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Jan Böhmermann legt die geheime Power in der SPD offen

Dortmund, Germany - May 1, 2011: international worker's day demonstration, red head woman with flag of SPD at May demonstration. SPD is a left wing political party in Germany. On 1st May, there i ...
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Jan Böhmermann legt die geheime Power in der SPD frei

30.08.2019, 11:4230.08.2019, 15:32
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Na klar, erst einmal ist Jan Böhmermanns Plan zur Kandidatur als SPD-Chef ein guter Lacher auf Kosten der Sozialdemokraten. Aber schaut man dieses Video, ist da noch mehr. Vielen gerade jüngeren Zuschauerinnen und Zuschauern dürfte beim Anblick der Bewerbungsrede des ZDF-Satirikers ein anderer Gedanke durch den Kopf geschossen sein: "Wäre das bloß mehr als ein Scherz! Würde Böhmi es doch tatsächlich schaffen."

Genau weil er dieses Gefühl auslöst, hat Böhmermann seinen Finger (mal wieder) genau in die richtige Wunde gedrückt. Mit seinem Humor in der Aktivismus-Tradition von Organisationen wie dem " Zentrum für Politische Schönheit" oder "The Yes Men" legt er offen, wie viel Potential die SPD noch immer hat. Denn die Reaktionen auf seine Bewerbungsrede sind nicht weniger als eine klare Ansage an die Parteispitze.

Falls ihr sie noch nicht gesehen habt, hier noch einmal die Rede:

Sofort Zuspruch für Jan Böhmermann

Junge Politikerinnen und Politiker wie Lilly Blaudszun oder Kevin Kühnert meldeten sich sofort, die Jusos selbst und zahlreiche Ortsgruppen sagten Unterstützung zu. Sie alle haben sich unter dem Kampagnen-Hashtag #Neustart19 gemeldet. Der zugehörige Twitter-Account hat schon jetzt über 12.000 Follower. Und plötzlich heißt es, wo man auch hinschaut: "Wenn der das macht, dann wähle ich die SPD wieder".

Vielleicht sind die meisten dieser Posts ebenfalls ein Scherz, aber solch eine positive Social-Media-Welle hat die SPD nicht mehr erlebt, seitdem der Schulz-Zug vor der Bundestagswahl noch auf der Schiene rollte. Man erinnere sich, auch damals begann die plötzliche Pro-SPD-Euphorie als Meme-Serie in einem Reddit-Forum.

Es ist genau diese Bewegung, die der Partei gerade so schmerzhaft fehlt. Und das Problem ist genauso augenscheinlich: Keiner der angetretenen Spitzenkandidaten für das Amt des Parteichefs kann sie nur annähernd zum Ausdruck bringen. Kein Scholz, keine Schwan, kein Stegner.

Offenbar musste erst ein prominenter Haudrauf mit solch einer Ansage um die Ecke kommen. Einer, der die ewig gleiche überalterte SPD-Rhetorik mal eben auf giftige Weise bloßstellt. Und plötzlich scheinen sie wieder begeistert dabei zu sein, die Anhänger der Sozialdemokratie in Deutschland.

Böhmermann zeigt: Die Power ist noch da, die SPD-Spitzen selbst können sie nur nicht entfesseln. Das sollte ihnen zu Denken geben.

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