Der Virologe Martin Stürmer spricht im Videochat mit dem Moderator des ARD-"Morgenmagazins". Bild: screenshot ard
Deutschland
21.12.2020, 13:0021.12.2020, 13:25
Die Entdeckung einer neuen Coronavirus-Variante in Südostengland hat am Wochenende Verunsicherung ausgelöst. Die Mutation wurde bereits in weiteren Ländern nachgewiesen, darunter Italien, Belgien, die Niederlande und Dänemark. Der Chefvirologe der Berliner Charité, Christian Drosten, sagte am Montag im Deutschlandfunk, es sei davon auszugehen, dass die Mutation auch Deutschland bereits erreicht habe.
Gefährlicher scheine die Variation nach dem jetzigen Erkenntnisstand allerdings nicht zu sein, sagte der Virologe Martin Stürmer im ARD-"Morgenmagazin":
"Sonst hätte man jetzt mehr Einweisungen ins Krankenhaus sehen müssen."
Wirksamkeit von Impfstoff wohl nicht gefährdet
Auch für die Wirksamkeit der bereits zugelassenen oder kurz vor der Zulassung stehenden Impfstoffe sieht Stürmer zunächst keine Gefahr. Es sei zwar noch relativ früh, um dass hundertprozentig sicher einschätzen zu können. Tatsache sei auch, dass es Veränderungen im Oberflächenprotein gebe, an dem der Impfstoff ansetzt.
Aber das müsse noch nichts heißen, fuhr er fort. "Das (Protein, Anm. d. Red.) ist allerdings relativ groß, und nicht jede Veränderung, die wir dort sehen, bedeutet automatisch, dass der Impfstoff nicht mehr wirken muss." Aktuell gehe die Einschätzung der meisten Kollegen in die Richtung, dass der Impfstoff weiter wirken werde.
"Wir haben nicht so eine Überwachung der Virenstämme wie in Großbritannien"
Ob die Variante bereits in Deutschland vorkomme, wisse man nicht, sagte Stürmer außerdem. "Wir hängen ja dem Infektionsgeschehen immer ein bisschen hinten dran." Bis dato gebe es noch keine beobachteten Fälle.
Der Grund dafür, dass hierzulande noch Unklarheit über mögliche Fälle der Mutation herrsche, sei einfach: "Wir haben nicht so eine Überwachung der Virenstämme wie in Großbritannien." Ob das heiße, dass wir nicht so genau hinschauen, fragte der Moderator nach. Stürmers Antwort:
"Wir schauen schon gut hin, aber bei jedem positiv Getesteten nachzuschauen, um welchen Stamm es sich beim Virus handelt – das machen wir nicht in dem Umfang, wie es andere tun."
Trotz der Ungewissheit, ob die neue Variante nicht schon längst in Deutschland verbreitet sei, könne er den Versuch der Bundesregierung nachvollziehen, dies durch Reisesperren und Grenzschließungen noch zu verhindern.
(om)