Auch unter Polizeibeamten gibt es Rassismus – zu diesem Ergebnis kommt eine Studie.Bild: imago images / Bernd Günther
Deutschland
Innerhalb der Polizei gibt es nach einer
bundesweiten Studie von Bochumer Wissenschaftlern Hinweise auf
Rassismus. Sowohl Betroffene als auch Polizisten hätten in
Befragungen von bewusstem und unbewusstem rassistischem Handeln von
Polizeibeamten berichtet, sagte Prof. Tobias Singelnstein von der
Ruhr-Universität Bochum am Mittwoch in Berlin. Mutmaßliche Opfer
rechtswidriger Polizeigewalt erwähnten demnach eindeutig
rassistische, antisemitische und islamfeindliche Beleidigungen von
Polizisten. Polizisten hätten dies in Experteninterviews als
Verhalten und Aussagen von Kollegen bestätigt.
Wie groß das Problem in der deutschen Polizei sei, könne anhand
der vorliegenden Daten nicht beurteilt werden, weil es primär um
rechtswidrige Polizeigewalt gegangen sei. "Wir haben in unserer
Untersuchung aber auch Diskriminierungserfahrungen abgefragt", sagte
Singelnstein. Für die Studie "Körperverletzung im Amt durch
Polizeibeamte" waren in den vergangenen drei Jahren 3370 Menschen
befragt und 63 Experteninterviews geführt worden.
Rassismus vor allem bei verdachtsunabhängigen Kontrollen
Als "deutsch" wahrgenommene Menschen ohne Migrationshintergrund
hätten der Studie zufolge vor allem bei Großveranstaltungen
Erfahrungen mit Polizeigewalt gesammelt. Bei Menschen, die als
nicht-deutsch wahrgenommen werden – sogenannte People of Colour – seien es vor allem verdachtsunabhängige Personenkontrollen gewesen.
"Verdachtsunabhängige Kontrollen spielen eine besonders Rolle",
sagte Singelnstein. Wie groß der Anteil rassistischer Polizisten sei,
könne anhand der Daten nicht gesagt werden. Die stark diskutierte
geplante Studie des Bundes über Rassismus bei der Polizei sei
dringend geboten.
(om/dpa)