Über die Ausbreitung des Coronavirus jagt eine Meldung die nächste: Stetig wächst die Anzahl der Ansteckungen weltweit, neben China kämpfen auch Südkorea, der Iran und neuerdings auch Italien mit der Epidemie.
Nach 14 Fällen in Bayern gibt es nun zehn neue Fälle des Coronavirus in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Der Unterschied zu den bisherigen Fällen ist: Die Ansteckungsketten werden unübersichtlich und können teilweise nicht vollständig nachvollzogen werden – anders als das in Bayern bei einem Mitarbeiter der Firma Webasto der Fall gewesen ist.
Die Menschen sind verunsichert, selbst Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) spricht von einer bevorstehenden Epidemie. Ist das ein Grund zur Beunruhigung?
Nein, meint Hendrik Streeck. Im Interview mit "Stern TV" auf RTL schätzt der Virologe die Lage zum Coronavirus in Deutschland ein. Dass hierzulande nun eine Epidemie droht, deute auf den Ernst der Lage hin – sei allerdings kein Grund zur Panik.
Darauf deuten laut Streeck einige Faktoren hin, wie er im Gespräch mit Moderator Steffen Hallaschek darlegt. So sagt der Virologe über das Coronavirus:
Das beweisen auch der Großteil der Fälle, in denen sich Menschen mit dem Coronavirus angesteckt haben: Bei 80 Prozent der Ansteckungen brechen keine oder nur milde Symptome aus, sagt Streeck. Die Krankheit verhält sich dann ähnlich wie eine Grippe, mit Halskratzen, Abgeschlagenheit und leichtem Fieber.
"Die Fälle werden dann nicht zum Arzt gehen", meint der Experte Streeck. Schlichtweg, weil die Symptome sich nicht schlimmer anfühlen und auch nicht gefährlicher sind als bei einem grippeähnlichen Infekt, den viele Menschen fast jeden Winter erleben. Streeck sagt:
In schlimmeren Fällen kommt es zur Lungenentzündung, die unter Umständen gravierende Folgen haben kann. Laut Streeck werden auch nur diese Fälle identifiziert, eben weil sie eine schwerere Symptomatik haben und gezielt im Labor auf den Coronavirus getestet wird.
Gerade für ältere Menschen oder solche mit Vorerkrankungen kann die Krankheit lebensgefährlich werden. Ab 70 Jahren steigt die Sterblichkeit bereits um 8 Prozent, ab 80 Jahren sogar um fast 15 Prozent, wie Streeck sagt. In jüngeren Jahren jedoch macht die Erkrankung fast nichts aus, sagt der Experte in der Sendung.
Viele Menschen greifen nun zu Desinfektionsmitteln, um sich vor den Viren zu schützen. Das scheint Streeck nicht unbedingt für notwendig zu halten. Man kann sich auch einfacher vor einer Ansteckung schützen:
Denn beim neuartigen Coronavirus handelt es sich, wie auch bei allen anderen Corona- und auch Influenzaviren, um einen behüllten Virus. Diese äußere Hülle, die Membran, kann jedoch durch Seife zerstört werden. Dann wird der Virus einfach mit Wasser weggespült.
Um sicherzugehen, sollte man allerdings 30 Sekunden Hände waschen, wirft Moderator Hallaschek ein. Das entspricht übrigens ungefähr drei Mal "Happy Birthday" singen.
Auf die Frage des Moderators hin, ob das Virus im Sommer immer noch ein Thema sein wird oder ob es, ähnlich wie die Grippewelle, dann abklingen wird, kann Streeck keine genaue Antwort geben. Er meint allerdings:
Das Gespräch mit dem Virologen erweckt den Eindruck, dass wir das Coronavirus in Deutschland zwar ernst nehmen sollten, gleichzeitig allerdings keine anderen Vorsichtsmaßnahmen treffen müssen wie bei jeder anderen Grippewelle auch – und die überrollt Deutschland jedes Jahr. Es ist also weniger Panik – und mehr gründliches Händewaschen angesagt.
(ak)