
Demonstranten ziehen am 1. Mai durch den Berliner Stadtteil Kreuzberg. Bild: dpa
Deutschland
Demonstrationszüge sind in der Corona-Krise verboten. Doch in Berlin und Hamburg scheint das vielen egal zu sein. Es gibt Rangeleien mit der Polizei und Festnahmen.
02.05.2020, 08:3002.05.2020, 08:30
Trotz Corona-Verbots haben sich am Abend des
1. Mai jeweils Hunderte Menschen in Berlin und Hamburg zu unerlaubten
Demonstrationen versammelt. In Berlin-Kreuzberg waren mehr als 1000
dicht an dicht auf Straßen und Plätzen unterwegs, nach Einbruch der
Dunkelheit kam es zu Rangeleien mit Polizisten. Vereinzelt flogen
Flaschen und Steine, Einsatzkräfte wurden verletzt, wie die Polizei
twitterte.
In Hamburg löste die Polizei am Abend eine ungenehmigte Versammlung
auf der Reeperbahn auf. Mehrere Hundert Menschen offenkundig aus dem
linken Spektrum hatten sich auf der Amüsiermeile trotz eines
coronabedingten Versammlungsverbots eingefunden und antifaschistische
Slogans skandiert. Die Polizei forderte sie auf, die Reeperbahn zu
verlassen, und drohte mit dem Einsatz von Wasserwerfern. Die Menge
kam der Aufforderung schleppend nach.
Ursprünglich hatten Linksextremisten in Hamburg für Freitagabend zu
einer "Revolutionären 1. Mai-Demo" aufgerufen. Der Aufzug war
allerdings untersagt worden. In Berlin war die gleiche
Protestveranstaltung, bei der es in früheren Jahren immer wieder zu
Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen war, abgesagt worden.
Linke und Linksautonome hatten im Internet aber zu spontanen Aktionen
aufgerufen.
In der Hauptstadt zogen Beamte mit Helmen Einzelne immer wieder aus
der Menge. Es war teils heftiger Widerstand zu beobachten. Mehrere
Verdächtige wurden laut Polizei festgenommen.

Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort. Bild: dpa
Größere Ansammlungen von Menschen sind wegen der Pandemie verboten.
Die Teilnahme an nicht genehmigten Demonstrationen ist derzeit eine
Straftat.
Die Polizei war am gesamten 1. Mai mit einem Großaufgebot von 5000
Kräften im Einsatz. Genehmigt waren laut Innensenator 27
Versammlungen mit jeweils bis zu 20 Teilnehmern, darunter ein
Autokorso ins Villenviertel Grunewald. Es habe keine besonderen
Vorkommnisse gegeben, hieß es.
"Tradition" am 1. Mai
In den 80er- und 90er-Jahren lieferten sich Tausende aus der linken
Szene am 1. Mai in Kreuzberg Straßenschlachten mit der Polizei. In
späteren Jahren gab es stundenlange Demonstrationen und kurze
Scharmützel. Zuletzt dämmten Straßenpartys die Gewalt ein.
Im linksalternativen Leipziger Stadtteil Connewitz demonstrierten am
1. Mai mehrere hundert Menschen, nach ersten Schätzungen der Polizei
mehr als 200. Die Initiative #NichtaufunseremRücken hatte dazu
aufgerufen. Die Demonstranten waren mit Mundschutz "vermummt". Das
Ordnungsamt hatte dem spontan zugestimmt, so eine Polizeisprecherin.
Nach Angaben der Polizei verlief der Aufzug friedlich.
(lin/dpa)