Deutsche Städte werden häufig durch Reihenhaussiedlungen erweitert. Für das Klima ist das mitunter sehr gefährlich.Bild: IMAGO / Christian Thiel
Deutschland
Die Menschen in Deutschland leben im
Schnitt auf immer mehr Fläche – das und viele unsanierte Gebäude
belasten jedoch die Klimabilanz von Immobilien. Trotz großer
Anstrengungen stagnierten die direkten CO2-Emissionen des
Gebäudebestands seit 2014 bei rund 120 Millionen Tonnen im Jahr,
heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Studie der DZ Bank.
Studie zeigt auf: größere Wohnfläche belastet CO2-Haushalt
Ein Grund ist die im Mittel immer größere Wohnfläche, die sich
ungünstig auf Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen auswirkt.
Lag die Wohnfläche pro Kopf 1995 noch bei etwa 36 Quadratmetern,
waren es laut Statistischem Bundesamt Ende 2020 47 Quadratmeter – trotz gestiegener Immobilienpreise und hoher Wohnkosten. Eine
Trendumkehr sei nicht in Sicht, schreiben die Autoren in Frankfurt.
"Die wachsende Zahl an Einpersonenhaushalten und der von der Pandemie
verstärkte Wunsch nach geräumigen Wohnungen – auch mit Blick auf
Homeoffice – dürften das Flächenwachstum weiter vorantreiben."
Schlecht für die Klimabilanz sei aber auch der große Bestand
alter Immobilien. Der Großteil der 20 Millionen Wohngebäude mit fast
43 Millionen Wohnungen in Deutschland sei in die Jahre gekommen und
brauche viel Energie, oft aus Öl und Gas. Die Hälfte der Haushalte
heize mit Gas, etwa ein Viertel nutze Heizöl. Die bei neuen Häusern
beliebten Wärmepumpen spielten im Bestand bisher kaum eine Rolle.
Deutschland sei beim "Wohnen aus Klimasicht kein Vorbild", hieß es.
Langfristig klimaneutraler Gebäudebestand in Gefahr
Niedrige Zinsen, Förderdarlehen und Zuschüsse etwa zum Dämmen
seien hilfreich, um die Energiebilanz von Immobilien zu verbessern.
Doch weil es so viele sanierungsbedürftige Gebäude gebe und die
Kapazitäten bei Bau- und Handwerksfirmen begrenzt seien, könne das
eher Jahrzehnte als Jahre dauern. Das Tempo beim Abbau der Emissionen
reiche längst nicht aus, um die Umweltvorgaben der Bundesregierung zu
erfüllen, die den Gebäudebestand langfristig klimaneutral machen
will.
Das Sanierungstempo müsse daher steigen, ohne Mieter und
Eigentümer zu überfordern, schlussfolgert die DZ Bank. Denn spürbar
steigende Mieten für Bestandswohnungen seien wohl selbst bei relativ
hohen Fördermaßnahmen wahrscheinlich. Um den Spagat zwischen
Klimaschutz und bezahlbaren Wohnen zu schaffen, seien eine bessere
Effizienz und Koordination von Maßnahmen nötig.
(vdv/dpa)