Karl Lauterbach zieht mit seiner "Killervirus"-Aussage viel Kritik auf sich. Bild: dpa / Roland Weihrauch
Deutschland
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach
(SPD) erntet für seine Warnung vor einer möglichen Killervariante des
Coronavirus weiter heftige Kritik.
Der Virologe Hendrik Streeck sagte
der "Bild": Eine Variante so ansteckend wie Omikron und so gefährlich
wie Delta ist nicht unmöglich, aber das ist noch lange keine
"Killervariante"." Streeck meinte zudem: "Deutschland hat eine hohe
Impfquote und etliche Genesenen und damit einen guten Basis-Schutz."
Karl Lauterbach zeigt sich besorgt wegen gewisser Subvarianten
Lauterbach hatte sich zuvor in der "Bild am Sonntag" besorgt über
diverse Omikron-Subvarianten geäußert, die sich gerade entwickelten.
"Es ist durchaus möglich, dass wir eine hochansteckende
Omikron-Variante bekommen, die so tödlich wie Delta ist. Das wäre
eine absolute Killervariante", sagte der SPD-Politiker.
Die liberale Gesundheitsexpertin Christine Aschenberg-Dugnus
sagte der "Bild", sie halte es für "nicht zielführend, bereits jetzt
die Möglichkeit einer schwerwiegenderen Virusvariante zu
diskutieren". Wissenschaftlich belegt sei, dass das Coronavirus
schnell mutiere. "Ob es sich dabei um eine gefährliche Variante
handelt, kann heute niemand prognostizieren."
Intensivmediziner: "Unpassende" Wortwahl des Gesundheitsministers
Das sieht der Leiter der Klinik für Intensivmedizin am
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Stefan Kluge, ähnlich. "Keine
Expertin und kein Experte kann derzeit sicher sagen, welche Variante
wir im Herbst bekommen", sagte Kluge, der auch Präsidiumsmitglied der
Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und
Notfallmedizin (DIVI) ist, der Funke Mediengruppe (Online Montag,
Print Dienstag). "Wir sollten aber darauf vorbereitet sein, dass noch
einmal eine Variante kommen kann, die zu einer höheren
Krankheitsschwere führt, als dies derzeit bei der Omikron-Variante
der Fall ist."
Eine Corona-Variante als "Killervariante" zu bezeichnen, hält
Kluge für "unpassend". Es gebe andere Infektionen, bei denen die
Sterblichkeit deutlich höher liege als dies bei Covid-19 bisher der
Fall gewesen sei. Dazu zähle etwa eine schwere bakterielle Sepsis
(Blutvergiftung). "Die Variante Omikron führt derzeit zu sehr wenigen
schweren Covid-19-Verläufen", erklärte Kluge. "Wir haben aktuell bei
Omikron eine Sterblichkeit von unter 0.1 Prozent, vergleichbar mit
der Grippe."
Aufklärung statt Angst
Kluge riet dazu, mit einer Kampagne zu versuchen, ungeimpfte
Menschen über 60 Jahren zum Impfen gegen das Coronavirus zu bewegen.
"Eine größere Grundimmunisierung in der Bevölkerung würde uns
deutlich helfen. Zudem müssen die Impfstoffe fortentwickelt werden."
Nach Daten des Robert Koch-Instituts vom Montag haben 76.1 Prozent
der Menschen in Deutschland einen Grundschutz erhalten, für den in
der Regel zwei Spritzen nötig sind. 59.1 Prozent haben zusätzlich
eine Auffrischungsimpfung bekommen.
Kluge mahnte aber auch, genug Impfstoff und Corona-Tests
vorzuhalten, um bei Bedarf die Impf- und Testzentren schnell wieder
hochfahren zu können. "Auch die Digitalisierung muss vorangetrieben
werden, in vielen Bereichen des Gesundheitswesens fehlen uns wichtige
Daten", sagte er. "Es braucht auch ausreichend Schutzmaterialien wie
beispielsweise FFP2-Masken für Krankenhäuser und andere vulnerable
Bereiche." Zudem müsse die Bundesregierung das Thema Fachkräftemangel
in der Pflege, in den Gesundheitsämtern und bei den Ärzten auf dem
Land stärker angehen.
Sieben-Tage-Inzidenz weiter gesunken
Unterdessen ist die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz weiter gesunken. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Dienstagmorgen mit 669,9 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 808,8 gelegen. Vor einer Woche lag die bundesweite Inzidenz bei 1087,2 (Vormonat: 1735,0). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 22.483 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche waren es 162.790 registrierte Ansteckungen - allerdings war jener Montag kein Feiertag.
(ast / dpa-afxp)
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