Nachdem in Berlin am Mittwoch ein Auto in eine Menschengruppe gefahren ist, sind laut Feuerwehr sechs Personen lebensbedrohlich verletzt und drei schwer. Eine Person starb. watson-Reporterin Laura Czypull war nach dem Vorfall vor Ort nahe dem Berliner Breitscheidplatz.
Berichte, nachdem in dem Auto ein Bekennerschreiben gefunden worden sei, wurden später teilweise revidiert: Es seien Schriftstücke und Plakate mit Aussagen zur Türkei gefunden worden. "Ein richtiges Bekennerschreiben gibt es nicht", sagte Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD). Die genaue Motivation des Fahrers müsse untersucht werden, die Äußerungen würden genau geprüft.
Der mutmaßliche Fahrer wurde bis zu seiner Festnahme zunächst von Passanten festgehalten. Er sei ebenfalls verletzt, so die Polizei. Der Mann ist laut den Beamten ein 29 Jahre alter, in Berlin lebender Deutsch-Armenier.
Am Nachmittag wurde das Europacenter zum Teil geräumt. Grund sei die genauere Untersuchung des Autos des Täters, das gegenüber des großen Einkaufszentrums auf der anderen Seite der Tauentzienstraße stand. Es gehe um eine reine Vorsichtsmaßnahme, falls sich in dem Wagen etwas Gefährliches befinden sollte, so die Polizei.
Während des inzwischen beendeten Feuerwehreinsatzes berichtete Sprecher Adrian Wentzel watson, die Feuerwehr betreue zehn bis 15 leichtverletzte Personen vor Ort "psychosozial".
Unter den Verletzten waren zahlreiche Schüler einer Klasse aus Nordhessen, teilte die hessische Landesregierung in Wiesbaden und der Berliner Senat am Nachmittag mit. Die Tote war eine betreuende Lehrerin, ein weiterer Lehrer wurde schwer verletzt. Die zehnte Klasse einer Schule aus Bad Arolsen war auf Klassenfahrt.
Ob die Sicherheitsvorkehrungen vor Ort ausreichend gewesen seien, wollte watson von Polizeisprecher Thilo Cablitz wissen: "Die Maßnahmen wurden ergriffen." Es müsse aber immer einen Ausgleich zwischen Sicherheit und Freiheit geben. Den Vorfall bezeichnete der Sprecher als "Worst-Case-Szenario".
Nach Angaben von "Welt" hatte die Polizei nach dem Vorfall "Phase 1" ausgerufen, was bedeutet, dass über einen Hilferuf ans Innenministerium Spezialeinheiten zur Verfügung gestellt werden können. Ein Polizist sagte zu watson, dass das eine "reine Vorsichtsmaßnahme" sei.
Laut Feuerwehr waren etwa 60 ihrer Helfer im Einsatz. In ersten Meldungen war von bis zu 30 Verletzten die Rede gewesen, was sich aber später nicht bestätigte.
Es sei ein ADAC-Rettungshubschrauber im Einsatz gewesen und zudem ein Hubschrauber der Polizei, sagte Wentzel zu watson. Der Polizeihubschrauber überfliege die Szenerie, um einen Überblick zu gewinnen. "Der Tauentzien ist ja doch eine vielbefahrene Straße, da geht es natürlich auch um das Verkehrsgeschehen drumherum", so der Sprecher.
Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) sagte den Betroffenen Unterstützung zu. "Wir werden alles dafür tun, den Betroffenen zu helfen." Ebenso werde alles dafür getan, den Hergang aufzuklären. "Wir wissen, dass wir eine Tote und zehn Schwerverletzte haben. Jetzt ist es erstmal wichtig, dass die Verletzten versorgt werden." Zudem brauchten die Angehörigen, die unter Schock stünden, Hilfe und Beistand.
(mit Material von dpa/afp)