Teilnehmer gehen beim Demonstrationszug linker und linksradikaler Gruppen unter dem Motto "Demonstration zum revolutionären 1. Mai" durch Berlin.Bild: dpa / Kay Nietfeld
Deutschland
01.05.2021, 19:3901.05.2021, 19:40
Linke und rechte Gruppierungen, Gewerkschaften und Gegner der
Corona-Maßnahmen - überall in Deutschland wird zum Tag der Arbeit
demonstriert. Nur in Bayern fällt die größte Demo aus der Reihe - es
geht um Fahrverbote.
Zehntausende Menschen sind am 1. Mai in ganz
Deutschland auf die Straßen gegangen. Veranstalter der
Demonstrationen waren traditionell zum Tag der Arbeit die
Gewerkschaften und linke Initiativen, aber auch rechte Gruppierungen
und Kritiker der Corona-Maßnahmen trafen sich zu erlaubten wie auch
unerlaubten Protesten.
Alleine der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) rief zum Tag der Arbeit
in Dutzenden Städten zu Aktionen auf. Zum Beispiel zählte die Polizei
in Frankfurt mehr als 3000 Teilnehmer bei der Kundgebung am
Opernplatz, in Leipzig nahmen 500 Menschen an einem Fahrradkorso
teil.
Berlin: Tausende Menschen demonstrieren am Hermannpatz
In Berlin versammelten sich am Abend Tausende Menschen um den
Hermannplatz im Stadtteil Neukölln und warteten auf den Beginn der
"Demonstration zum revolutionären 1. Mai". Die Polizei sprach vor
Beginn von 5000 Menschen, allerdings strömten zu dem Zeitpunkt noch
zahlreiche weitere Demonstranten auf den Platz. Weil die
Corona-Regeln nicht eingehalten wurden, verzögerte sich der Start des
Zuges zunächst. In der Menge rund um den Platz schwenkten die
Demonstranten Fahnen, Transparente waren zu sehen. Auch
Feuerwerkskörper wurden gezündet. Straßen wurden abgesperrt, viele
Mannschaftswagen der Polizei waren postiert.
Bereits tagsüber gab es in der Hauptstadt zahlreiche Kundgebungen.
Unter anderem protestierten rund 10.000 Rad fahrende
Kapitalismuskritiker im Villenviertel Grunewald. Am anderen Ende der
Stadt – in Lichtenberg – versammelten sich rund 200 Gegner der
Pandemiemaßnahmen. Im Bereich um den Ostbahnhof kamen Menschen "für
die Wiederbelebung der Kultur- und Clubszene" zusammen. Nach Angaben
der Polizei waren in der Hauptstadt 5600 Polizistinnen und Polizisten
im Einsatz.
Hamburg: Polizei löst Versammlung mit Wasserwerfern auf
In Hamburg löste die Polizei eine Versammlung vor der Roten Flora mit
Wasserwerfern auf. Hunderte Menschen hatten sich am Nachmittag auf
der Piazza vor dem linksautonomen Zentrum versammelt, ohne den
Mindestabstand zu beachten. Nach mehrmaliger Aufforderung, den Platz
zu verlassen, spritzten zwei Wasserwerfer die Straße frei. Am Abend
stoppte die Polizei eine nicht genehmigte Demonstration von
Linksradikalen gestoppt und setzte rund 150 Demonstranten am
Lohmühlenpark in St. Georg fest.
Versammlung vor der Roten Flora wurde von der Polizei mit Wasserwerfern aufgelöst.Bild: dpa / Martin Fischer
Schon am Mittag wurde eine Demonstration mit laut Polizei rund 80
Linksextremisten zwischen Schanzenpark und U-Bahnhof Schlump
gestoppt. Es kam vereinzelt zu Handgreiflichkeiten, als Beamte die
Demonstranten aus der anarchistischen Szene von der Straße drängten.
Eine Gruppe von mehr als 40 größtenteils schwarz gekleideten
Demonstranten wurde wenig später in der Nähe der Messehallen von der
Polizei eingekesselt. Sie seien in Gewahrsam genommen worden, sagte
ein Polizeisprecher.
Leipzig: Polizei berichtet von Böllerwürfen auf Einsatzkräfte
In Leipzig berichtete die Polizei von Böllerwürfen auf ihre
Einsatzkräfte. Demnach waren rund 200 Teilnehmer einer vorherigen
Kundgebung in Richtung des Stadtteils Connewitz gezogen. Mobile
Aufzüge seien derzeit allerdings nicht erlaubt, sagte ein
Polizeisprecher. Daher habe die Polizei dort Kräfte zusammengezogen.
Aus einer Gruppe von 20 bis 30 Menschen seien Pyrotechnik und
Gegenstände auf die Polizisten geworfen worden. Daraufhin seien
mehrere Verdächtige festgesetzt worden.
In thüringischen Städten wurden vor Gerichten weiße Rosen als eine
Reaktion auf das umstrittene Maskenurteil eines Weimarer Amtsrichters
niedergelegt, zum Teil wurde der Familienrichter als "Verteidiger des
Rechtsstaats" bezeichnet. Er hatte Anfang April mit einem Beschluss
die Maskenpflicht an zwei Schulen in Weimar ausgesetzt. Daraufhin
wurden mehrere Anzeigen gegen ihn erstattet. Die Staatsanwaltschaft
geht nun der Frage nach, ob der Jurist seine Zuständigkeit
überschritten hat.
Gegendemonstranten stehen gegenüber der Kundgebung der rechtsextremen Gruppierung «Neue Stärke Erfurt» auf dem Erfurter Domplatz.Bild: dpa / Michael Reichel
An einem Autokorso in Erfurt, zu dem die Thüringer AfD am Tag der
Arbeit aufgerufen hat, haben sich nach Polizeiangaben rund 240
Fahrzeuge beteiligt. An einem NPD-Aufzug in Greifswald nahmen laut
Polizei etwa 170 Menschen teil, auch in Essen protestierte die
Partei. Im sächsischen Plauen demonstrierte die rechtsextreme
Kleinstpartei III. Weg, die Veranstalter mussten sich aber mit 25
Teilnehmern begnügen.
Bayern: Demonstrationen gegen Fahr-Verbote
In Bayern fand die größte Demo des Tages auf Motorrädern statt. Rund
7500 Motorradfahrer demonstrierten in Nürnberg gegen mögliche
Wochenend-Fahrverbote. Der Bundesrat hatte diese vor einem Jahr der
Bundesregierung für besondere Konfliktfälle nahegelegt - also in
Gemeinden, in denen die Bürger stark unter Motorradlärm leiden.
(jab/dpa)