Deutschland
22.08.2018, 17:3422.08.2018, 17:36
Etwa 4.4 Millionen Kinder in Deutschland sind
nach Schätzungen des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB) von Armut
betroffen – rund 1.4 Millionen mehr als bisher angenommen.
Dies sei
ein "Armutszeugnis für ein reiches Land", betonte der Verband am
Mittwoch. Er forderte die Bundesregierung auf, entschlossener gegen
die Kinderarmut vorzugehen. Deren Pläne etwa zur Erhöhung des
Kinderzuschlags seien "völlig unzureichend".
Was sind die Gründe?
Der Grund für die höheren Zahlen ist demnach, dass viele Familien
staatliche Leistungen nicht in Anspruch nehmen, also in den
Statistiken nicht erfasst würden: "Oft liegt es daran, dass die
Eltern mit den bürokratischen Abläufen überfordert sind oder sich
schlichtweg dafür schämen", sagte DKSB-Präsident Heinz Hilgers.
Regierung und Behörden setzten auch bewusst auf den abschreckenden
Faktor der Bürokratie. Hilgers sagte:
"Die Verschleierungsmethoden der Ministerien funktionieren gut."
Der Schutzbund bezieht sich mit seinen Zahlen unter anderem auf
die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen
vom 18. Juni 2018. Sogenannte aufstockende Leistungen nach Hartz IV
nähmen geschätzt nur etwa 50 Prozent der Berechtigten in Anspruch.
Das allein betreffe rund 850.000 Kinder unter 18 Jahren.
"Zählen wir alles zusammen, kommen wir konservativ gerechnet auf
eine Dunkelziffer von 1.4 Millionen Kindern. Alle diese Kinder sind
offiziell nicht arm, doch sie fallen durch das Raster unseres
Sozialstaates", sagte Hilgers.
Perspektivisch fordert der DKSB die
Einführung einer einfachen und unbürokratischen
Kindergrundsicherung.
(yp/dpa-afxp)