also kein Vorbild.
"Was ich mir wünschen würde: Dass ich in einem Jahr ungefähr das Leben zurückbekomme, das ich vor der Pandemie hatte."
Wird es für Sie besser in den kommenden Wochen?
Ich glaube schon, ich hoffe es wenigstens. Was ich mir wünschen würde: Dass ich in einem Jahr ungefähr das Leben zurückbekomme, das ich vor der Pandemie hatte.
"Ich schätze Markus Lanz": Karl Lauterbach Anfang Juni bei einem Auftritt in der reichweitenstärksten ZDF-Talkshow. bild: screenshot youtube/zdf
Wann haben Sie wieder Urlaub?
In der zweiten Julihälfte plane ich zumindest einen Urlaub in Südfrankreich.
Ist das Ihr erster Urlaub seit Beginn der Krise?
Ja.
Drei Monate, bevor die Corona-Krise Deutschland erreichte, hatten Sie sich um den SPD-Vorsitz beworben und sind daran gescheitert, in der Bundestagsfraktion hatten Sie nur noch eine zweitrangige Rolle. Hat Ihnen Corona die politische Karriere gerettet?
Nein, ich glaube, dass ich auch sonst meinen Weg wiedergefunden hätte, mich wieder stärker in Szene zu setzen. Ich glaube nach wie vor, dass es gut war, mich um den Parteivorsitz zu bewerben. Ich bedauere, dass ich das damals nicht geschafft habe. Nina Scheer und ich sind ja angetreten, weil die SPD aus unserer Sicht im Kampf gegen den Klimawandel nicht ehrgeizig genug war.
Ist das besser geworden?
Aus meiner Sicht tun wir da immer noch nicht genug. Wir sind wegen unserer Klima- und Umweltpolitik für bestimmte Gruppen in der Bevölkerung nicht so wählbar, wie wir das sein müssten und sein könnten.
"Jeder, der auf der Straße umhergeht, muss wissen, was die spezifische Klimapolitik der SPD ist, worin sie sich von der der CDU und von den Grünen unterscheidet."
Gescheiterte Kandidatur auf den Parteivorsitz: Karl Lauterbach im Herbst 2019 neben SPD-Umweltpolitikerin Nina Scheer. bild: imago images / arnulf hettrich
Laut Politbarometer von April waren Sie damals der viertbeliebteste Politiker in Deutschland, einer der bekanntesten Politiker sind Sie definitiv. Die SPD steuert aber weiter auf das schlechteste Ergebnis der Geschichte zu. Werden Sie eine größere Rolle spielen im Wahlkampf?
Das wird man sehen.
Wovon hängt es ab?
Von einer Reihe von Faktoren, da spielen auch strategische Überlegungen eine Rolle. Aber die werde ich nicht öffentlich diskutieren.
Aber sie hätten Lust darauf.
Ich identifiziere mich nach wie vor stark mit meiner Partei. Und es tut mir leid, dass wir in der Klimapolitik so schlecht dastehen und so schlechte Umfragewerte haben. Ich bin nach wie vor der festen Überzeugung, dass man in Deutschland eine starke Sozialdemokratie benötigt. Ich leide sehr darunter, dass die SPD bisher offensichtlich nicht genug Zustimmung bekommt.
Wie lässt sich das ändern?
Ich schätze Olaf Scholz und bin zuversichtlich, dass er tatsächlich Zug in den Wahlkampf bringen wird. Er muss dagegen ankämpfen, dass wir gerade jungen, gut gebildeten Leuten den Eindruck gegeben haben, dass wir beim Klimaschutz nicht aggressiv genug auftreten. Daher muss das Profil der SPD im Klimaschutz klarer werden. Jeder, der auf der Straße umhergeht, muss wissen, was die spezifische Klimapolitik der SPD ist, worin sie sich von der der CDU und von den Grünen unterscheidet. Es reicht nicht zu sagen, dass sie klimabewusst und sozial ist. Das ist eine Plattitüde. Wir brauchen konkrete Vorschläge.
Trauen Sie der Parteiführung und Olaf Scholz zu, das besser hinzubekommen?
Auf jeden Fall. Ich kenne ihn gut. Er ist intelligent und ein guter Wahlkämpfer.
Haben Sie die Befürchtung, nach der Corona-Krise, wenn Sie nicht mehr der überall gefragte Experte sind, in ein Loch zu fallen?
Nein, das nicht. Ich finde immer interessante Aufgaben, mir ist nie langweilig geworden.
"Man hat aus meiner Sicht als bekannter Politiker die Pflicht, sich ein bisschen zu öffnen. Aber man sollte damit nicht hausieren gehen."
Kürzlich sind Sie mit Komikerin Carolin Kebekus in einem Musikvideo aufgetreten, in dem Sie sich selbst als ewigen Mahner gespielt haben. Wollen Sie eine Pop-Ikone werden?
Nein. Aber ein Stück Selbstironie ist notwendig. Und ich finde Carolin Kebekus großartig, der Dreh hat wirklich Spaß gemacht.
Auf dem Weg in die Popkultur: Karl Lauterbach im Musikvideo "La Vida Sin Corona" mit Carolin Kebekus. bild: screenshot youtube/ard
In Interviews, die Sie in den vergangenen Monaten gegeben haben, haben Sie mehr über sich selbst preisgegeben, der "Bild" haben Sie sogar über Liebesbriefe erzählt, die Sie bekommen. Warum machen Sie das?
Es gab einfach mehr Interesse an der Frage: Wie lebt dieser Mensch? Ich glaube, dass man nicht alles preisgeben muss, dass es Grenzen geben muss. Die habe ich immer beachtet. Aber wenn man so viel gesehen wird, halte ich es für richtig, ein bisschen von sich preiszugeben.
Warum?
Die Menschen müssen sich ja ein Bild davon machen können, was für ein Mensch dieser Politiker ist. Und ich hätte das ja nie gemacht, wenn es kein Interesse gegeben hätte. Ich halte das für peinlich und aufdringlich, wenn Politiker versuchen, sich nur über Persönliches und Privates interessant zu machen.
Wo verläuft für Sie die Grenze zum Peinlichen?
Man hat aus meiner Sicht als bekannter Politiker die Pflicht, sich ein bisschen zu öffnen. Aber man sollte damit nicht hausieren gehen.
Wer ist denn ein Politiker, der sich aus Ihrer Sicht zu sehr inszeniert?
Ach, ich hätte das schon Kopf, aber jetzt gerade versagt mir mein Namensgedächtnis. (grinst)
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