Neue Zölle auf importierte Autos und Fahrzeugteile könnten für viele US-Amerikaner:innen das Fass zum Überlaufen bringen. Präsident Donald Trump hatte zunächst pauschale 25-Prozent-Abgaben auf ausländische Fahrzeuge und Teile verhängt – ein Schritt, der die ohnehin schon steigenden Autopreise weiter anheizte.
Zwar ruderte der Präsident diese Woche leicht zurück: Autohersteller sollen künftig bis zu 15 Prozent des Fahrzeugwerts in Form von Gutschriften anrechnen können – allerdings nur bei Fahrzeugen, die in den USA montiert wurden. Wie "Newsweek" berichtet, bringt das nur bedingt Entlastung. Denn kaum ein Auto ist vollständig "Made in USA". Schon jetzt sind Autokäufe spürbar rückläufig.
Eine Wallethub-Umfrage zeigt: Im April 2025 planten 13,4 Prozent weniger Menschen in den USA im Vergleich zum Vorjahr, innerhalb der nächsten sechs Monate ein Auto zu kaufen. Ein Grund: die wirtschaftliche Unsicherheit durch Trumps Zollpolitik. "Jedes in den USA verkaufte Auto enthält importierte Teile", betont Karl Brauer von iSeeCars gegenüber "Newsweek".
Wenn sowohl importierte Fahrzeuge als auch ihre Komponenten mit Zöllen belegt werden, steigen die Produktionskosten – und damit auch die Preise für die Verbraucher:innen. Die Folge: Wer kann, kauft jetzt noch – bevor es noch teurer wird. "Viele haben sich ihr Auto bereits im ersten Quartal gesichert, um Preisanstiege durch die Zölle zu vermeiden", sagt etwa Mark Hamrick, Chefökonom bei Bankrate gegenüber der Zeitung.
Doch die Zölle sind nicht der einzige Kostenfaktor. Reparaturen und Wartung schlugen bereits nach der Pandemie kräftig zu Buche – auch wegen gestörter Lieferketten. Hinzu kommt: Die Autoversicherung kostet heute durchschnittlich 2685 Dollar pro Jahr – ein Plus von zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. "Die finanzielle Belastung ist enorm", sagt Hamrick. "Autokauf und -finanzierung gehören zu den größten monatlichen Ausgaben vieler Haushalte." In wirtschaftlich unsicheren Zeiten würden viele diese Ausgaben lieber vermeiden.
Vor allem junge Menschen kehren dem Auto zunehmend freiwillig den Rücken, nicht nur wegen der Trump-Zollpolitik. Laut einer Pew-Studie von Ende 2024, noch vor Trumps Amtszeit, fahren rund zehn Prozent der US-Bevölkerung kaum oder gar nicht Auto. In Städten liegt der Anteil bei 18 Prozent – doppelt so hoch wie in ländlichen Gegenden.
Auch der Führerschein verliert an Bedeutung: Laut US-Verkehrsministerium sank der Anteil 16-jähriger Führerscheinbesitzer:innen von etwa 50 Prozent (1983) auf rund 25 Prozent (2022). Bei den 18-Jährigen ging es von 80 auf 60 Prozent runter.
Albert Mangahas vom Carsharing-Anbieter Turo sagt diesbezüglich gegenüber "Newsweek": "58 Prozent der Gen Z und 56 Prozent der Millennials wollen 2025 lieber auf Alternativen zum klassischen Autokauf setzen." Für viele sei Leasing, Carsharing oder Abo-Nutzung attraktiver – finanziell und flexibel.
Nicht nur junge Leute denken um: Zwei Drittel der befragten Babyboomer planen laut Turo-Umfrage, 2025 weder ein Auto zu kaufen noch zu leasen. 62 Prozent erwarten sogar, dass die Kosten weiter steigen – durch Versicherungen, Reparaturen und Trumps Zölle. Ein wachsender Teil nutzt Mietmodelle oder Carsharing, wenn der öffentliche Nahverkehr keine Alternative bietet. "Zugang statt Besitz" wird für immer mehr Menschen zur neuen Norm – quer durch alle Altersgruppen.
Während Trump betont, die US-Autoindustrie mit seinen Maßnahmen schützen zu wollen, warnen Expert:innen laut "Newsweek" vor einem gegenteiligen Effekt.
Ob die US-Amerikaner:innen dem Auto dauerhaft den Rücken kehren oder nur vorübergehend auf die Bremse treten, bleibt offen. Doch schon jetzt wankt ein jahrzehntelanges Symbol nationaler Identität. Ausgerechnet Trumps Zollpolitik könnte mitverantwortlich sein für das Ende eines amerikanischen Traums – vom eigenen Wagen als Inbegriff von Freiheit.