Der in Köln mit hochgiftigem Rizin gefasste Tunesier hat nach Einschätzung des Verfassungsschutzpräsidenten "sehr wahrscheinlich" einen Gift-Terroranschlag geplant. Die Auswertungen seien zwar noch nicht abgeschlossen, "allerdings ist es in der Gesamtschau der bislang vorliegenden Hinweise sehr wahrscheinlich, dass hier ein terroristischer Anschlag vereitelt werden konnte", sagte Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen der "Rheinischen Post" (Freitag).
Nach Informationen der Zeitung hätte die gefundene Menge zur Herstellung von hochgiftigem Rizin für 250 bis 1000 toxische Dosen, je nach Ausbringungsmethode, auch für mehr gereicht. Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul hatte am Donnerstag schon gesagt: "Das Gefahrenpotenzial, was von ihm ausging, war schon relativ hoch." Nach Einschätzung des Düsseldorfer Toxikologen Gerhard Fritz ist die geringste Dosis Rizin schon tödlich. "Es gibt kaum etwas, was gefährlicher wäre."
Der 29-Jährige soll bereits seit mehreren Wochen biologische Waffen in seiner Wohnung hergestellt haben und bei der Produktion seines tödlichen Gifts weit fortgeschritten sein.
Rizinussamen zur Herstellung des hochgiftigen Rizin hatte der Tunesier sich nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft im Internet gekauft und seit Anfang Juni zusammengemischt. Durch die Online-Einkäufe sollen die Sicherheitsbehörden auf den Mann aufmerksam geworden sein.
Nach bisherigen Erkenntnissen des nordrhein-westfälischen Innenministeriums soll der Mann allein gehandelt haben. Auf Mittäter habe Innenminister Reul derzeit keine Hinweise, wie er selbst am Donnerstag in Düsseldorf sagte.
Staatsschutz und Ermittlungsbehörden hätten einen Hinweis auf den Mann erhalten, der dann observiert und am Dienstagabend festgenommen wurde.
Auch eine benachbarte Wohnung wurde durchsucht – es konnte nicht ausgeschlossen werden, dass sich in dieser Wohnung ebenfalls giftige Stoffe oder weitere Menschen aufhalten, sagte der Polizeisprecher. Diese Wohnung sei aber leer gewesen.
Für die medizinische Untersuchung der Nachbarn des mutmaßlichen Giftmischers sieht die Stadt Köln keinen Anlass. Nach Aussagen von Experten des Robert Koch-Instituts sehe man keine Notwendigkeit, "Maßnahmen für Personen zu treffen, die sich außerhalb der Wohnung befanden", erklärte die Stadt auf Anfrage.
Eine SEK-Einheit sowie Polizei und Feuerwehr waren am Dienstagabend mit Atemschutzmasken vor dem 15-stöckigen Hochhaus, wie ein dpa-Fotograf beobachtete. Die gemeinsamen Kinder des Paares seien in der Obhut der Stadt Köln, teilte die Polizei mit.
(aj/pb/sg/fh/dpa/afp)