
Ups. Eine Gerichtsentscheidung könnte Trump überraschend auf die Füße fallen.Bild: AP / Jacquelyn Martin
International
Der Supreme Court in den USA hat eine folgenschwere Entscheidung getroffen. Zunächst sah es mal wieder so aus, als würde diese vor allem dem Trump-Lager gefallen. Doch nun könnte sie dem US-Präsidenten überraschend zum Nachteil werden.
30.06.2025, 17:5930.06.2025, 17:59
Schon wieder ein Erfolg für die Trump-Administration: Der mehrheitlich konservativ besetzte Supreme Court entschied jüngst, dass Eltern ihre Kinder aus dem Unterricht nehmen können, wenn dort LGBTQ-Inhalte thematisiert werden – und das gegen ihre Religion verstößt.
Rex Huppke, Kolumnist bei USA Today, bedankt sich in seiner aktuellen Kolumne beim höchsten US-amerikanischen Gericht für das Urteil – ganz überschwänglich, aber nicht etwa, weil er selber erzkonservativ ist.
Im Gegenteil: Huppke will im Urteil ein Schlupfloch erkannt haben – und das dürfte Trump so gar nicht gefallen.
USA: Supreme-Court-Urteil gegen LGBTQ und für Religion
Was ist passiert? Religiöse Eltern im Bezirk Montgomery County (Maryland) hatten gegen eine Entscheidung der lokalen Schulbehörde geklagt.
Diese hatte Bücher in den Grundschulunterricht integriert, in denen queere Beziehungen ganz selbstverständlich dargestellt wurden – etwa die Geschichte einer Prinzen-Liebe zu einem Ritter oder ein Mädchen, das zur Hochzeit ihres Onkels mit einem Mann geht.
Eltern – muslimisch, katholisch und orthodox – hatten für ihr Recht geklagt, ihre Kinder von diesen Lektionen zu beurlauben, wenn sie ihre religiöse Freiheit als angegriffen sehen. Der Supreme Court gab ihnen nun in einem Eilentscheid vorläufig recht: Eine vorherige Richtlinie der Schulbehörde könne "die religiöse Erziehung der Kinder ernsthaft gefährden".
Transparenzhinweis
Dieser Artikel wurde von unserer Redaktion erstellt und überprüft. Dabei kamen auch KI-Tools zum Einsatz. Mehr Infos zu unserem Umgang mit KI gibt es hier. Fragen oder Hinweise gerne an redaktion@watson.de.
Der Fall geht zwar noch zurück an eine niedrigere Instanz, doch das oberste Gericht rechnet mit einem Erfolg für die Kläger:innen. Im Urteil hieß es:
"Die US-Amerikaner wollen ihren Kindern eine andere moralische Botschaft vermitteln. Und ihre Fähigkeit, diese Botschaft zu vermitteln, wird untergraben, wenn die genau gegenteilige Botschaft in den öffentlichen Schulen schon in sehr jungen Jahren positiv verstärkt wird."
Diese recht offene Begründung macht sich Huppke zunutze. Er kündigt feierlich an, "dass jeglicher Unterricht über Donald Trump meinen verfassungsmäßig garantierten Glauben verletzt – und meine Kinder deshalb davon verschont bleiben müssen".
Donald Trump geht gegen persönlichen Glauben
Huppke nimmt dieses Urteil nun beim Wort – und macht sich daran, seinen eigenen "Glauben" zu verteidigen. In seinem Fall bedeutet das: Er möchte seine Kinder nicht mit Donald Trump konfrontiert wissen. Denn: "Ich bin zutiefst religiös davon überzeugt, dass Lügen, Mobbing und die Zahlung von 130.000 Dollar Schweigegeld an einen Pornostar nach göttlichem Gebot unmoralisch sind."
Und genau deshalb dürfe man ihm und seiner Familie nichts über Trump zumuten – nicht einmal dessen bloße Existenz: "Jede Erwähnung, dass dieser Mann Präsident war, könnte den Eindruck erwecken, solches Verhalten sei gesellschaftlich akzeptabel – das wäre ein unzumutbarer Eingriff in die Erziehung meiner Kinder."
Seine Religion, so Huppke, habe ein zentrales Dogma: "Ein kompletter Idiot zu sein, ist schlecht." Diese Überzeugung sehe er durch Trump nachhaltig bedroht.
Richter Samuel Alito hatte in seiner Begründung das Kinderbuch Love Violet erwähnt – in dem sich ein Mädchen in eine Klassenkameradin verliebt. Für Huppke ist das einfach "süß" – für Alito und Co. offenbar "feindlich gegenüber religiösen Werten".
Donald Trump: Urteil als Grund, Kinder aus Unterricht zu nehmen?
Der USA-Today-Kolumnist setzt daher seinen Kontrastpunkt. Er wolle seinen Kindern vermitteln, dass es falsch ist, wenn ein Mann wegen sexueller Übergriffe verurteilt wird und Dinge sagt wie "Grab them by the pussy" – und dieser Mann dann trotzdem Präsident wird.
Wer so etwas normalisiere, stelle Huppkes Glaubensgrundsätze in Frage – und das, so legt er nahe, befähige ihn laut dem Supreme-Court-Urteil dazu, seine Kinder davor zu schützen.
Ob Huppke es wirklich ernst meint und seine Analyse des Supreme-Court-Urteils juristisch haltbar ist, bleibt offen. Dennoch klingt es so, als könnte er tatsächlich eine Lücke in dem Urteil gefunden haben.
Folgen mehrere Menschen seinem Vorbild und nehmen ihre Kinder bei Trump-Inhalten aus dem Unterricht, dürfte das zuvor sehr im Gusto des US-Präsidenten ausgegangene Urteil ihm überraschend auf die Füße fallen.
(mit Material der dpa)
In Estland sorgt ein russisch-orthodoxes Kloster für politische Spannungen: Die Regierung verdächtigt Nonnen, verdeckt für Russland zu arbeiten – und zieht mit einem neuen Gesetz Konsequenzen.
Klingt wie aus einem Spionagefilm: In Estland sollen Nonnen Teil eines russischen Netzwerks zur Einflussnahme sein. Das behauptet die estnische Regierung und richtet den Vorwurf direkt an das berühmte Pühtitsa-Kloster in Kuremäe.