In der Corona-Krise stoßen viele Menschen in ihren Jobs an ihre physischen und psychischen Grenzen. Die Krankenhäuser und Notaufnahmen arbeiten seit Wochen auf Hochtouren, doch auch die Polizei hat momentan einen sehr harten und belastenden Job.
Ein Polizist aus Paderborn hat mit "Focus Online" über seinen Alltag in der Krisenzeit gesprochen.
Obwohl man meinen könnte, dass durch die Ausgangsbeschränkungen weniger Verbrechen begangen werden, hat die Polizei doch alle Hände voll zu tun, die Einhaltung der Vorgaben der Bundesregierung durchzusetzen. Am Samstag teilte die Polizei in Frankfurt etwa mit, Beamte seien am Abend zuvor von einer 20 Personen mit Steinen und Eisenstangen angegriffen worden.
Gleichzeitig fehlt auf den Polizeirevieren immer Personal. Denn viele Mitarbeiten müssen sich in häusliche Quarantäne begeben, weil sie mit dem Virus in Kontakt gekommen sein könnten.
Deshalb müssen Hauptkommissar Matthias Petrikowski und seine Kollegen momentan in 12 Stunden Schichten arbeiten, sich Pöbeleien aussetzen und widerwillige Bürger beschwichtigen, immer in der Angst, von dem Virus abgesteckt zu werden, wie er berichtet.
Petrikowski berichtet weiter, dass Paderborn eine verhältnismäßig ruhige Stadt sei und dass sich "Gott sei Dank" die meisten an die Ausgangsbeschränkungen halten würden. Der Kreis Paderborn zählte am Sonntag 476 bestätigte Corona-Infektionen.
Wer der Polizei laut Petrikowski aktuell eher Kopfschmerzen bereite, seien die "üblichen Klienten". Betrunkene, Drogenabhängige, notorische Kleinkriminelle, die jetzt mehr denn je die Sicherheit der Beamten bedrohen könnten. "Früher haben die uns Schläge angedroht, wenn wir sie kontrollieren oder ihnen einen Platzverweis erteilen. Heute drohen sie uns: 'Ich spuck dich an. Ich bin positiv'."
Da die Mitarbeiter auch ständig Gefahr laufen, sich gegenseitig anzustecken, wurden auch auf dem Polizeirevier in Paderborn entsprechende Maßnahmen getroffen.
Die Mitarbeiter werden streng getrennt und es wird darauf geachtet, dass es zu keinem körperlichen Kontakt kommen kann. Zudem werden die Umkleide-Kabinen vor jedem Schichtwechsel desinfiziert. Der Schichtwechsel läuft daher wesentlich unpersönlicher ab als gewohnt.
Es ist aber nicht alles schlecht in diesen Zeiten. Petrikowski findet nach wie vor: "Polizist zu sein ist für mich immer noch der beste Job der Welt." Die Kameradschaft und der Teamgeist gebe dem 41-jährigen momentan Kraft.
Zum anderen macht ihm aber die Wertschätzung Mut, die viele Bürger der Polizei in diesen Tagen entgegenbrächten. Petrikowski erzählt von einer älteren Dame, die in die Wache gekommen sei, um den Beamten mit Schokolade für ihren Einsatz zu danken. Oder von einem Herrn, der ein Schild mit einer Danksagung vom Balkon aus hochgehalten habe.
"Genau das", sagt Petrikowski in dem Bericht, "sind die kleinen Bonbons, die uns über Wasser halten."
(vdv)