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Coronavirus: Virologe fordert bei "Hart aber fair" drastische Schritte gegen Covid-19

Alexander Kekulé bei "Hart aber fair". Der Virologe fordert drastischere Maßnahmen gegen das Coronavirus.
Alexander Kekulé bei "Hart aber fair". Der Virologe fordert drastischere Maßnahmen gegen das Coronavirus.Bild: screenshot ard
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Coronavirus: Virologe fordert bei "Hart aber fair" drastische Schritte

03.03.2020, 15:00
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Bei "Hart aber fair" wurde am Montagabend schweres Geschütz aufgefahren. Thema waren aber nicht etwa Rechtsterrorismus oder das brutale Vorgehen der EU gegen Geflüchtete an ihrer Außengrenze in Griechenland – nein, es drehte sich mal wieder alles ums Coronavirus.

Und alles bedeutete in diesem Fall: Geschlagene zwei Stunden. Denn vor der Diskussion, an der NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU), Virologe Alexander Kekulé, Ärztin Susanne Johna sowie Psychiater Borwin Bandelow teilnahmen, gab es erstmal eine halbstündige Doku zum Virus. Könnte ja sein, dass irgendjemand sich trotz der, vorsichtig gesagt, ausführlichen Berichterstattung noch nicht informiert genug fühlt.

Danach ging es direkt in die Vollen. Virologe Kekulé wiederholte seine bereits vor der Sendung geäußerte Forderung, es müsse entschlossenere Maßnahmen gegen das Coronavirus geben. Sein Vorschlag: Für zwei Wochen alle Großveranstaltungen absagen, dazu Schulen und Kindergärten schließen.

"Zur Unterbrechung der Infektionsketten gehört, dass wir dafür sorgen, dass es in Schulen und Kindergärten keine weitere Ansteckung gibt."

Durch diese Unterbrechung könnten wir eine Art Reset machen, führte er weiter aus. Ziel sei es, herauszukriegen, wie viele Herde es wirklich in Deutschland gibt, und diese dann durch Quarantäne und Isolation zu "beenden". Das sei eine "etablierte Maßnahme", um Virusausbrüche im Frühstadium zu stoppen.

Die Zeit dränge aber, so Kekulé:

"Wenn wir das machen wollen, müssen wir es jetzt machen. In sechs Wochen wäre es zu spät dafür."
NRW-Gesundheitsminister Laumann betonte, man müsse auch an die Funktionstüchtigkeit des Landes denken.
NRW-Gesundheitsminister Laumann betonte, man müsse auch an die Funktionstüchtigkeit des Landes denken. Bild: screenshot ard

Minister setzt andere Prioritäten

NRW-Gesundheitsminister Laumann widersprach ihm. Natürlich hätten die Politiker auf der einen Seite die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass das Virus eingegrenzt werde.

"Auf der anderen Seite müssen wir Maßnahmen verhindern, die nicht verhältnismäßig sind und die zu Hysterie in der Bevölkerung führen."

Er bezog sich auf sein Bundesland NRW, in dem es derzeit etwa hundert Fälle gebe. Im westfälischen Teil gebe es derzeit nur einen einzigen, so Laumann. "Warum soll ich in Bielefeld genauso restriktive Maßnahmen ergreifen wie wir sie zur Zeit rund um Heinsberg haben?"

Es gebe noch andere wichtige Aspekte bei der Bekämpfung des Virus, die nicht aus dem Blick geraten dürften.

"Wir müssen ja auch sehen, dass das öffentliche Leben weitergeht. Ein Land muss funktionsfähig bleiben."

Er verwies darauf, dass ein Drittel des Personals in Krankenhäusern in Teilzeit arbeite – weil diese Menschen kleine Kinder hätten. "Wenn wir von heute auf morgen alle Schulen und Kindertagesstätten schließen, würde sich auch die Frage der Betreuung der Kinder unseres medizinischen Personals stellen. All der Menschen, die kleine Kinder haben, die wir aber dringend für die Aufrechterhaltung des Gesundheitssystems brauchen."

Kekulé blieb bei seinem Standpunkt:

"Der Arzt kann immer die Therapie empfehlen, der Patient, in diesem Fall der Politiker, muss entscheiden, ob er das machen will."

Damit sind die Fronten abgesteckt, es geht noch eine Weile hin und her. Später allerdings nennt der Virologe dann noch Zahlen, die das Ganze besser einordnen: Selbst nach seinen schlimmsten Schätzungen gebe es in Deutschland derzeit 5000 Menschen mit Coronavirus. Die Wahrscheinlichkeit, unter 82 Millionen Einwohnern auf genau einen dieser 5000 zu treffen, sei wirklich sehr gering. Und selbst dann: Im Schnitt werde nur jeder zehnte Kontakt eines Corona-Infizierten von diesem angesteckt.

Wohlgemerkt: Das gilt alles, auch wenn die Schulen und Kindergärten offen bleiben und keine Großveranstaltungen abgesagt werden. Trotzdem wird es sicher nicht die letzte Sendung zum Coronavirus gewesen sein.