Wie tickt die Jugend von heute? Sie engagieren sich bei Fridays for Future für die Umwelt, wollen Plastik vermeiden und die Ozeane sauber bekommen, oder?
Diese Annahme unterstützen die Ergebnisse der 18. Shell-Jugendstudie nahe, die nun in Berlin vorgestellt wurde. Die Forscher um Jugend-Experte Klaus Hurrelmann von der Berliner Hertie School of Governance befragten für die Studie mehr als 2500 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 12 und 27 Jahren.
Die Antworten ergeben das Porträt von widersprüchlichen jungen Generationen.
Ja, fast drei von vier Jugendlichen jagt die Umweltverschmutzung Angst ein, gefolgt von der Angst vor Terroranschlägen (66 Prozent) sowie dem Klimawandel (65 Prozent). Soweit entspricht die Jugend also dem Bild, das man gemeinhin von ihr hat.
Doch die Shell-Studie zeichnet auch ein anderes Bild.
Einige Jugendliche fühlen sich demnach nicht verstanden und "nicht ernst genommen". Es bilden sich auch populistische Argumentationsmuster heraus, schreiben die Autoren der Studie.
So zum Beispiel:
Ganze 68 Prozent der Jugendlichen glauben, dass man nicht alles sagen dürfe, ohne als Rassist zu gelten. Dem gegenüber stehen allerdings 57 Prozent, die es gut heißen, dass Deutschland Flüchtlinge aufgenommen hat.
In der Studie fällt auf: Jugendliche mit einem höheren Bildungsgrad würden den populistischen Aussagen weniger zustimmen. Und, wie bei den Erwachsenen, sehen die Wissenschaftler mehr Populismus-Geneigte im Osten (42 Prozent) als im Westen (31 Prozent).
Die Autoren gehen davon aus, dass "latente Ängste" und das Gefühl, "selbst zu kurz zu kommen", dafür verantwortlich sind. Gepaart mit Intoleranz entstünden dann solche Aussagen:
Am wenigsten negativ (8 Prozent) wird eine jüdische Familie bewertet.
Positiv ist jedoch, dass sich die meisten jungen Erwachsenen tolerant verhalten. Ihnen sei egal, neben wem sie wohnen, heißt es in der Studie.
Und bei all dem Negativen: Die Jugend von heute strebt nach Familie und sozialen Beziehungen, sprich Freunden. Dabei ist den Jugendlichen vor allem die Qualität der freundschaftlichen Beziehung wichtig (97 Prozent).
Dass Jugendliche trotz der populistischen Aussagen offen für Neues sein können, zeigt sich daran, dass sie die "eigene Phantasie und Kreativität" entwickeln wollen, so die Forschern.
Und da haben wir sie wieder, die stereotypische Jugend von heute: Vier von fünf sagen, dass sie ihr Leben in vollen Zügen genießen wollen.
Aber dann gibt es Zahlen, die aufhorchen lassen: Lediglich 58 Prozent der Jugend schauen positiv in die Zukunft, im vergangenen Jahr lag der Wert noch bei 61 Prozent.
Immerhin: Jugendliche der sozial schwachen Schicht sind sogar optimistischer geworden.
(lin/mit dpa)