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Coronavirus: Kassenärztlicher Bundesverband räumt Probleme bei Schutzkleidung ein

Ärzte, hier in einem Corona-Testzentrum in Schwäbisch Hall, stehen durch die Krise vor großen Herausforderungen.
Ärzte, hier in einem Corona-Testzentrum in Schwäbisch Hall, stehen durch die Krise vor großen Herausforderungen.Bild: www.imago-images.de / Marius Bulling via www.imago-images.de
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"Im Stich gelassen"? Kassenärzte räumen Probleme bei Schutzkleidung ein

17.03.2020, 15:55
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Die Corona-Krise stellt das Gesundheitssystem in Deutschland vor eine große Belastungsprobe. Das erklärte auch der Leiter des Robert-Koch-Instituts Wieler auf der täglichen Pressekonferenz am Dienstag. Es gebe immer mehr "Alarmsignale" von Gesundheitsämtern und Kliniken, sagte er.

Eine Hausärztin erhob im Podcast "Morning Briefing" am Dienstag schwere Vorwürfe, auch gegen die kassenärztlichen Vereinigungen. Im Interview sagte die Allgemeinmedizinerin Margit Inacker: "Wir fühlen uns im Stich gelassen."

Sie begründete dies damit, dass gerade Hausärzte für Corona-Abstriche zuständig seien, ihnen aber im Moment noch keinerlei Schutzausrüstung, insbesondere keine FFP3-Atemschutzmasken, für ihre Arbeit zur Verfügung stünden.

Des Weiteren klagte sie, dass diese Masken nicht mehr selbst beschaffbar seien, obwohl sie dazu aufgefordert worden sei. Das bittere Fazit der Medizinerin: "Wir sind dafür zuständig, Corona-Abstriche zu machen, obwohl jegliche Schutzkleidung fehlt."

KBV reagiert: "Emotional verständlich"

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) bezog gegenüber watson Stellung zu den Vorwürfen. "Es ist emotional verständlich, dass sich niedergelassene Ärztinnen und Ärzte hier allein gelassen fühlen", erklärte ein Sprecher der KBV. Schließlich handele es sich um eine noch nie dagewesene Situation, man habe es mit einem neuartigen Virus zu tun, das unsere gesamte Gesellschaft treffe und dessen Folgen noch nicht abschätzbar seien. "Das öffentliche Leben wird erheblich eingeschränkt. Tausende besorgte Patienten kommen in die Praxen."

Die Kassenärztlichen Vereinigungen versuchten, dieser Situation "mit raschen und klaren Informationen" zu begegnen, so die KBV weiter. Dies geschehe regelmäßig auf der Webseite sowie über den Newsletter PraxisNachrichten. Auch über die entstehenden Kosten habe man sich mit den Krankenkassen geeinigt. "Die Kosten für den Test beziehungsweise den Abstrich werden von den Krankenkassen bezahlt – und zwar extrabudgetär."

Die KBV widersprach zudem der Aussage der Ärztin, dass nur Ärzte die Tests durchführten. "In den Bundesländern sind Durchführung und Orte der Tests unterschiedlich geregelt. In einigen Bundesländern gibt es Testzentren, in anderen fahrbare Dienste. Der Test kann grundsätzlich sowohl ambulant als auch stationär durchgeführt werden."

Grundbestand bei Schutzkleidung neigt sich dem Ende zu

Was die Schutzkleidung betrifft, räumte die KBV jedoch Probleme ein. Niedergelassene Praxen hätten einen Grundbestand, beispielsweise wegen der Grippesaison. Doch dieser Grundbestand diene der normalen Regelversorgung: "Nun haben wir eine Pandemie." Es sei vor allem Sache der Bundesländer, Gesundheitsämter und des Katastrophenschutzes, für ein ausreichendes Maß an Schutzkleidung zu sorgen.

Die Marktsituation sei aber schwierig. "Wir hoffen, dass die niedergelassenen Praxen bald Kontingente erhalten werden. Der Grundbestand dürfte insgesamt sich langsam dem Ende entgegen neigen."