Der Corona-Ausbruch beim Fleischproduzenten Tönnies hat eine breite Diskussion um Fleischkonsum an sich sowie die Arbeitsbedingungen in den Betrieben entfacht. Konkrete Auswirkungen auf das Kaufverhalten der Deutschen haben sich daraus aber offenbar bisher nicht ergeben. So stellt der Discounter Kaufland nur sehr geringfügige Änderungen beim Verkauf von Fleischprodukten fest.
Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag von "Business Insider" hatte kürzlich ergeben, dass eine überwältigende Mehrheit der Deutschen bereit ist, deutlich mehr für Fleisch zu bezahlen, wenn dafür mehr auf Tierwohl sowie die Rechte der in den Betrieben beschäftigten Arbeiter geachtet wird.
48 Prozent wollen demnach zwischen vier und zehn Euro mehr pro Kilogramm Fleisch bezahlen. Und weitere 13 Prozent könnten sich vorstellen, mehr als zehn Euro mehr pro Kilo auszugeben.
In der Praxis allerdings hat dies anscheinend noch nicht zu einer großen Trendwende geführt. So stellt der Discounter Kaufland gegenüber watson fest, Werbeartikel wie etwa Grillprodukte würden unverändert "sehr gut nachgefragt". Nun handelt es sich bei Werbeartikeln zumeist um besonders günstige Angebote. Wäre es den Kunden ernst mit den in besagter Umfrage geäußerten Qualitätsanforderungen, so müssten sie diese eigentlich meiden.
Auch erwartbar wäre, dass Bio-Fleisch einen spürbaren Aufschwung erlebt.
Bei Fleischersatzprodukten stellt Kaufland ebenfalls "keine erhöhte Nachfrage durch die aktuellen Entwicklungen" fest. Allerdings sei die Nachfrage in diesem Bereich grundsätzlich steigend.
Immerhin beobachtet Kaufland einen kleinen Effekt bei Fleischprodukten, die weder bio noch im Sonderangebot sind:
Ganz spurlos ist der Tönnies-Skandal also doch nicht an den Deutschen vorübergegangen. Von einem großen Umschwung im Kaufverhalten kann aber dennoch bisher keine Rede sein.
Watson hat auch bei den Discountern und Supermärkten Rewe, Netto, Lidl und Aldi (Nord/Süd) nachgehakt – doch die Ketten konnten oder wollten sich bisher nicht äußern.
(om)