Der Skandal um den Fleischfabrikanten Tönnies scheint bereits erste Effekte in der Bevölkerung zu zeigen. Wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts "Civey" im Auftrag des "Business Insiders" ergibt, sind viele Deutsche bereit, deutlich mehr Geld für Fleisch auszugeben.
Dafür müssen allerdings zwei Bedingungen erfüllt sein. Sowohl das Wohl der Tiere als auch faire Arbeitsbedingungen müssten besser beachtet werden. Was den Deutschen dabei wichtiger ist, lässt sich nicht sagen. Abgefragt wurden beide Faktoren gleichzeitig.
Unter der Bedingung, dass beides erfüllt wird, würden über 22 Prozent der Befragten vier bis fünf Euro mehr fürs Kilogramm ausgeben. Fast 16 Prozent würden sogar sechs bis zehn Euro mehr investieren wollen. Und weitere 13 Prozent könnten sich vorstellen, mehr als zehn Euro mehr pro Kilogramm Fleisch auszugeben.
Fasst man die Zahlen etwas zusammen, so sind 42 Prozent der Befragten bereit, zwischen einem und fünf Euro pro Kilogramm mehr für Fleisch zu bezahlen. 48 Prozent würden sogar zwischen vier und zehn Euro mehr bezahlen wollen.
Auch überraschend: Lediglich neun Prozent erklären, sie würden überhaupt nicht tiefer in die Tasche greifen, wenn dafür Tierwohl und Arbeitsbedingungen verbessert werden könnten. Fast genauso viele, 8,7 Prozent, erklären, gar kein Fleisch zu essen.
Weitere erstaunliche Erkenntnisse aus der Umfrage:
Die Umfrage wurde nach dem Bekanntwerden des Skandals bei Tönnies durchgeführt. Die Ergebnisse können also zumindest zum Teil darauf zurückgeführt werden.
Die Politik hat auf die Ereignisse ebenfalls schon reagiert. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) hat Tierhalter, Schlachtereien, Ernährungswirtschaft und Lebensmittelhandel zu einem Branchengespräch Fleisch am Freitag in Düsseldorf eingeladen. Auch der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder, nimmt daran teil. Er erklärte am Donnerstag, er sei verbittert, weil es den Corona-Skandal gebraucht habe, "um den Spot auf das durch und durch kaputte Fleischsystem zu lenken". Er sei aber auch erleichtert, dass es nun "endlich den Druck gibt, dem sich die Politik nicht länger entziehen kann".
(om/mit Material von dpa)