Deutschland
Gewalt

Randale in Stuttgart: Polizei spricht von "nie dagewesener Dimension von Gewalt"

21.06.2020, Baden-Württemberg, Stuttgart: Polizeieinheiten sammeln sich, um gegen Randalierer vorzugehen. Bei Auseinandersetzungen mit der Polizei haben dutzende gewalttätige Kleingruppen die Innensta ...
Polizisten in Stuttgart am Samstagabend.Bild: Simon Adomat / Simon Adomat
Deutschland

Randale in Stuttgart: Polizei spricht von "nie dagewesener Dimension von offener Gewalt"

21.06.2020, 08:2721.06.2020, 15:57
Mehr «Deutschland»

In der Stuttgarter Innenstadt haben sich in der Nacht zu Sonntag hunderte Menschen stundenlang Straßenschlachten mit der Polizei geliefert.

  • Die Menschen, viele von ihnen vermummt, zogen randalierend in Richtung Schlossplatz, teilte die Polizei mit. Es flogen Pflastersteine auf vorbeifahrende Polizeiautos, Schaufenster wurden eingeschlagen und Geschäfte geplündert.
  • Mehr als 200 Polizisten aus dem Stuttgarter Umland wurden vorübergehend in die Landeshauptstadt beordert, Polizeihubschrauber flogen über die Stadt. Erst nach Stunden beruhigte sich die Lage. Am Morgen war die Polizei dabei, Spuren zu sichern und Festgenommene zu vernehmen.
  • 24 Menschen seien vorläufig festgenommen worden, 19 Beamte seien verletzt – einer davon sei dienstunfähig. Die Zahl könne sich noch erhöhen, da die Beamten im Einsatz sich oft erst später mit Verletzungen meldeten, sagte Polizeivizepräsident Thomas Berger am Sonntag bei einer Pressekonferenz im Stuttgarter Rathaus.
  • Auslöser der Krawalle war eine Kontrolle wegen eines mutmaßlichen Drogendeliktes gegen 23.30 Uhr, teilte Berger mit. Sofort hätten sich 200 bis 300 Personen aus der Partyszene mit dem Jugendlichen solidarisiert und die Beamten vor Ort mit Steinen und Flaschenwürfen angegriffen.
  • Die Polizei schließe "eine linkspolitische oder überhaupt eine politische Motivation für diese Gewalttaten" aus, sagte der Stuttgarter Polizeipräsident Franz Lutz am Sonntag. "Es war heute Nacht eine nie dagewesene Dimension von offener Gewalt gegen Polizeibeamte und massive Sachbeschädigung bis hin zu Plünderungen."

Das sind die politischen Reaktionen:

Politiker aus Baden-Württemberg haben mit Entsetzen auf die gewaltsamen Ausschreitungen in der Stuttgarter Innenstadt reagiert. FDP- und SPD-Fraktion kündigten eine Sondersitzung des Innenausschusses im Landtag für kommende Woche an.

"Eines muss klar sein: Es darf keine rechtsfreien Räume in Stuttgart geben", teilte Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) am Sonntagmorgen auf Twitter mit. "Ich bin schockiert von dem Ausbruch an Gewalt, von den Angriffen auf die Polizei und den Zerstörungen in unserer Stadt. Das ist ein trauriger Sonntag für Stuttgart."

Sascha Binder, Innenexperte der SPD-Landtagsfraktion, sprach von bürgerkriegsähnlichen Zuständen. "Straßenschlachten solchen Ausmaßes kennen wir in Baden-Württemberg nicht, und der Innenminister muss alles dafür tun, damit dies nicht zur Normalität wird."

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann verurteilte die Ausschreitungen scharf. Er sprach am Sonntag von einem "brutalen Ausbruch von Gewalt".

"Diese Taten gegen Menschen und Sachen sind kriminelle Akte, die konsequent verfolgt und verurteilt gehören", teilte der Grünen-Politiker mit. "Die Bilder aus der Stuttgarter Innenstadt können uns nicht kalt lassen." Seine Gedanken seien bei den verletzten Polizeibeamten und den durch die Plünderungen Geschädigten. Nun müsse man die Faktenlage und Erkenntnisse zusammentragen und mit Hochdruck klären, wer dahinter stecke.

(ll/afp)