FDP-Chef Christian Lindner hat sich mit einer an die bisherige Generalsekretärin Linda Teuteberg gerichteten Bemerkung im Netz den Vorwurf des Altherrenwitzes eingehandelt. Lindner sagte am Samstag in Berlin bei seiner Rede auf dem Bundesparteitag:
Auf das Gelächter im Saal sagte er weiter: "Ich spreche über unser tägliches, morgendliches Telefonat zur politischen Lage. Nicht, was ihr jetzt denkt."
Auf Twitter sorgte die Szene für Kritik. Der CDU-Abgeordnete Matthias Hauer schrieb dort beispielsweise in Anspielung auf das Motto des FDP-Parteitags: "#MissionAltherrenwitz statt #MissionAufbruch". Lindner reagierte am Abend: "Ich bitte um Nachsicht: Die Erwähnung der morgendlichen Telefonkonferenz mit der Generalsekretärin war kein Witz – vereinzeltes Lachen hat mich irritiert", schrieb er auf Twitter. "Es war also nur eine missverständliche Formulierung. Einmal auf Twitter bitte im Zweifel für den Angeklagten..."
Lachen konnte darüber nicht Linda Teuteberg. Bei Lindners Rede saß sie vorne und lauschte mit angespannter Miene seinen Worten. Bei Lindners sogenanntem Ausrutscher schwenkte eine Kamera schnell auf sie und fing ihren Blick ein.
Ich bitte um Nachsicht: Die Erwähnung der morgendlichen Telefonkonferenz mit der Generalsekretärin war kein Witz - vereinzeltes Lachen hat mich irritiert. Es war also nur eine missverständliche Formulierung. Einmal auf Twitter bitte im Zweifel für den Angeklagten... CL #bpt20
— Christian Lindner (@c_lindner) September 19, 2020
Wenn es nach den Twitter-Nutzern geht, ist Lindners Aussage keine Entschuldigung. Viele hätten sich lieber ein klareres Statement gewünscht.
Völlig egal wie Sie es (nicht) gemeint haben. Was ankommt zählt. Und als eigentlich guter Rhetoriker hätten Sie wissen müssen, dass so eine Wortwahl unpassend ist. Ein einfaches klares "War blöd, sorry" wäre wirklich mal schön zu lesen.
— Lian Hunold (@LianHunold) September 19, 2020
Das Erschreckende ist, dass die Rede vermutlich bis ins Detail geplant wurde. Und dennoch fehlt Herrn Lindner und seinem Umfeld, das die Rede mit ihm entwickelt hat, das Gespür, dass diese Formulierung mehr als unpassend ist
— Sebastian Karl Friedrich (@SLauwerth) September 20, 2020
Das war mehr als peinlich. Ungehörig und sexistisch...und jetzt noch so eine halbherzige Rechtfertigung, keine Entschuldigung! Herr Lindner--- das ist unterstes Niveau.
— Benedikt Muhle (@Djembe26) September 20, 2020
Ich finde, Sie sollten bei Frau @LindaTeuteberg um Entschuldigung bitten. Und zwar öffentlich.
— C. Storch (@Storch_i) September 20, 2020
Dorothee Martin wirft die Frage auf, wie ein männlicher Kollege wohl verabschiedet worden wäre. Ihrer Meinung nach mit ganz anderen Worten.
Mit Verlaub Herr Lindner, das geht gar nicht und das war auch nicht nur „missverständlich“. Wir hätten Sie denn einen männlichen Generalsekretär verabschiedet? Sicher nicht mit anzüglichem Kommentar!
— Dorothee Martin (@Doro_Martin) September 19, 2020
Auch der geschassten Generalsekretärin Teuteberg dürfte der Spruch nicht gefallen haben. Wie auf einem Video zu sehen ist, lässt sie die Situation schmallippig über sich ergehen, zieht kurz die Augenbrauen hoch.
Das ist wirklich die unerträglichste Verabschiedung, die ich aus 14 Jahren politischer Beobachtung erinnere: Chauvinistisch, empathie-, instinkt- und stillos. #BPT20 #fdp pic.twitter.com/I7haXPYgGp
— Ephraim (@lerchenberg) September 19, 2020
Zu dem Präsenzparteitag der Liberalen waren knapp 600 Delegierte in einem Berliner Kongresshotel unter dem Motto "Mission Aufbruch" zusammengekommen. Es war die erste derartige Veranstaltung einer Bundestagspartei seit Beginn der Corona-Pandemie.
(lin/mit Material der dpa)