Nach der Ankündigung der Deutschen Bahn, wegen des Coronavirus ab Dienstag den Regionalverkehr einschränken zu wollen, fordert das Verkehrsbündnis Allianz pro Schiene, den Eisenbahnverkehr in Deutschland weiter zu gewährleisten.
"Wir müssen in Deutschland den Eisenbahnbetrieb so lange wie möglich aufrechterhalten", erklärt Geschäftsführer Dirk Flege auf Anfrage von watson. "Ich rufe alle Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft auf, die Eisenbahnverkehrsunternehmen bei dieser wichtigen Aufgabe nach Kräften zu unterstützen." Die Fortsetzung des Schienenverkehrs dürfe nicht an mangelnder Kinderbetreuung scheitern.
Ähnlich äußerte sich auch der Fahrgastverband Pro Bahn gegenüber watson. "Pro Bahn spricht sich grundsätzlich dafür aus, dass auch in diesen schwierigen Zeiten der öffentliche Nah- und Fernverkehr aufrecht erhalten bleibt." Dabei sollten die DB Regio wie auch andere Bahnunternehmen "unbedingt das Basis-Angebot, die regionalen Züge des Grundtaktes, verkehren lassen". Zwischentakte oder Verstärkungszüge in den Hauptverkehrszeiten seien am ehesten verzichtbar.
Für die Fahrgäste sei es wichtig, seitens der Bahn rechtzeitig und verlässlich über alle Medien informiert zu werden.
Der Verband begrüße, dass Betreiber von Bahnen und Bussen im Nah- und Fernverkehr "besondere Maßnahmen ergreifen, damit der öffentliche Verkehr nicht zu einem wichtigen Verbeiter des Coronavirus wird". Es sei unbedingt notwendig, dass Seife sowie funktionierende Waschmöglichkeiten in den Zügen zur Verfügung stünden.
Es sei dabei verständlich, dass die Bahn nicht alle Züge fahren lassen könne, wenn nun durch Schließung von Schulen und Kitas ein höherer Betreuungsaufwand entstehe, so der Fahrgastverband.
Die Deutsche Bahn hatte zuvor angekündigt, in den nächsten Tagen ihren Regionalverkehr deutlich einzuschränken. Damit reagiert das Unternehmen auf die geringe Zahl an Fahrgästen als Folge der Coronavirus-Krise, wie eine Sprecherin am Sonntag in Berlin sagte. Die Zahl der Züge werde schrittweise an die sinkende Nachfrage angepasst. Auch die Tatsache, dass viele Mitarbeiter durch die Schulschließung in allen Bundesländern betroffen sind, soll laut Medienberichten eine Rolle gespielt haben.
Ein "Notfahrplan" sei das jedoch nicht, betonte die Bahn. Außerdem kontrollieren die Zugbegleiter in den Regionalzügen bis auf weiteres die Fahrkarten nicht mehr. Dies geschehe zum Schutz von Fahrgästen und Mitarbeitern, sagte die Sprecherin. Die Schaffner fahren aber weiterhin in den Zügen mit. Zuvor hatte der "Spiegel" über die Maßnahmen der Bahn berichtet. Demnach sollen die Fahrpläne von Dienstag oder Mittwoch an ausgedünnt werden.
Die Bahn erweitert wegen der außergewöhnliche Lage auch die Möglichkeiten für die Kunden, ihre Reise zu verschieben oder zu stornieren. "Die Kulanzregelungen gelten in den kommenden Wochen, deshalb ist es nicht erforderlich, sich unverzüglich zu melden", betonte das Unternehmen. Erstattungen könnten auch noch nach dem gebuchten Reisetag eingereicht werden.
Für alle bis zum 13. März erworbenen Tickets mit Reisedaten zwischen 13. März und 30. April könnten Fahrgäste ihre Fahrt verschieben und den Fahrschein bis zum 30. Juni flexibel für die gebuchte Strecke nutzen. Bei den rabattierten Sparpreisen und Supersparpreisen ist die Zugbindung aufgehoben.
Möglich ist nach Angaben der Bahn auch eine Umwandlung in Reisegutscheine: Bis zum 13. März erworbene Tickets für Reisen bis 30. April können demnach kostenfrei in einen Reisegutschein umgewandelt werden. Dies gelte auch für Sparpreise und Supersparpreise. Anträge zur Umwandlung in einen Reisegutschein könnten auch noch nach dem gebuchten Reisetag abgeschickt werden.
(om/pcl/ mit Material von afp)