Iain Macnab, Bürgermeister der kleinen Gemeinde Brunsmark bei Mölln.Bild: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa
Deutschland
Die Folgen des Brexits reichen bis in die kleine Gemeinde Brunsmark. Denn deren Bürgermeister Iain Macnab hat als Schotte einen britischen Pass. An dem Tag, an dem Großbritannien die EU verlässt, muss Macnab seinen Posten räumen.
Das kleine Dorf Brunsmark liegt in
Schleswig-Holstein – weit entfernt von Großbritannien. Dennoch ist für den
ehrenamtlichen Bürgermeister des 160-Einwohner-Ortes sehr
entscheidend, ob der Brexit kommt oder nicht. Denn wenn
Großbritannien aus der EU austritt, verliert er seinen Posten. Bürgermeister Iain Macnab ist Schotte.
Mit dem Ausscheiden Großbritanniens aus der Europäischen Union würde
er automatisch zum Nicht-EU-Ausländer und verlöre sein aktives und
passives Wahlrecht in Deutschland.
"Ich finde das sehr schade, denn ich bin gerne Bürgermeister und
würde es auch gerne weiter bleiben. Aber Gesetz ist nun mal Gesetz",
sagt Macnab.
"Wenn man bedenkt, dass ich schon seit 43 Jahren in Deutschland lebe und hier Steuern zahle und mich in der Gemeinde engagiere, ist es aber schon ein bisschen bizarr."
Seit die Diskussion um den Brexit an Fahrt aufgenommen hat,
muss Macnab viele Interviews geben. "Selbst schottische Zeitungen
haben über meinen Fall berichtet." Daran, die deutsche
Staatsbürgerschaft anzunehmen, denkt der 69-jährige Bürgermeister mit britischem
Pass allerdings bis heute nicht:
"Ich bin seit fast 70 Jahren Schotte, warum sollte ich das jetzt ändern?"
Bild: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa
Macnab wurde in der schottischen Stadt Dundee geboren. 1975 kam der
gelernte Journalist nach Hamburg. Er arbeitete zunächst als
Tontechniker, wechselte in den folgenden Jahren mehrmals die Branche
und machte sich schließlich mit einer IT-Firma selbstständig. Seit
1992 lebt er mit seiner deutschen Ehefrau und zwei Kindern in
Brunsmark im Kreis Herzogtum Lauenburg. Seit 2003 sitzt er in der
Gemeindevertretung. 2008 wurde der Schotte erstmals zum Bürgermeister
gewählt, 2018 zum zweiten Mal für weitere fünf Jahre im Amt
bestätigt.
An dem Referendum zum britischen EU-Austritt im Juni 2016 durfte
Macnab nicht teilnehmen, da er damals bereits länger als
fünfzehn Jahre im Ausland lebte. Er sagt:
"Aber ich hätte mit nein gestimmt, ich halte den Austritt für einen schweren Fehler."
Bei einem Brexit befürchtet er ein Auseinanderbrechen
Großbritanniens. "Bei der Abstimmung 2016 haben die Schotten
mehrheitlich für einen Verbleib in der EU gestimmt. Wenn
Großbritannien austritt, wird die Schottische Nationalpartei SNP
weiteren Zulauf bekommen", prophezeit Macnab, der die Nachrichten in
den britischen Medien aufmerksam verfolgt. "Deshalb bin ich für ein
zweites Referendum und ich bin überzeugt, dass dieses Mal die
Mehrheit für einen Verbleib stimmen würde."
Falls es aber doch zum Brexit kommt, ist er vorbereitet. "Wenn es so
weit ist, werde ich den Schlüssel für mein Büro abgeben und einen
schönen schottischen Whisky trinken", sagte Macnab mit typisch
britischer Gelassenheit.
(ll/dpa)
Politiker, die aus Tassen trinken
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