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Ein AfD-Politiker gewinnt in Thüringen eine Landratswahl – ausgerechnet in einem Bundesland, wo die AfD als gesichert rechtsextrem eingestuft wurde. Während viele sorgenvoll nach Thüringen blicken, sorgt die Junge Union Sonneberg nun mit einem Tweet für Empörung.
Der Rechtsanwalt und AfD-Landtagsabgeordnete Sesselmann hatte sich am Sonntag in einer Stichwahl gegen seinen CDU-Kontrahenten Jürgen Köpper durchgesetzt und wurde zum ersten AfD-Landrat Deutschlands gewählt. Und die Nachwuchs-Christdemokrat:innen vor Ort? Die stört das wohl offenbar gar nicht so sehr.
Während andere auf das Wahlergebnis mit "bitter", "Horror" und als "Tiefpunkt unserer Politik seit dem Mauerfall" reagieren, gratuliert die Junge Union (JU) Sonneberg dem AfD-Politiker Robert Sesselmann zum Gewinn der Stichwahl.
Weiter heißt es: "Jetzt gilt es, Ideologie und Wahlkampfrhetorik beiseitezulegen und in sachorientierte Politik für unseren Landkreis einzusteigen." Für den Bundessprecher der Grünen Jugend Timon Dzienus wohl unverständlich.
Unter den Beitrag fragt Dzienus: "Sag mal tickt ihr noch ganz sauber?" Dabei richtet er seine Frage direkt an die Junge Union und ihren Bundesvorsitzenden Johannes Winkel.
Ein weiterer User kommentiert, dass man keinen Faschisten gratuliere – niemals. "Aus der Geschichte nichts gelernt?", fragt er. "Bei euch ist die 'Brandmauer' nach rechts auch eher eine 30 cm Hecke", wettert Linken-Politiker Niema Movassat.
Laut den Kommentaren verstehen viele nicht, wie die Junge Union einem AfD-Kandidaten gratulieren könne. Es sei ein Zeichen für eine sehr schwache Brandmauer der CDU. Offenbar bleibt die Kritik an der Jungen Union Sonneberg nicht ohne Folgen – wenige Stunden später ist der besagte Tweet gelöscht.
JU-Chef Johannes Winkel, JU-Thüringen-Chef Cornelius Golembiewski und der JU-Kreisvorsitzende Sonneberg, Falco Bätz, distanzieren sich von dem Tweet mit einem gemeinsamen Statement: "Eine Zusammenarbeit mit der AfD wäre ein Verrat des christlichen Markenkerns unserer Union. Auch zur Jugendorganisation 'Junge Alternative' sagen wir #NazisKeineChanceLassen."
Währenddessen macht CDU-Generalsekretär Mario Czaja die Politik der Ampel-Koalition für den AfD-Wahlerfolg im südthüringischen Landkreis Sonneberg verantwortlich.
"Die Bundesregierung spaltet das Land. Sie hat zu viele Themen und Vorschläge, die im Land eben nicht auf Konsens stoßen", sagt Czaja dem Sender Phoenix. Er selbst bezeichnete den Ausgang der Wahl als "bitteres Ergebnis". Laut ihm kann die Bundespolitik so nicht fortgesetzt werden. Es brauche mehr Gemeinschaft und Zugehörigkeit im Land.
Die AfD feierte den Sieg und sieht in ihm den Auftakt für mehr Wahlerfolge – in den Kommunen und bei den Landtagswahlen in Brandenburg, Thüringen und Sachsen, die im kommenden Jahr anstehen. Sesselmann sagt, die AfD sei auf dem Weg zu einer Volkspartei.
Am Mittwoch soll das Ergebnis der Landratswahl amtlich festgestellt werden, anschließend wird Sesselmann schriftlich aufgefordert, die Wahl anzunehmen oder abzulehnen. Einen Tag nach Annahme der Wahl beginnt seine Amtszeit.
(Mit Material der dpa)
