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Grüne präsentieren Wahlprogramm – Kritik von Fridays for Future

19.03.2021, Berlin: Annalena Baerbock (l), Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, und Robert Habeck, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, stellen den Entwurf des Grünen-Wahlprogramms fü ...
Annalena Baerbock und Robert Habeck präsentieren das neue Wahlprogramm. Bild: dpa / Kay Nietfeld
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Grüne präsentieren Wahlprogramm – Kritik von Fridays for Future

20.03.2021, 11:40
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Die Grünen wollen nach der Bundestagswahl regieren und treten mit dem Anspruch einer grundlegenden Erneuerung an. In dem am Freitag vorgestellten Entwurf für ein Wahlprogramm plädiert die Partei für eine "sozial-ökologische Neubegründung" der Marktwirtschaft und stellt einen "klimagerechten Wohlstand" in Aussicht. Parteichef Robert Habeck sagte bei der Vorstellung des Programms, mit dem Abschied von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gehe eine politische Ära zu Ende, danach beginne eine neue.

"Die Regierungsparteien sind erlahmt und müde", kritisierte Habeck. Die Grünen legten mit diesem Wahlprogramm nun eine "Vitaminspritze" vor.

Das Programm steht unter dem Motto "Deutschland. Alles ist drin." In der Corona-Pandemie seien die Menschen über sich hinausgewachsen, sagte Ko-Parteichefin Annalena Baerbock. "Jetzt ist es an der Zeit, dass die Politik endlich über sich hinauswächst."

Die Grünen unterstützen das 1,5-Grad-Klimaziel

Für die Zeit nach der Corona-Pandemie schlagen die Grünen für das laufende Jahrzehnt ein Investitionsprogramm von jährlich 50 Milliarden Euro zusätzlich vor. Eine Lockerung der Schuldenbremse soll nach dem Willen der Grünen den Weg für staatliche Investitionen frei machen.

Beim Klimaschutz geben sie das Ziel aus, bis 2030 statt der angepeilten 55 Prozent an CO2-Reduktion 70 Prozent zu schaffen. Mit Blick auf das Pariser Klimaschutzabkommen heißt es: "Es ist notwendig, auf den 1,5-Grad-Pfad zu kommen."

Bei der Einkommensteuer soll ab einem Einkommen von 100.000 Euro für Alleinstehende und 200.000 Euro für Paare eine neue Stufe mit einem Steuersatz von 45 Prozent eingeführt werden. Ab 250.000 beziehungsweise 500.000 Euro sollen es 48 Prozent sein.

Die Grünen wollen den Flugverkehr reduzieren und die Bahn ausbauen

Zudem wird im Programmentwurf für eine Vermögensteuer geworben. Sie soll ab zwei Millionen Euro pro Person gelten und ein Prozent jährlich betragen. Ab 2030 sollen nach dem Willen der Grünen nur noch emissionsfreie Autos neu zugelassen werden. Kurzstreckenflüge sollen bis 2030 überflüssig gemacht werden – durch einen massiven Ausbau der Bahn.

Das bisherige Hartz-IV-System soll nach dem Willen der Grünen durch eine Garantiesicherung ersetzt werden, die auf die bisherigen Sanktionen verzichtet. Zudem wollen die Grünen die bisherigen Leistungen für Kinder zu einer Kindergrundsicherung zusammenfassen. Das Programm soll auf einem Parteitag im Juni beschlossen werden.

Fridays for Future kritisiert das Wahlprogramm

An ihrem globalen Aktionstag an diesem Freitag haben die Klimaschützer von Fridays for Future das Wahlprogramm als unzureichend kritisiert. "Mit dem vorgestellten Programm bleiben die Grünen meilenweit hinter ihren Versprechen an eine 1,5-Grad-konforme Politik zurück", sagte die Aktivistin Carla Reemtsma am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Der im Programm geforderte CO2-Preis in Höhe von 60 Euro sei viel zu niedrig. Im Superwahljahr 2021 sei es "die Verantwortung aller Parteien, klimagerechte Programme" vorzulegen.

Zuvor hatte der frühere Sprecher von Fridays for Future, Jakob Blasel, der für die Grünen in den Bundestag will, Kritik an den Plänen seiner Partei geäußert. Im Programm fehle neben einem ambitionierten CO2-Preis auch eine klare Abkehr von Gasinfrastruktur, ein Ausstiegsdatum für Öl- und Gasheizungen und ein Moratorium für den Autobahnbau, sagte Blasel dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Maßnahmen, die einen CO2-Preis ersetzen sollten, seien "zahnlos", sagte der designierter Bundestagskandidat der Grünen.

Die SPD sieht beim Wahlprogramm eine "programmatische Schnittmenge"

FDP-Chef Christian Lindner warnte vor den Kosten der Grünen-Forderung: "Das Grünen-Programm wird für viele Menschen und viele Familien teuer werden." Die Grünen wollten "eine andere Gesellschaft", erklärte der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Für ein Wiederanlaufen der Wirtschaft nach der Pandemie benötige Deutschland aber "eine deutlich wachstumsfreundlichere Politik". Und die Vermögensteuer schmälere die Investitionschancen.

Zufrieden zeigte sich hingegen SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil. "Wenn ich mir den Entwurf der Grünen anschaue, dann sehe ich einige programmatische Schnittmengen", sagte er der "Welt".

(lfr/afp)

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