Elon Musk baut eine neue Tesla-Fabrik in Brandenburg.Bild: imago images / Ding Ting
Deutschland
Im beschaulichen Grünheide ist einiges los, seit der Unternehmer und Milliardär Elon Musk die Gemeinde in Brandenburg als Standort für ein neue Tesla Fabrik – die erste in Europa – auserkor. Die sogenannte "Gigafactory" wird für einige Jobs in der knapp 9000-Einwohner-großen Gemeinde sorgen.
Der Wirtschaftsminister von Brandenburg, Jörg Steinbach, gab an, dass in der derzeitigen "ersten Ausbaustufe über 3000 Arbeitsplätze" entstehen werden. Würde sich das Werk an der Tesla-Fabrik in Schanghai orientieren, dann "wären wir vermutlich bei 7000 bis 8000 Arbeitsplätzen". Dafür sucht Tesla im Internet derzeit nach geeigneten Kandidaten.
Zwei erfolgreiche Bewerber haben gegenüber "Business Insider" geschildert, wie der Bewerbungsprozess vonstattenging.
Wer den Job bei Tesla will, muss an die Werte der Firma glauben
Einer der zukünftigen Tesla-Mitarbeiter hatte vor kurzem seinen "Goldenen Handschlag" bei Daimler erhalten – also eine Abfindung, um das Unternehmen freiwillig zu verlassen – und bewarb sich im Sommer dem US-amerikanischen Unternehmen. Er glaube an die Mission Teslas, sagt der Mann. Er besitze selbst zwei Elektroautos. Zudem habe er Solaranlagen auf dem Dach seines Hauses und einen Wasserspeicher im Keller.
Der Glaube an die Werte und Ideen Teslas muss auch da sein, denn der Manager wird bei seinem neuen Arbeitgeber laut Business Insider ein Viertel weniger verdienen als bei Daimer. Zudem gebe es weder Weihnachts- oder Urlaubsgeld, noch sonstige Zuschüsse. Als Ausgleich erhält der Bewerber aber ein Tesla-Aktienpaket, über das er nach vier Jahren frei verfügen kann. Der Wert der Aktien liegt in mittlerer fünfstelliger Höhe.
Der Bewerbungsprozess ist aufwendig und kompliziert
Für die Stelle musste er aber auch einiges durchmachen. Vier 30-minütige Gespräche musste er meistern, um eine Zusage zu erhalten. „Die schauen in dem Gespräch, ob der Bewerber vom Mindset her zu Tesla passt. Die Dame hat mich weder nach akademischen Leistungen, noch Graden gefragt. Sie wollte wissen, warum ich eigentlich zu Tesla will. Denen ist die Identifikation mit der Marke und der Mission ungeheuer wichtig“, erzählt er.
Das erste Gespräch hatte er mit einer Tesla-Mitarbeiterin, die in seiner zukünftigen Abteilung arbeitet, das zweite dann mit einem Manager. Im dritten Interview wurde er von einem Tesla-Manager aus San Francisco ausgefragt, dabei musste er Lösungswege für bestimmte Problemsituationen präsentieren. Das letzte Gespräch hatte er dann mit einem Manager aus der Gigafactory in Grünheide.
Tesla wickelt die Interviews teilweise extrem schnell ab
Der zweite zukünftige Mitarbeiter in Grünheide hat sich auf eine Stelle als Führungskraft in der Montagetechnik beworben. Sein Bewerbungsprozess soll äußerst professionell gelaufen sein, erzählt er. "Vier Tage nach meiner Bewerbung lief das Vorgespräch mit der Personalerin. Dann ging es im drei bis vier Tagestakt weiter mit den Interviews. Mein Studienabschluss und die Noten haben die nicht ansatzweise interessiert. Was wichtig war: Motivation und der letzte Arbeitsplatz", sagt er.
Zusätzlich zu den vier Interviews, die auch der erste Bewerber absolvieren musste, kamen in diesem Fall noch zwei weitere Gespräche hinzu. Dabei musste er Fragen zu seinem Führungsstil beantworten und fiktive Personalprobleme instinktiv lösen.
Es gibt auch viele unzufriedene Bewerber für die Gigafactory
Der Prozess hat sich aber gelohnt, denn in seinem neuen Job verdiene er ein Jahresgehalt zwischen 100.000 und 120.000 Euro. Sein Aktienpaket liegt etwa bei 50.000 Euro. Dazu kommen Altersvorsorge, Zuschüsse für ein BVG-Ticket und leistungsabhängige Boni.
Nicht alle Bewerber waren so zufrieden mit dem Prozess. Auf der Internet-Plattform Kununu, auf der man seinen Arbeitgeber bewerten kann, erreicht Tesla nur drei von fünf möglichen Sternen. Mehrere hundert Leute haben hier ihre Meinung zu Tesla abgegeben. Das Portal kann aber nicht verifizieren, ob die Bewertungen tatsächlich von Bewerbern stammen, oder ob hier Internet-Trolle am Werk waren.
Bewerber halten den Bewerbungsprozess für unpersönlich
Hier wird ganz anders vom Bewerbungsprozess berichtet. Die User erzählen hier von "Arroganz" und einer "schlechten Atmosphäre". Dazu kommt eine "schlechte Bezahlung" und eine unausgeglichene "Work-Life-Balance". Ein unprofessionelles Verhalten vonseiten Teslas liefert ebenfalls einen Grund für Kritik.
Jochem Freyer, der Chef der zuständigen Arbeitsagentur, brüstet sich damit, bei der Jobvermittlung mit Tesla zusammenzuarbeiten. "Heute haben wir Tesla mit mehr als 1000 Bewerberinnen und Bewerbern zusammengebracht", sagt er gegenüber der "Wirtschaftswoche" im Januar 2021.
Tesla soll für die Branche überdurchschnittlich gut bezahlen
Freyer kündigte Ende des Jahres 2020 im "Handelsblatt" an, dass die Einstiegsgehälter bei Tesla "einfach mal ein Kracher" seien. Für ungelernte Fachkräfte gäbe es 2700 Euro Brutto im Monat – mit Berufsausbildung sogar 3500 Euro. "Tesla zahlt deutlich besser, als es ortsüblich ist, und wird sich am Gehaltstarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie orientieren", sagt Freyer.
Die IG Metall hingegen kritisiert im rbb den US-Konzern für seinen Umgang mit den Mitarbeitern. Der Gewerkschaftsbund stellte fest, dass Tesla als Betriebsform eine sogenannte "Europäische Aktiengesellschaft" (SE) gründete. Diese Rechtsform soll deswegen gewählt worden sein, damit zukünftig keine Beteiligung der Arbeitnehmer in den Betriebsräten durchgesetzt werden kann.
(lfr)