In Trier gedenken Menschen der Opfer der Bluttat.Bild: dpa / Oliver Dietze
Deutschland
Ein Mann hat bei einer Amokfahrt mit einem
Sportgeländewagen in der Trierer Innenstadt fünf Menschen getötet,
darunter ein neuneinhalb Wochen altes Baby. 14 Menschen erlitten
teils schwere Verletzungen. Die Polizei nahm unmittelbar nach der Tat
einen 51 Jahren alten Deutschen aus dem Kreis Trier-Saarburg fest,
der nach Angaben der Staatsanwaltschaft psychisch krank sein könnte.
Der Tatverdächtige war betrunken, konnte aber vernommen werden.
Hinweise auf einen politischen Hintergrund gab es zunächst nicht. Das
Motiv des Täters ist unklar.
"Dieses Ereignis erschüttert ganz Deutschland", sagte der
rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) am
Dienstagabend in Trier. Der Täter sei gezielt vorgegangen und
"Zickzacklinien" gefahren, um Leid zuzufügen. Das sei in ganz
schlimmem Maße geschehen.
Polizei stellte Tatverdächtigen vier Minuten nach erstem Notruf
Zu den Opfern zählen neben dem Baby eine 73 Jahre alte Frau, eine
25-Jährige, eine 52 Jahre alte Frau und ein 45 Jahre alter Mann aus
Trier. Die Mutter des Babys liegt den Behördenangaben zufolge im
Krankenhaus. Über den Tod der 52-Jährigen informierte die Polizei am
späten Dienstagabend. Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich in
einer Stellungnahme tief betroffen.
Der erste Notruf war um 13.47 Uhr eingegangen, wie Franz-Dieter
Ankner, Vizepräsident des Polizeipräsidiums Trier sagte. Die
Amokfahrt über mehrere Straßen dauerte vier Minuten, ehe der
Tatverdächtige, der Widerstand leistete, festgenommen wurde.
Während er in die Fußgängerzone raste, war der Täter stark alkoholisiert.Bild: dpa / Harald Tittel
"Wir haben ein klares Bild von dem Verdächtigen", sagte Lewentz,
der von einem schrecklichen Tag sprach. Ankner ergänzte, der Mann
habe die vergangenen Tage in einem Auto verbracht. Laut
Oberstaatsanwalt Peter Fritzen gibt es Anhaltspunkte für ein
psychisches Krankheitsbild. Ein Arzt habe den Mann begutachtet, es
werde vermutlich ein psychiatrisches Gutachten in Auftrag gegeben.
Bei dem Mann wurden 1,4 Promille Atemalkohol festgestellt.
Merkel bezieht Stellung: "Nachrichten aus Trier machen mich sehr traurig"
Ermittelt werde wegen Mordes und gefährlicher Körperverletzung.
"Wir gehen davon aus, dass er bei dem Angriff in der Innenstadt
heimtückisch handelte, das Fahrzeug als Waffe benutzt hat und deshalb
mit gemeingefährlichen Mitteln handelte", sagte Fritzen.
Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sprach am Abend von einem
"schlimmen und schrecklichen Tag". Oberbürgermeister Wolfram Leibe
(SPD) sprach im Interview mit dem SWR von einem "Amokfahrer in der
Innenstadt". Augenzeugen berichteten, dass am Ort des Vorfalls nahe
der Porta Nigra Menschen durch die Luft geschleudert worden seien.
"Die Nachrichten aus Trier machen mich sehr traurig", heißt es in
einer Stellungnahme der Kanzlerin, die Regierungssprecher Steffen
Seibert am Dienstag via Twitter veröffentlichte. "Meine Anteilnahme
gilt den Angehörigen der Menschen, die so jäh und gewaltsam aus dem
Leben gerissen wurden. Ich denke aber auch an diejenigen, die zum
Teil schwere Verletzungen erlitten haben und wünsche ihnen viel
Kraft."
Mitten an einem ganz normalen Tag seien Menschen aus dem Leben
gerissen worden, sagte Dreyer. "Das ist einfach sehr schlimm für uns
alle." Sie sei mit ihren Gedanken bei den Verletzten und
Schwerverletzten und hoffe und bete, dass sie überlebten und
gesundeten. Vier Menschen hätten schwere Verletzungen erlitten, fünf
erhebliche Verletzungen, und sechs Menschen seien leicht verletzt
worden, sagte Lewentz zunächst während einer Pressekonferenz, die 52
Jahre alte Frau erlag wenig später ihren Verletzungen. Zahlreiche
Menschen in der Innenstadt seien zudem traumatisiert worden, sagte
Lewentz.
300 Helfer von Feuerwehr und Rettungsdiensten, sowie 450 Polizisten
Rund 300 Helfer von Feuerwehr, Rettungsdiensten und anderen
Hilfsorganisationen waren im Einsatz. Dieser habe im Ablauf sehr gut
funktioniert, die Opfer seien rasch versorgt worden, berichtete der
Leiter der Berufsfeuerwehr Trier, Andreas Kirchartz. Die Kliniken in
der Stadt hätten sofort auf Notfallbetrieb umgeschaltet, die
Patienten hätten unmittelbar dorthin gebracht werden können. Lewentz
sagte, dass außerdem rund 450 Polizisten im Einsatz waren.
Die rheinland-pfälzischen CDU-Politiker Julia Klöckner und
Christian Baldauf äußerten sich schockiert und betroffen. Sie seien
erschüttert über die "Amokfahrt", teilten die CDU-Landeschefin und
der CDU-Landtagsfraktionschef mit. "Unsere Gedanken sind bei den
Verletzten vor Ort. Wir trauern mit den Angehörigen der Toten",
erklärten sie. "Wir danken den Helfern und Rettungskräften für ihre
Arbeit. Jetzt gilt es die weiteren Ermittlungen abzuwarten."
Im Februar hatte im nordhessischen Volkmarsen ein 29 Jahre alter
Deutscher sein Auto absichtlich in die Menge gesteuert. Dutzende
Menschen wurden verletzt. 2019 hatte ein 50-Jähriger in Bottrop in
der Neujahrsnacht gezielt Menschen angefahren. Er wurde in die
geschlossene Psychiatrie eingewiesen. In Münster war 2018 ein Mann
mit seinem Campingbus in eine Gruppe gerast, es gab fünf Tote. Der
Täter erschoss sich, die Ermittler gehen von einer psychischen
Erkrankung aus.
(vdv/dpa)