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Deutschland
Der anhaltende Streit um das Sicherheitskonzept beim alternativen Kulturfestival "Fusion" in Mecklenburg-Vorpommern nimmt immer absurdere Formen an. Die Veranstalter wollen das traditionell friedliche Fest im Juni stattfinden lassen. "Wir hoffen auf eine Einigung", sagte ein Fusion-Sprecher. Die Veranstalter bezeichneten ihr Festival zuvor bereits einmal als eines der friedlichsten Deutschlands.
Die angezeigten Gewaltdelikte hätten in den Jahren 2011 bis 2016 laut Polizeistatistik im Schnitt bei 2,5 Delikten pro Festival gelegen – bei zuletzt rund 70.000 Besuchern.
Doch die Veranstalter streiten sich nun schon länger mit der Polizei und dem Neubrandenburger Polizeipräsident Nils Hoffmann-Ritterbusch. Offenbar plant seine Polizei sogar den Einsatz von Räumpanzern und Bundeswehr-Soldaten während des Festivals.
Schon seit März rüstet sich die Polizei laut der "Zeit" für einen Großeinsatz und eine Konfrontation bei der Fusion. Das geht aus einem Polizeipapier hervor, dass der "Zeit" vorliegt.
Hier fünf krasse Auszüge aus dem Einsatzkonzept:
- Etwa 100 Beamte, uniformiert und in zivil, sollen rund um die Uhr im Schichtsystem auf dem Gelände präsent sein. Zudem soll eine Beweis- und Festnahmeeinheit der Bereitschaftspolizei an den Start gehen. Diese Einheit kommt laut Polizei vor allem auf Großveranstaltungen zum Einsatz, "bei denen Auseinandersetzungen zu erwarten sind".
- Eine weitere Einsatzhundertschaft soll den Verkehr regeln und "bei Bedarf ihre Kollegen auf dem Festival unterstützen". In der Nähe des Festival-Geländes sollen rund 1.000 Polizisten untergebracht werden.
- Räumpanzer und Wasserwerfer sollen außerhalb des Festivals bereitstehen, ebenso eine Gruppe TMÖL (Technische Maßnahmen Öffnen und Lösen) – Beamte, die normalerweise Demonstranten losschneiden, die sich in Gleisbetten angekettet haben, etwa bei Protesten gegen Castortransporte.
- Bundeswehr-Soldaten sollen eine Zufahrt zum Polizeicamp bauen. Zivilkräfte der Polizei würden "offene und verdeckte Aufklärungsmaßnahmen durchführen".
- Die sozialen Medien werden ausgewertet, um "geplante Provokationen und Behinderungen des Polizeieinsatzes frühzeitig erkennen zu können".
Dabei war doch alles so friedlich!
Bisher sei die Polizei allein an den Ein- und Ausgängen präsent und bei Zwischenfällen sofort erreichbar gewesen, erklärten die Veranstalter. Dieses Konzept habe sich bewährt.
Sie sehen in den Vorstößen der Polizei einen Bruch mit der Philosophie des Festivals, das auf die Freiheit der Kunst und freie Entfaltung der Gäste baue.
Polizeipräsenz werde als "Bedrohung" dieser Grundidee wahrgenommen. "Die Polizei muss abrüsten und ihre Pläne zurücknehmen", forderte Sprecher Martin Eulenhaupt für den Veranstalter Kulturkosmos in Berlin.
Das Fusion Festival findet seit mehr als 20 Jahren statt und ist in dieser Zeit stetig gewachsen. Unter jungen Leuten ist es bundesweit als entspanntes Musikevent nahe der Müritz bekannt. Traditionell zelten die Teilnehmer auf dem rund 100 Hektar großen Privatgelände auf einem ehemaligen Militärflugplatz.
(lj)