"Geht's um das Gemeinwohl, der FC Bayern würde absteigen" – zeigt Studie
Manche kümmern sich um die Gesellschaft, andere nicht. So könnte man die These einer neuen Studie zusammenfassen, die danach fragt: Welche Unternehmen und Organisationen kümmern sich eigentlich um das Gemeinwohl in Deutschland? Also, um unseren Zusammenhalt, unsere Moral und unsere Lebensqualität.
Der "Gemeinwohl-Atlas" der Universität St. Gallen und der Leipzig Graduate School of Management hat tausende Teilnehmer für diese Studie zu deren Vertrauen in Unternehmen und Organisationen befragt. Herauskam:
Wem die Menschen vertrauen
- Die großen Hilfswerke setzen sich in den Augen der Befragten am meisten für das Gemeinwohl ein.
- Auch Medien wie die "Süddeutsche Zeitung" oder die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" genießen Vertrauen, dass diese sich für die Gesellschaft einsetzen. Je älter die Befragten aber waren, desto weniger Vertrauen hatten sie in die Medien.
- Gewinner, so schreiben die Macher der Studie, sei der ADAC. Der hat im Vergleich zur letzten Erhebung 2015 massiv an Vertrauen gewonnen. "Er scheint seine Vertrauenskrise überwunden zu haben", heißt es im Atlas.
- Den Social-Media-Unternehmen vertrauen die Menschen, je mehr sie sie nutzen. Das gilt vor allem für Twitter. Je mehr sich die Menschen über eine Zeitung informieren, desto weniger glauben sie an das Verantwortungs-Gefühl von Social Media.
Wem die Menschen nicht vertrauen
- Schlechter sieht es in der Automobil-Branche aus, der nur wenige einen Sinn für die Gesellschaft zusagen.
- Auch Riesenfirmen wie Nestlé und Bayer haben massiv an Vertrauen verloren.
- Schlecht sieht es auch für den DFB aus, dem im Vergleich zu 2015 rund 16 Prozent der Befragten weniger Sinn für die Allgemeinheit zutrauen.
- Viele der Dax-Unternehmen befinden sich in der Schlussgruppe. Die größten Verlierer sind VW, Bayer, Daimler, RWE und BMW.
- Die Deutsche Bahn landete in der Schlussgruppe und verlor über sechs Prozent an Vertrauen im Vergleich zu 2015. (Die Deutsche Post ist hingegen in der Spitzengruppe.)
Die Befragten machten im Falle der Automobil-Branche vor allem die Diesel-Affäre für den enormen Vertrauensverlust verantwortlich. Nicht nur seien die Autos von Herstellern wie VW unattraktiver geworden, auch fühlen sich die Studienteilnehmer nicht ausreichend über die Abgasaffäre informiert.
Bei der Frage nach Sportvereinen ist vor allem das Vertrauen in den DFB und den FC Bayern München gesunken.
"Geht es um das Gemeinwohl, würde der FC Bayern absteigen", sagte Timo Meynhardt zu Watson, der als Wirtschaftspsychologe mit für die Studie verantwortlich ist.
Er schränkt allerdings ein, dass das Vertrauen auch etwas mit dem Alter zu tun habe. "Je älter wir werden, desto mehr vertrauen wir den Fußballvereinen", erklärte Meynhardt.