Heftige Unwetter im Landkreis Ahrweiler: Mindestens vier Menschen sterben.Bild: dpa / Thomas Frey
Deutschland
15.07.2021, 08:2429.07.2021, 06:38
Im Einsatz gegen die
Auswirkungen der neuesten Unwetter sind zwei Feuerwehrleute im
Märkischen Kreis ums Leben gekommen. Heftiger Regen verursachte in
vielen Teilen Nordrhein-Westfalens und in Rheinland-Pfalz sowie im
Saarland Überschwemmungen, Hochwasser und Stromausfälle. Der extreme
Dauerregen sollte zwar laut Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes
(DWD) in der Nacht zum Donnerstag nachlassen. Die Folgen des Unwetters werden jedoch nicht so schnell zu beseitigen sein:
Mindestens vier Tote in der Eifel
Im rheinland-pfälzischen Landkreis Ahrweiler in der Eifel sind mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Allein im besonders betroffenen Ort Schuld, wo sechs Häuser einstürzten und mehrere weitere einsturzgefährdet waren, würden zudem 50 bis 60 Menschen vermisst, sagte ein Sprecher der Polizei in Koblenz am Donnerstagmorgen der Nachrichtenagentur AFP. Weitere Vermisstenmeldungen gebe es aus dem gesamten Landkreis.
Im Kreis Ahrweiler wurde der Katastrophenfall ausgerufen. "Sehr viele" Menschen harrten laut Polizei auf Hausdächern aus, die Rettungseinsätze liefen auf Hochtouren. Allerdings waren demnach mehrere Orte wegen des Hochwassers von der Außenwelt abgeschnitten. Die Rettungskräfte erreichten laut Polizei nicht alle betroffenen Orte, auch Hubschrauber waren im Einsatz.
Landrat Jürgen Pföhler (CDU) rief die Menschen auf, möglichst zu Hause bleiben und "sich gegebenenfalls in höher gelegene Stockwerke" zu begeben. "Die Lage ist sehr ernst", sagte er. Es bestehe Lebensgefahr. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) erklärte, sie "bange mit allen, die in Gefahr sind", und dankte allen Helferinnen und Helfern für ihren Einsatz.
Menschen müssen ihre Häuser verlassen
In Hückeswagen im Oberbergischen Kreis lief aufgrund der heftigen
Regenfälle die Bevertalsperre über. Das Wasser laufe aktuell
unkontrolliert über den Rand der Staumauer, teilte ein Sprecher der
Leitstelle am frühen Donnerstagmorgen mit. Mehr als 1000 Menschen
mussten demnach ihre Häuser verlassen. Nach enormen Regenfällen haben
die Behörden im Bergischen Land einen unkontrollierten Überlauf der
Wupper-Talsperre bei Radevormwald befürchtet. Einsatzkräfte der
Feuerwehr können das Wasser nach Angaben eines Sprechers der
Leitstelle Oberbergischer Kreis mittlerweile jedoch kontrolliert
ablaufen lassen. Aus Sicherheitsgründen wurden die Anwohner der
Wupper in Radevormwald bereits seit dem späten Abend aufgefordert,
ihre Wohnungen zu verlassen, auch mit Lautsprecherdurchsagen. Für
Betroffene wurde eine Betreuungsstelle in einer Grundschule in
Radevormwald eingerichtet.
Mehrere Häuser sowie ein Tierheim wurden am frühen Donnerstagmorgen
in Solingen-Unterburg aufgrund des Hochwassers evakuiert. Der
Wasserzufluss bleibe derzeit unvermindert hoch, wie ein Sprecher des
Polizeipräsidiums Wuppertal mitteilte. Demnach werde das Wasser
momentan von Einsatzkräften der Feuerwehr abgelassen, was sich auf
das Stadtgebiet auswirkt. Die Bewohner konnten in Notunterkünften und
teilweise bei Bekannten untergebracht werden.
Auch in Wuppertal führten heftige Regenfälle zu einem Anstieg der
Wupper und verursachten so überflutete Straßen. Wie ein Sprecher der
Polizei am frühen Donnerstagmorgen mitteilte, wurden einige Straßen
auf der Talachse entlang der Wupper gesperrt. Anwohner wurden demnach
aufgefordert, sich nicht in Kellergeschossen aufzuhalten, sondern
sich in höher gelegene Wohnungen zu begeben. Trotz der angekündigten
Flutwelle sei die Unwetterlage in der Stadt aber noch überschaubar,
teilte der Sprecher weiter mit. Die Feuerwehr wies auf Twitter
vorzeitig darauf hin, den Trinkwasserverbrauch vorsorglich
einzuschränken. Durch einen Stromausfall sei auch die
Wasserversorgung betroffen.
Feuerwehrmann kommt bei Einsatz ums Leben
In Altena im Sauerland kam bei der Rettung eines Mannes nach dem
Starkregen ein 46 Jahre alter Feuerwehrmann ums Leben. Er wurde von
den Wassermassen fortgerissen und ertrank. Das bestätigte ein
Sprecher der Polizei im Märkischen Kreis am Mittwoch. Nur zwei
Stunden später kollabierte ein 52 Jahre alter Feuerwehrmann bei einem
Einsatz im Bereich des Kraftwerks Werdohl-Elverlingsen. Er sei am
Mittwochabend trotz Reanimations- und Hilfsmaßnahmen gestorben,
teilte die Polizei mit. Die Polizei gehe von einem gesundheitlichen
Notfall aus. In Altena waren - wie in vielen anderen Orten - Keller
und Straßen überflutet. Der über die Ufer getretene Fluss Lenne
verschärfte dort die Situation zusätzlich. Das Wasser lief in die
Innenstadt. Altena sei "so gut wie nicht erreichbar", teilte die
Polizei am Nachmittag mit.
Bahnbetrieb in NRW teilweise eingestellt
Die Deutsche Bahn riet allen Bahnreisenden, Nordrhein-Westfalen
weiträumig zu umfahren. "Bitte verschieben Sie Reisen von und nach
NRW nach Möglichkeit auf die kommenden Tage", hieß es in einer
Mitteilung. Am Mittwoch wurde auf zahlreichen Bahnlinien der Betrieb
eingestellt. Die Bahn berichtete unter anderem von Verspätungen und
Ausfällen von Zügen zwischen Köln und Düsseldorf sowie zwischen Köln
und Wuppertal. Die Strecken zwischen Köln und Koblenz waren auf
beiden Seiten des Rheins nicht befahrbar. ICE-Züge zwischen Frankfurt
und Brüssel fuhren nur zwischen Frankfurt und Köln.
(vdv/dpa)