Bild: goethe-uni / screenshot facebook / watson-montage
Deutschland
In einer Bibliothek der Goethe-Universität in Frankfurt am Main sind mehrere Flugblätter mit neonazistischem Inhalt aufgetaucht. Das berichtet die Polizei der Stadt auf Facebook.
Die Flyer seien bereits Anfang April gefunden worden. Als Urheber der Flyer sei eine sogenannte "Atomwaffendivision Deutschland" ausgewiesen.
- Die Polizei berichtet weiter: "Die Flyer weisen unterschiedliche Inhalte auf. Neben Aufrufen zur Gewalt und Gewaltdarstellungen, wurden unter anderem auch verfassungswidrige Symbole abgebildet."
- Als Tatzeitraum nimmt die Polizei Ende März beziehungsweise Anfang April an.
- Die Universität habe umgehend Strafanzeige erstattet.
- Der Staatsschutz ermittle seitdem.
- Die Polizei sucht Zeugen. Wer Auffälliges in der Universitätsbibliothek entdeckt hat, kann sich unter der 069/755-53111 oder hier online melden.
Es ist nicht das erste Mal, dass Flyer der "Atomwaffendivision" in einer Universitätsbibliothek in Deutschland aufgetaucht sind.
Das steckt hinter der "Atomwaffendivision"
Ende vergangenen Jahres berichtete watson über ähnliche Flyer, eine Studentin in einer Bibliothek der Humboldt Universität in Berlin entdeckte. Auch hier standen die Worte "Atomwaffendivision" auf den Zetteln.
Die Neonazi-Gruppe "Atomwaffendivision" stammt aus den USA. Sie existiert seit knapp vier Jahren, über die Größe streiten sich Experten. Die Recherche-Plattform Propublica geht von rund 80 Kernmitgliedern in den USA aus. In Amerika sind AWD-Mitglieder für fünf Morde und einen geplanten Terroranschlag auf ein Kraftwerk verurteilt worden.
Das erste Mal in Deutschland tauchte ein Video mit Bezug auf die Neonazi-Gruppe im Juni 2018 auf. Der Titel: "AWD Deutschland: Die Messer werden schon gewetzt" – darin sagt eine mit verzerrte Stimme Sätze auf wie: "Wir bereiten uns auf den langen, letzten Kampf in Trümmern vor, der bald kommen wird". (Lest hier im Detail die Hintergrundgeschichte der US-AWD)
Wie gefährlich sind die Flyer?
Nach dem Fund in Berlin sprach watson auch mit "Register Berlin", einer Organisation, die seit zehn Jahren rechtsextreme Vorfälle in der Stadt erfasst. Über den Fall sagte eine Expertin:
"Solche Flugblätter-Aktionen hat es kurz nach der Enttarnung des NSU gegeben, seitdem sind sie aber selten geworden."
Sie rät, die Briefe ernst zu nehmen: "Normalerweise würde man sowas als irre abstempeln, aber die Sprache, Qualität und der Realitätsbezug der Briefe machen sie authentisch und gefährlich."
Die Polizei in Frankfurt schreibt, es sei nicht auszuschließen, dass erneut Flugblätter der "Atomwaffendivision" an der Goethe-Universität auftauchen könnten. Für diesen Falle sollten die Finder umgehend die Polizei kontaktieren.
(ll)
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Video: watson