Wenn der Impfstoff des Unternehmens Biontech rechtzeitig zugelassen wird, sind Impfungen noch in diesem Jahr möglich.Bild: imago images / ZUMA Wire
Deutschland
In Deutschland könnten am 27. Dezember die
ersten Menschen gegen das Coronavirus geimpft werden. Die
Bundesländer stellen sich auf dieses Datum ein, wie die zuständige
Berliner Senatsverwaltung als Vorsitz der
Gesundheitsministerkonferenz am Mittwochabend mitteilte. Dies sei
Ergebnis einer Schaltkonferenz mit Bundesgesundheitsminister Jens
Spahn (CDU), hieß es auch aus Regierungskreisen. Die
Gesundheitsministerkonferenz der Länder erklärte, begonnen werden
solle damit insbesondere in Pflegeheimen.
Wird Impfstoff am 23. Dezember zugelassen, kann er am 27. starten
Die Bundesregierung setzt auf eine europäische Zulassung für den
ersten Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech und
seines US-Partners Pfizer noch kurz vor Weihnachten.
Wie aus Teilnehmerkreisen der Bund-Länder-Beratungen verlautete, wird
als Voraussetzung für einen Start am 27. Dezember eine Zulassung
durch die EU-Kommission am 23. Dezember angenommen. Die konkreten
Impfstoff-Chargen müssen auch noch vom Paul-Ehrlich-Institut des
Bundes geprüft werden.
EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides mahnte die
Mitgliedstaaten mit Blick auf die Corona-Impfvorbereitungen zur Eile.
"Jeder muss fertig sein, um sicherzustellen, dass der Impfstoff so
schnell wie möglich für die Bürger bereitgestellt wird - und das
hoffentlich noch in diesem Jahr", sagte sie der "Welt" (Donnerstag).
"Das wäre das schönste Weihnachtsgeschenk für uns alle."
Bundeskanzlerin plant Video-Konferenz mit Biontech-Gründern
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) will sich an diesem Donnerstag mit
den Biontech-Gründern Ugur Sahin und Özlem Türeci in einer
Videokonferenz austauschen. Daran sollen auch
Bundesgesundheitsminister Spahn und Bundesforschungsministerin Anja
Karliczek (CDU) teilnehmen.
Spahn stellte am Mittwochabend klar, dass noch alle Patienten in
deutschen Kliniken versorgt werden könnten. Auf eine entsprechende
Frage in einem ZDF-"spezial" entgegnete der Minister: "Ja, es können
alle Patientinnen und Patienten versorgt werden, aber eben unter
größter Belastung und teilweise auch Überlastung in den einzelnen
Kliniken."
Äußerungen des Ärztlichen Direktors des Bergland-Klinikums im
sächsischen Zittau, Mathias Mengel, hatten am Mittwoch für Wirbel
gesorgt. Er sagte nach Angaben des Nachrichtenportals "T-Online":
"Wir waren in den vergangenen Tagen schon mehrere Male in der
Situation, dass wir entscheiden mussten, wer Sauerstoff bekommt und
wer nicht." Die Klinik bestätigte eine kritische Lage, die
Intensivmedizin stoße "an die Grenzen des Leistbaren". Alle Patienten
erhielten aber "die bestmögliche Therapie". Sollte man keine
Patienten mehr aufnehmen können, würden Erkrankte in umliegende
Kliniken geflogen.
Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft
(DKG), Georg Baum, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe
(Donnerstag): "Deutschlandweit sind wir weit davon entfernt,
Triage-Diskussionen führen zu müssen. Es ist immer noch so, dass wir
noch einmal so viele Intensivplätze frei haben wie derzeit durch
Covid-19-Patienten belegt sind, dazu gibt es noch eine Reserve."
Triage bedeutet, dass Mediziner aufgrund knapper Ressourcen
entscheiden müssen, wem sie zuerst helfen.
Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery,
sagte der "Rheinischen Post" (Donnerstag): "Es wird bei zunehmender
Überfüllung der Intensivstationen immer mehr zu Triage-Entscheidungen
kommen, und die wird leider von den Ärzten alleine getroffen werden
müssen, weil die Politik uns hier im Stich gelassen hat." Montgomery
zufolge ist die hohe Zahl der Corona-Toten nicht allein ein Versagen
der Politik: "Wir waren eigentlich hervorragend aufgestellt. Aber die
Bevölkerung selbst hat sich nicht vorgesehen und an die Regeln
gehalten, und deswegen kommt es nun zur Überlastung des
Gesundheitswesens."
(vdv/dpa)