Polizeibeamte stehen vor einem Gebäude des Vereins Ansaar International in Düsseldorf.Bild: dpa / Marcel Kusch
Deutschland
05.05.2021, 08:4705.05.2021, 11:53
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat
den salafistischen Verein Ansaar International und alle Ableger der Vereinigung verboten. Aus seinem Ministerium hieß es,
das Verbot sei am frühen Mittwochmorgen mit Durchsuchungen und
Beschlagnahmungen in zehn Bundesländern vollstreckt worden. Nach
ersten Informationen waren Objekte und Personen in Rheinland-Pfalz,
Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Hamburg,
Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hessen
betroffen.
Zur Begründung des Verbots hieß es aus dem Innenministerium, die
Spendensammlungen von Ansaar seien in der Absicht erfolgt, diese an
terroristische Vereinigungen im Ausland weiterzugeben, insbesondere
an die Al-Nusra-Front in Syrien, an die palästinensische Hamas sowie
an Al-Shabaab in Somalia.
Die Unterstützung komme diesen Vereinigung teilweise direkt
zugute. Teilweise würden Hilfsprojekte unterstützt, "die jedoch
unmittelbar zum Wirkungskreis der jeweiligen terroristischen
Vereinigung zu zählen sind."
Ausgangspunkt war Großrazzia 2019
Das Ministerium ist außerdem der Auffassung, dass die
Missionierungsaktivitäten der Gruppe gegen die verfassungsmäßige
Ordnung verstoßen. Hier würden "fortlaufend Feinde einer Weltordnung
geschaffen, welche die Menschenwürde Andersgläubiger schützt". Kinder
aus Deutschland würden in die von Ansaar im Ausland aufgebauten
Einrichtungen geschickt, "um dort salafistisch-extremistische Inhalte
zu verinnerlichen und zurück nach Deutschland zu tragen".
"Wer den Terror bekämpfen will, muss seine Geldquellen
austrocknen", sagte Seehofer, wie der Sprecher des Innenministeriums,
Steve Alter, im Kurznachrichtendienst Twitter schrieb. Ausgangspunkt
für das Verbot war eine Großrazzia bei dem Netzwerk im April 2019,
bei der umfangreiches Material beschlagnahmt worden war. Ansaar
International hat seinen Hauptsitz in Düsseldorf, die
Teilorganisation WWR-Help im nordrhein-westfälischen Neuss. Etwa die
Hälfte der 90 Menschen und Objekte, die damals betroffen waren,
befanden sich in NRW.
Wohnungen wurden durchsucht
Zu dem Geflecht von Vereinigungen, die nun verboten wurden,
gehört den Angaben zufolge auch die nach dem deutsch-tunesischen
Fußballspieler benannte Änis Ben-Hatira Foundation, zudem das
Somalische Komitee Information und Beratung in Darmstadt und Umgebung
e.V., der Verein Frauenrechte ANS.Justice, "Ummashop" und Helpstore
Secondhand UG sowie Better World Appeal. Durch die unwahre Angabe,
die Gelder würden ausschließlich humanitären Zwecken zugute kommen,
seien Spender betrogen worden, stellte das Innenministerium fest.
Im April dieses Jahres waren wohl in Zusammenhang mit dem
Verbotsverfahren wegen des Verdachts der Terrorfinanzierung in
Nordrhein-Westfalen und Bayern Wohnungen durchsucht worden. Der
Verdacht richte sich gegen drei Beschuldigte im Alter von 32 bis 40
Jahren, teilte die Düsseldorfer Generalstaatsanwaltschaft damals auf
Anfrage mit. Man ermittle auch wegen des Verdachts des Betrugs und
der Untreue. Bei einem der Beschuldigten handele es sich um einen
Düsseldorfer Rechtsanwalt.
(pas/dpa)